Tønder Festival 2022

Ein Auftritt, der mehr als eine Seite im Tagebuch füllt

Ein Auftritt, der mehr als eine Seite im Tagebuch füllt

Ein Auftritt, der mehr als eine Seite im Tagebuch füllt

Tondern/Tønder
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Begeisterte Gesichter in der ersten Reihe beim Auftritt von Rikke Thomsen Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Mit Rikke Thomsen spielte „Sønderjysk“ auch am zweiten Festivaltag in Tondern eine Rolle. Die 31-Jährige holte einen musikalischen Tonderner Jung auf die Bühne. Ein Norweger aus Børkop konnte den Dialekt verstehen.

Mit Charme made in Sønderjylland, ihrer Stimme und ihrer Gitarre eroberte Rikke Thomsen das Publikum im Festivalzelt 1. Und während sie davon sang, dass es in Kopenhagen immer kalt ist, war dem Festivalpublikum an diesem Freitagnachmittag ganz und gar nicht kalt.

Der einheimische Dialekt war auch zum Festivalauftakt am Vortag präsent, als Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) das Event eröffnet hatte.

„Als ich meine ersten Lieder auf sønderjysk schrieb, dachte ich, wer mag die wohl hören. Und jetzt stehe ich hier in einem gefüllten Zelt. Ich habe mich seit zwei Jahren wie ein Baby (bajs) gefreut“, so die 31-jährige Musikerin bei ihrem Festival-Debüt.

Rikke Thomsen hatte sich wie ein kleines Kind auf ihren Festival-Auftritt gefreut. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Eine gelungene Überraschung

Zusätzliches Kolorit gab es, als plötzlich ein Mann auf die Bühne sprang, und auf sønderjysk mit einstimmte. Mit Michael Falch hatte Rikke Thomsen sich einen erfahrenen Kollegen und „Tonderner Jung“ ins Boot geholt.

Hat der 65-Jährige doch seine Jugend in der Wiedaustadt verbracht.

Auf der Festivalbühne stand er vor vier Jahren. 2018 war erst die zweite Einladung zum Festival, wie Falch damals anmerkte.

Ultra kurzes Gastspiel

„Es gibt nur einen Musiker in Dänemark, der gemeinsam mit Bruce Springsteen gesungen hat – und das ist Michael Falch“, so die Künstlerin. Daher freute sie sich, dass er zugestimmt hatte, ihre Version vom hungrigen Herz („Hunge hjerte“) zu singen.

Falchs Gastspiel dauerte nur einen Song lang. „Er kam aus Flensburg und muss weiter nach Fünen“, so die 31-Jährige, für die mit dem Auftritt auf dem Festival ein Traum wahr wurde.

„Ich mache gerade eine lange weiterführende Ausbildung“, meinte die eingefleischte Nordschleswigerin in Anspielung darauf, dass sie in Kopenhagen wohnt.

„Ich habe noch nie so viele Cafés auf einer so kurzen Distanz wie in der Østerbrogade gesehen. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie viel Dinkelmehl sie gebrauchen“, so die junge Frau, die im ländlichen Blans aufgewachsen ist, scherzend.

Eine Frau und ihre Gitarre Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Ein riesiges Erlebnis“

„Wenn ein Café in Kopenhagen eröffnet wird, dann erhält es einen fancy Namen mit U-Umlaut oder irgendetwas. Die Kopenhagener haben aber nie besonders gut Deutsch gekonnt“, zitierte die Sängerin ihre Großmutter.

„Hier aufzutreten, ist ein riesiges Erlebnis. Das wird ganz sicher mehr als eine Seite in meinem Tagebuch füllen“, versicherte Rikke. Dass man Moin sagt, wenn man kommt und geht, gab sie dem Publikum – das miteinstimmte – abschließend mit auf den Weg.

Gerda Olesen und Trond Karlsen gefiel, was sie hörten. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Es ging auch ohne Untertexte

„Ich konnte etwas davon verstehen. Wir haben viel Musik von ihr gehört. Sie ist gut und der Rhythmus gefällt mir“, sagte Gerda Olesen nach dem Konzert dem „Nordschleswiger“.

Bei Gerdas Kommentar: „Ich verstehe kein bisschen“ zu Konzertbeginn, sprang ein Einheimischer ein und agierte kurz Dolmetscher für die 65-Jährige.

„Es ist ein bisschen wie beim Englischen, da verstehe ich auch nicht alles“, so Gerda mit einem Lächeln.

Am Freitag zogen erst dunkle Wolken auf... Foto: Jane Rahbek Ohlsen
... dann kam ein Regenschauer. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Richtig reinhören“

Gerda Olesens Mann, Trond Karlsen, ist Norweger. Er war schon von der Sängerin begeistert, als sie noch nicht so sehr im Rampenlicht stand.

„Ich glaube, es war 2019, dass ich sie das erste Mal im Radio hörte. Wenn man richtig lauscht, dann versteht man auch mehr“, so der 59-Jährige.

Das Paar aus Børkop kommt seit ungefähr 20 Jahren zum Festival, wo es sich auf dem Campingplatz niederlässt. Als es und alle anderen das Zelt verließen, war es ein bisschen kühler – so kalt wie in dem von Rikke Thomsen besungenen Kopenhagen aber nicht.

Die schottische Band Skerryvore heißte dem Publikum nachmittags auf der Open-Air-Bühne ein. Foto: Jane Rahbek Ohlsen
Der Regen tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Nach dem kurz vor 15 Uhr einsetzenden Regen staubt es jetzt zumindest nicht mehr auf dem Festivalplatz

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