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Biogasbranche scheint bis auf eine Ausnahme zu brummen

Biogasbranche scheint bis auf eine Ausnahme zu brummen

Biogasbranche scheint bis auf eine Ausnahme zu brummen

Tondern/Tønder
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In der Biogasanlage bei Sollwig läuft es noch nicht optimal (Archivfoto). Foto: Brigitta Lassen

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Das große Werk bei Sollwig vor den Toren Tonderns hat erneut ein riesiges Minus erwirtschaftet. Zwei neue Projekte sind in der Planung, ein bestehendes Werk will die Produktion erhöhen.

Die Produktion von Biogas scheint in der ländlich geprägten Kommune Tondern ein gutes Geschäft zu sein. Das zeigte die Stadtratssitzung im Juni: Zwei neue Werke sollen gebaut werden. In einer bestehenden Anlage soll die Produktion gesteigert werden.

Dafür sieht es trübe aus für das existierende Biogaswerk bei Sollwig (Solvig). Dort wurde im vergangenen Jahr ein kapitales Minus von 73,2 Millionen Kronen erwirtschaftet. Die neuen Besitzer der Kapitalgesellschaft, Copenhagen Infrastucture Partners, wollen sich zu diesem Ergebnis nicht äußern, schreibt „JydskeVestkysten“. 

Derartig schlechte Bilanzen sind nicht Neues für Tønder Biogas A/S. 2021 rutschte man sogar mit 74 Millionen Kronen vor Steuern in die roten Zahlen. Etwas besser lief es 2022 mit einem Minus von 4,5 Millionen Kronen, schreibt die Zeitung.

Energiepark bei Rangstrup

Neue Pläne gibt es für eine Fläche östlich von Rangstrup. Initiatoren sind fünf Landwirte aus der Umgebung des Orts, die die Gesellschaft Agri Energy Syd Aps begründet haben. Im Energiepark soll Biogas gewonnen und Biokohle für die Düngung hergestellt werden, wenn das Gas nicht hundertprozentig verkauft werden kann.

 Dass bei so vielen Biogaswerken allmählich die Gülle knapp werden könnte, bestreitet Christian Jacobsen, der Vorsitzende der Gesellschaft ist. Bei einem Bürgertreffen hatten sich die Anwesenden in Bezug auf die Infrastruktur und einen möglichen Mangel an Biomasse bedenklich geäußert. Jacobsen machte deutlich, dass das Werk in einem Radius von 50 Kilometern Biomasse beziehen könne. Daher hielt er einen Engpass für ausgeschlossen. 

Diesen baulichen Umfang soll das östlich von Rangstrup geplante Biogaswerk haben. Foto: Agri energy

Das Projektgelände ist 20 Hektar groß. Das Werk soll jährlich zwischen 700.000 Kilogramm und 1,1 Millionen Tonnen Biomasse verarbeiten. Es wird mit einer Jahresproduktion von 58 Millionen Kubikmetern Biogas kalkuliert. 50 Prozent der Anlage sollen die Lieferanten der Biomasse besitzen, die andere Hälfte das Unternehmen Agri Energy. Der Gewinn wird entsprechend geteilt. Ein Teil des Überschusses soll auch örtlichen Zwecken zugeführt werden. Die fünf Landwirte meinen, dass der Profit nicht von großen, auswärtigen Kapitalstiftungen eingestrichen werden soll. 

Mit dem Rangstruper Werk soll die ausgestoßene CO₂-Menge etwa um 500.000 Tonnen jährlich reduziert werden. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Emissionen in der ganzen Kommune.

Fünf Landwirte, ein Ziel. Das sind die Initiatoren des neuen Biogaswerkes bei Rangstrup und Vorstandsmitglieder der Gesellschaft: Knud Kappel Petersen, Emiel Broeders, Claus Erlang, Christian Jacobsen (Vorsitzender) und Henning W. Jacobsen (v. l.). Foto: privat

In Mellerup soll auch gebaut werden

In Mellerup ist das Biogaswerk Nature Energy A/S in der Planung. Dort soll Biomasse aus der Landwirtschaft, Felderträgen, Hausmüll, Schlachtereiresten und organischen Essensresten verarbeitet werden – und zwar bis zu 850.000 Tonnen. Der etwa 21 Hektar große Standort liegt nur 950 Meter von der Grenze zur Kommune Apenrade (Aabenraa) entfernt. Deswegen soll auch sie in die Anhörung einbezogen werden. Das Werk würde einen Kilometer von Mellerup und 3,2 Kilometer von Aggerschau (Agerskov) entfernt liegen.

Auch hier wird mit Zulieferern von Biomasse in einem Radius von 50 Kilometern gerechnet. Es sollen jährlich 58 Millionen Kubikmeter Biogas gewonnen werden. Es wird mit 214 Transporten je Tag gerechnet. Das Werk würde 900 Meter von Rangstrup entfernt liegen. 

Der Planungsprozess

Bei der Planung neuer Projekte wird zunächst eine vierwöchige Anhörung (Ideenphase) durchgeführt. Danach folgt die Sachbearbeitung seitens der Kommune. Anschließend geht das Projekt für acht Wochen in die nächste Öffentlichkeitsphase mit der Durchführung eines Bürgertreffens, bevor es auf dem Tisch der Politikerinnen und Politiker landet. Vom Stadtrat gab es grünes Licht für den Start des Prozesses und der Planungsphase.

Größere Produktion

Eine Erhöhung der Produktionsmenge hat das Werk Storde Biogas bei Kumled beantragt. Sie soll von 200.000 Tonnen jährlich auf 600.000 Tonnen aufgestockt werden. In diesem Fall führten Bewohnerinnen und Bewohner der nahegelegenen Haushalte eine Unterschriftensammlung im Rahmen der ersten Anhörung durch. Sie fürchten weitere Geruchs- und Lärmbelästigungen bei der gesteigerten Produktion. Auch Verkehrsprobleme dürften zunehmen, so ihre Ängste.

Trotz der Bedenken hat der Stadtrat bis auf Kommunalratsmitglied Bjarne Lund Henneberg (Sozialistische Volkspartei) den erstellten Untersuchungsbericht in Bezug auf die Konsequenzen für die Umwelt auf seiner Sitzung im Juni gutgeheißen.

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