Lokalhistorie

Ex-Kommunaldirektor tauchte in Klosters Geschichte ein

Ex-Kommunaldirektor tauchte in Klosters Geschichte ein

Ex-Kommunaldirektor tauchte in Klosters Geschichte ein

Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Die Gauklerfiguren in Lügumkloster Foto: Monika Thomsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Hans Holt nahm die „Obrigkeiten“ der Vergangenheit unter die Lupe. Damit wurde eine Lücke im Lokalhistorischen Archiv geschlossen.

Eigentlich wollte er nur eine Übersicht über die Bürgermeister machen, die in den vergangenen Jahrzehnten die Kommune Lügumkloster „regiert“ haben. Doch Hans Holts Vorhaben wurde weit umfangreicher, zumal damit einem Vorhaben auch eine schriftliche Lücke im Bestand des lokalhistorischen Archivs der Klosterstadt geschlossen werden konnte.

„Im Archiv erzählten sie mir, dass sie über dieses Thema eigentlich Material bräuchten. Und wer kommt da anderes infrage als der letzte Kommunaldirektor der Kommune Lügumkloster“, lacht der 74-Jährige, der zwei Jahre nach der Kommunalreform 2007, als Lügumkloster Teil der Großkommune Tondern/Tønder wurde, auf eigenen Wunsch den öffentlichen Dienst quittierte.

 

Hans Holt überlässt dem Leiter des lokalhistorischen Archivs, Frede Gotthardsen (r.), seine gesammelten Werke. Foto: privat

Aus der Übersicht der 17 Bürgermeister und früheren Fleckenvorsteher von 225 Jahren, die er bis in die Jahre 1770/1780 bis zum letzten Bürgermeister Kaj Armann zurückverfolgen konnte, wurde eine schriftliche Sammlung über die Obrigkeiten „Øvrigheder i og omkring Løgumkloster“ der früheren selbstständigen Kommune, zurückdatiert, als der Ort nur etwa 500 Einwohnerinnen und Einwohner zählte. Er recherchierte unter anderem im Reichsarchiv in Apenrade (Aabenraa) und mithilfe von rund 40 verschiedenen Quellen.

Sein erworbenes Wissen hat er nun digital auf einem USB-Stick dem Archiv überlassen, „sodass eine Ergänzung bei neuen Erkenntnissen über Menschen des öffentlichen Lebens vorgenommen werden kann. Jeder kann dazu beitragen, denn es gibt bestimmt sehr viel mehr über Lügumkloster zu berichten. Solange ich es kann, werde ich es tun. Schließlich ist das keine Arbeit für mich, sondern mein Hobby“, versichert der lokalhistorisch interessierte Verfasser.

Zudem gibt es sein Werk auch in kleiner Zahl in „Buchform“ gesammelt in einem Aktenordner. „Anders als sonst, kann man dieses Buch auch im Archiv ausleihen“, so der Vorsitzende des lokalhistorischen Vereins, Vagn Lauritzen.

Hans Holt ist auch Vorsitzender der Stiftung „Andelsvaskeriets Mindefond" von Lügumkloster. In der Mitte der Leiter des lokalhistorischen Archivs, Frede Gotthardsen, rechts Vagn Lauritzen Foto: Privat

Hans Holt befasste sich im Zuge seiner Recherchen nicht nur mit der Politik. Dazu kamen Themen wie Kirchen, das Gerichtswesen, Schulen und vieles mehr.

Interview mit Politikern

„Eine spannende Aufgabe und ein Erlebnis waren die Gespräche, die ich mit noch lebenden Stadtratsmitgliedern früherer Jahre oder deren Hinterbliebenen führte. Besonders ergiebig war das Interview mit Barbara Roost, Witwe des Kommunalpolitikers und Sattlermeisters Andreas Roost, oder mit Marie Tästensen, Witwe von Niels Tästensen. „Ich habe natürlich auch mit Hans-Jürgen Schmidt Meyer gesprochen. Ich kannte diese Politiker noch aus meiner aktiven Zeit in der Kommune Lügumkloster“, berichtet Hans Holt.

Mit Stegmann fing alles an

Der gebürtige Söllstedter begann seine Karriere im öffentlichen Dienst als Lehrling im früheren Rathaus auf dem Tonderner Markt. Einen besonderen Eindruck hat dabei der frühere Bürgermeister, Hans Henrik Stegmann, hinterlassen, den er auch noch persönlich kannte. Er war Bürgermeister von 1921 bis 1937 und Richter in Lügumkloster und war später als Richter in Tondern tätig. Holsts ursprünglicher Plan war, Recherchen gerade über diese Persönlichkeit anzustellen.

„Er war ein stattlicher Mann und eine Respektperson. Er war nicht irgendwer. Mitte der 60er Jahre, als ich noch Lehrling war und noch grün hinter den Ohren war, betrat Stegmann den Raum und haute mit seinem Stock mehrfach auf den Boden. Er wollte mit dem Kontorchef (frühere Bezeichnung für Kommunaldirektor) Ludvig Nielsen sprechen. „Ich erklärte ihm den Weg zu Nielsens Büro. Was ihm nicht ausreichte. Der schlug erneut mit dem Stock auf den Boden und meinte, dass Ludvig Nielsen nach unten zu ihm kommen sollte." Stegmann lebte bis zu seinem Tod am Kongevej in Tondern.

Hans Henrik Stegmann war Bürgermeister in Lügumkloster von 1921 bis 1937. Foto: arkiv.dk

Da seine Großeltern in Lügumkloster wohnten, kannte Hans Holt schon als Kind die Namen und die Erzählungen über die Obrigkeiten.

Aus dem Flecken wird eine Kommune

Seit Anfang der 1770er Jahre war Lügumkloster ein Flecken mit einem Fleckenvorsteher. In deutscher Zeit bis zur Volksabstimmung 1920 gehörten 23 Gemeinden zum Einzugsgebiet. 1970 wurde bei der Kommunalreform aus dem Flecken eine Kommune, die sich aus den Ortschaften Bedstedt (Bedsted), Osterhoist (Øster Højst) und Norderlügum (Nørre Løgum) zusammensetzte. Seit 2008 ist Lügumkloster Teil der Großkommune Tondern.

Informationen zu Hans Holt

  • Der heute 74-jährige Hans Holt wurde in Söllstedt geboren.
  • 1964 ging er im Tonderner Rathaus in die Lehre.
  • Nach dem Militär kehrte er 1976 ins Rathaus als Sekretariatschef zurück.
  • 1986 wurde er Kommunaldirektor in Lügumkloster und blieb dies bis Ende 2006.
  • Zwei Jahre arbeitete er noch als Chefsekretär von Bürgermeister und Kommunaldirektor, bevor er am 1. April 2009 in den Ruhestand trat.
Mehr lesen