Glaube und Religion

Ehrung für die „Grande Dame“ der Kirche in Lügumkloster

Ehrung für die „Grande Dame“ der Kirche in Lügumkloster

Ehrung für die „Grande Dame“ der Kirche in Lügumkloster

Lügumkloster/Løgumkloster
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Ehre, wem Ehre gebührt. Bischof Gothard Magaard überreicht Ellen Blume die Medaille und forderte die Gemeinde zum Applaudieren auf. Mit stehendem Beifall wurde ihr gedankt. Foto: Brigitta Lassen

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Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurde der Kirchenältesten des Pfarrbezirks Lügumkloster/Hoyer, Ellen Blume, die Bugenhagenmedaille überreicht. Der 77-Jährigen wurde große Anerkennung für ihren jahrzehntlangen Kircheneinsatz und für die deutsch-dänische Zusammenarbeit gezollt.

Als Grande Dame der Kirche in Lügumkloster wurde Ellen Blumen unter anderem bezeichnet, als der Kirchenältesten am Sonntag im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes die Bugenhagenmedaille für ihre jahrzehntelange Arbeit in der Gemeinde des Klosterortes, von Gothart Magaard von der Nordkirche, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, verliehen wurde. Im deutschen Pfarrbezirk Lügumkloster/Hoyer der Nordschleswigschen Gemeinde  (NG) engagiert sich die 77-Jährige seit mehr als 50 Jahren.

 

Ellen Blumes Bruder, Peter Iver Johannsen, ihre Tochter Kirsten und Enkelin Anna wohnten dem Gottesdienst bei. Foto: Brigitta Lassen

 

Auf den Bänken saßen ihre drei Töchter Kirsten, Tina und Thea mit ihren Familien, ihr Bruder Peter Iver Johannsen, deutsche und dänische Pastorinnen und Pastoren sowie Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus ganz Nordschleswig, ehemalige Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen sowie Kollegen der Deutschen Schule Lügumkloster, Freundinnen und Freunde, Wegbegleitende, Vertreter und Vertreterinnen des Gemeinderats und viele mehr, um der Ehrung der bescheidenen Hauptperson beizuwohnen.

Auch die beiden anderen Töchter Tina (r.) und Thea, Schwiegersohn Kenneth sowie Enkel Lukas und Peter waren nach Lügumkloster gekommen. Foto: Brigitta Lassen

Ob sie es nun wollte oder nicht – für mehrere Stunden in der Kirche und anschließend bei einer nordschleswigschen Kaffeetafel in der Schule stand Ellen Blume voll und ganz im Mittelpunkt. Beiderorts wurde ihr großer Einsatz auch für die Schule und der ganzen Gemeinschaft gewürdigt. Sogar der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte ein Filmteam geschickt, um für die abendliche Sendung Schleswig-Holstein-Magazin die Ehrung festzuhalten.

Die Bugenhagenmedaille mit plattdeutscher Inschrift Foto: Nordkirche

Die Bugenhagen-Medaille ist die höchste Auszeichnung der Nordkirche, mit der herausragende Persönlichkeiten geehrt werden, die sich über viele Jahre ehrenamtlich um die evangelisch-lutherische Kirche verdient gemacht haben. Keiner der Anwesenden war sich im Zweifel, dass diese Kriterien von Ellen Blume mehr als erfüllt werden, obwohl sie in ihrer bescheidenen Art gemeint hatte, dass es so viele andere gebe als sie, die die Auszeichnung verdient hätten.

Bischof Magaard erklärt Rück- und Vorderseite der Bugenhagenmedaille. Foto: Brigitta Lassen

 

Ellen Blume ist seit mehr als 50 Jahren Kirchenvertreterin und seit 20 Jahren Kirchenälteste in Lügumkloster. Auch bei übergemeindlichen Veranstaltungen hat sich die 77-Jährige ehrenamtlich für die Nordschleswigsche Gemeinde engagiert, zum Beispiel beim nordschleswigschen Kirchentag.

 

Wir freuen uns mit dir und deiner Familie diesen Gottesdienst feiern zu dürfen.

Matthias Alpen, deutscher Pastor in Lügumkloster

Der deutsche Gemeindepastor für Lügumkloster und Hoyer, Matthias Alpen, meinte bei Beginn des Festgottesdienstes, der von Organist Poul Skjølstrup und Niels Thilma auf der Trompete eine zusätzliche feierliche Note erhielt, Ellen Blume möge es eigentlich nicht, im Mittelpunkt zu stehen. „Politisch unkorrekt muss ich dir sagen: Da musst du durch. Wir freuen uns mit dir und deiner Familie diesen Gottesdienst feiern zu dürfen“, erklärte Alpen. Alle Anwesenden wüssten, was sie für die Gemeinde und für ganz Nordschleswig für das Miteinander und Füreinander geleistet habe.

Prächtige Unterhaltung

Bischof Gothart Magaard, der sich in seiner Predigt mit Johannes Bugenhagens Leben und Werk als einer der bedeutendsten Lehrer der Reformation befasste, meinte, dass dieser sich bestimmt prächtig mit der Auszuzeichnenden über pädagogische Fragen hätte unterhalten können. Pädagogik, Schule und die Arbeit mit Kindern wären Themen, die den Reformator und „die Frau aus unserer Mitte“ verbinden würden.

Mit ihrer Musik und ihrem Einsatz habe sie die Gemeindearbeit bereichert, Bildungsarbeit gefördert und die Kirche in verschiedenen Gremien unterstützt und das kirchliche Leben und Miteinander im deutsch-dänischen Grenzland mitgeprägt. Man könne dankbar sein, dass Gott sie bei dieser Arbeit begleitet habe.

Paul Clausen (mit Sohn Erwin) wurde vor 22 Jahren mit der Bugenhagenmedaille geehrt. Beim Festgottesdienst war er dabei. Foto: Brigitta Lassen

Bei ihrem Einsatz sei sie stets vom Geist Gottes geleitet worden. Der Bischof hob auch Ellen Blumes große Offenheit und ihre christliche Lebenshaltung hervor. Sie sei ein Beispiel stellvertretend für viele andere, die im Glauben leben und handeln und segensreich wirken. „Das ist wundervoll und dafür herzlichen Dank“, so Magaard in seiner Predigt.

Bischof Gothart Magaard auf der Kanzel Foto: Brigitta Lassen

Vorab hatte Bischof Magaard erklärt, dass die Medaillenverleihung in Lügumkloster ein Termin sei, der ihm besondere Freude bereite. Denn der freundschaftliche, lebendige und wertschätzende Kontakt und Austausch der Kirchen im deutsch-dänischen Grenzland seien ihm ein Herzensanliegen.

Engagierte Menschen

Für dieses Anliegen brauche es engagierte Menschen, die das Miteinander leben und fördern. Mit der Auszeichnung von Ellen Blume, die sich in vielfältiger Weise für das kirchliche Leben der Nordschleswigschen Gemeinde engagiert hat, kommt auch dieser Aspekt in besonderer Weise zum Tragen. Daher freue er sich sehr, Ellen Blume die Bugenhagenmedaille im Kreis vieler Menschen überreichen zu dürfen.  

Wichtige Impulse für das deutsch-dänische Miteinander

In ihrem Wirken habe sie wichtige Impulse für das deutsch-dänische Miteinander gegeben. Als Brückenbauerin zwischen den Kulturen habe sie auch die positiven Veränderungen im Grenzland in den letzten Jahren mit geprägt. Außerdem brachte sie ihre Musikalität immer wieder ein, beispielsweise als langjährige Leiterin des Posaunenchores und des Flötenkreises. Heute ist sie in der Konfirmandenarbeit aktiv.

Ellen Blume habe früh die pädagogische Bedeutung der Zweisprachigkeit im Grenzland erkannt. In einem Kreis von Kolleginnen entwickelte sie schon in den 80er Jahren ein Konzept von Minderheitenpädagogik. Das zweisprachige Liederbuch der deutschen Schule Lügumkloster, an dem sie entscheidend mitwirkte, ist in dieser Form einzigartig in Nordschleswig.

Christliches Menschenbild

Der vielfältige Einsatz der Gewürdigten gründe in ihrem christlichen Menschenbild. Der Dialog mit anderen und die persönliche Auseinandersetzung mit Gottes Wort seien Grundpfeiler ihres ehrenamtlichen Schaffens. Sie gebe Impulse und setze Ideen tatkräftig um, könne aber genauso gut im Hintergrund aktiv sein. Durch ihr Wirken als Kirchenälteste habe sie sich die Anerkennung und das Vertrauen der Menschen erworben.

Stehender Beifall für Ellen Blume in der Kirche zu Lügumkloster. Zu den Gästen zählte auch Hinrich Jürgensen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN). Foto: Brigitta Lassen

 

Die Vorderseite der silbernen Medaille zeigt ein Bild Johannes Bugenhagens. Auf der Rückseite steht die plattdeutsche Widmung „Christum leef hebben is vele beter alse all wetent“ (Christus liebhaben ist viel besser als allwissend zu sein), erläuterte der Bischof beim Festgottesdienst. Er ließ es sich nicht nehmen, nach der Ehrung auch an der nordschleswigschen Kaffeetafel in der Deutschen Schule teilzunehmen.

Ellen Blume, Pastor Matthias Alpen und Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus ganz Nordschleswig Foto: Brigitta Lassen

 Auch Pastor Matthias Alpen hatte im Vorfeld viele Worte der Anerkennung für Ellen Blume gefunden und nannte in diesem Zusammenhang ein Beispiel.

Im Mai bekam die deutsche Gemeinde in Lügumkloster nach drei Jahren das erste Mal wieder Besuch aus Deutschland. Zum Gemeindeausflug aus Kellinghusen kamen 50 Personen, die sich vom Kloster und von kirchlicher Arbeit nördlich der Grenze berichten ließen. Die Kirchenälteste Ellen Blume deckte im Gemeindehaus die Tische, sorgte für Kaffee und Kuchen. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz konnte sie über die speziellen Bedingungen der deutschen Minderheitengemeinden in Nordschleswig berichten. Die Besuchenden aus dem Holsteinischen quittierten den Bericht mit dankbarem Applaus. Sie spürten, dass das Engagement von Frau Blume tief verwurzelt ist.

Obwohl Ellen Blume für den Festgottesdienst mit anschließender Kaffeetafel anderen die Organisation und praktische Arbeit überlassen musste, hat sie als Kirchenälteste Organist Poul Skjølstrup verabschiedet. Er spielte vor seinem Ruhestand das letzte Mal bei einem deutschen Gottesdienst. 20 Jahre saß Skjølstrup an der Orgel der Klosterkirche. Foto: Brigitta Lassen

Als Vorsitzende des Kirchenvorstandes plane sie die Aktivitäten vor Ort. Ihr sei es wichtig dafür zu sorgen, dass die Menschen sich begegnen können. „Wenn sich die deutsche und dänische Gemeinde in den Pastoraten treffen, begrüßt sie gerne mit der nur so im Dänischen möglichen Alliteration: „Schön, dass ihr hier seid zu „snak,samvær, spise og synge“ (Deutsch: „zu Gespräch, Gemeinschaft, Essen und Singen“).

Ihr Engagement für kirchliche Arbeit gründet in persönlicher Frömmigkeit und ihrem christlichen Menschenbild. Und die Vorbereitungen zu einem Gemeindeausflug sind dann immer gründlich gemacht. Heute ist sie im Mini- und in der Konfirmandenarbeit aktiv. Ellen Blume setze sich gerne in „ihrem“ Pfarrbezirk Hoyer/Lügumkloster ein.

Fünf Geistliche auf einen Streich: NG-Pastorin Cornelia Simon, der dänische Gemeindepastor in Lügumkloster, Sten Haarløv, Pastor emer. Günther Barten, Bischof Gothart Magaard und Pastor und Senior, Matthias Alpen (v. l.) Foto: Brigitta Lassen

Ellen Blume hat beruflich als Lehrerin an der deutschen Schule vor Ort gewirkt. Für ihre Tätigkeit war sie bei Eltern und Schülerinnen und Schülern hoch respektiert, denn sie sah immer das einzelne Kind. Darüber hinaus brachte sie dann für Schule und Kirchengemeinde ihre Musikalität ein und gründete als junge Lehrerin 1970 einen Flötenkreis, von 1982 bis 1998 dann leitete sie den Posaunenkreis der Gemeinde.

Angeführt von der Vorsitzenden der Nordschleswigschen Gemeinde, Mary Tarp, und dem NG-Geschäftsführer Gerd Lorenzen Foto: Brigitta Lassen

Als Kirchenälteste habe sie sich die Anerkennung und das Vertrauen der dänischen Mehrheitsbevölkerung im Laufe der Jahre in vielen Begegnungen oder auch gemeinsamen deutsch-dänischen Gottesdiensten erworben. „Solche Entwicklungen unter Ellen Blumes Mitwirken sind vertrauensbildend und dokumentieren die positiven Veränderungen des Grenzlandes der letzten Jahre. Ohne Brückenbauerin zwischen den Kulturen können solche Schritte nicht gegangen werden, erklärte Matthias Alpen.

„Ellen Blumes Wirken kann als Pionierarbeit beschrieben werden und es hat Strahlkraft, sowohl in der Gemeinde vor Ort, in die dänische Mehrheitsbevölkerung und ins Grenzland."

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