Kommunalpolitik

Die eine geht freiwillig, der andere muss unfreiwillig abdanken

Die eine geht freiwillig, der andere muss abdanken

Die eine geht freiwillig, der andere muss abdanken

Tondern/Tønder
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Von 31 Stadtratsmitgliedern werden 14 neu in den Stadtrat einziehen. Foto: Monika Thomsen

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Die letzte Stadtratssitzung des Jahres und der Legislaturperiode steht bevor. Für zwei Mitglieder endet ihre politische Karriere am Mittwoch. Eike Albrechtsen wählte selbst ihren Abgang. Jens Møller musste sich dem Votum der Wählerinnen und Wähler beugen.

Wenn der Tonderner Stadtrat am Mittwoch zusammenkommt, wird es die letzte Sitzung des Jahres und der zu Ende gehenden Legislaturperiode sein. Für 17 Ratsmitglieder gibt es nach dem Jahreswechsel ein Wiedersehen. 14 beenden ihre politische Karriere, teils gewollt, teils ungewollt.

 

Peter Christensen und Eike Albrechtsen (beide Sozialdemokraten), Preben Linnet (Venstre), Bent Paulsen (Dänisch Volkspartei), Irene Holk Lund (Tønder Listen) und Holger Petersen (Einheitsliste) hängen aus eigenen Stücken die Politik an den Nagel.

 

Die Tochter Mette Linnet, selbst seit vielen Jahren in der Politik, setzte ihrem Vater Preben Linnet das Ritterkreuz an. Er ist einer von sechs Stadtratsmitgliedern, die keine Wiederwahl wünschten. Foto: Monika Thomsen

Für acht Mitglieder hat das Wählervotum für einen vorzeitigen Abschied gesorgt. Claus Hansen, Susanne Linnet, Mathias Knudsen, Jesper Steenholdt und Jens Møller, alle Venstre, Harry Sørensen (Konservative), Henning Gad (Sozialdemokraten) und Jan Voss Hansen (Dänische Volkspartei) verpassten eine Wiederwahl am 16. November.

Wer wurde wieder gewählt, wer musste gehen, wer wollte nicht mehr?

 

Tønder Listen

Wiederwahl: Henrik Frandsen, Anita Uggerholt Eriksen, Bo Jessen, René Andersen, Karl   Henning Clausen

Wünschte keine Wiederwahl: Irene Holk Lund

 

Venstre

Wiederwahl:  Leif Høeg Jensen, Mette Bossen Linnet, Poul Erik Kjær

Keine Wiederwahl erreichten: Mathias Knudsen, Jens Møller, Susanne Linnet, Claus Hansen und Jesper Steenholdt

Wünschte keine Wiederwahl:  Preben Linnet

 

Sozialdemokraten

Wiederwahl: Kim Printz Ringbæk, Flemming Gjelstrup, Harald Christensen

Keine Wiederwahl erreichte: Henning Gad

Wünschten keine Wiederwahl:  Peter Christensen und Eike Albrechtsen

 

Konservative

Wiederwahl: Anette Abildgaard Larsen

Keine Wiederwahl erreichte: Harry Sørensen

 

 

Schleswigsche Partei

Wiederwahl: Jørgen Popp Petersen und Louise Thomsen Terp

 

Dänische Volkspartei

Keine Wiederwahl erreichte: Jan Voss Hansen

Keine Wiederwahl wünschte: Bent Paulsen

 

Borgerlisten:

Wiederwahl: Thomas Ørting Jørgensen und Allan Skjøth

 

Sozialistische Volkspartei:

Wiederwahl: Bjarne Lund Henneberg

 

Einheitliste:

Wünschte keine Wiederwahl: Holger Petersen

 

Schluss nach 23 Jahren

Nach 23 Jahren ist Schluss mit der Politik für Jens Møller aus Lügumkloster (Løgumkloster). Er saß früher sowohl im Amtsrat als auch später im Regionsrat, bis er sich 2007 auch bei der Kommunalwahl in der neuen Großkommune dem Votum der Wählerschaft stellte. Der Venstre-Politiker, der vor vier Jahren mit der Konstituierung des neu gewählten Stadtrats haderte, aus der Partei austrat und fraktionsloser Einzelgänger wurde, bedauert, nicht mehr im politischen Geschäft zu sein.

Volksnähe ist eine der Eigenschaften, die Jens Møller beliebt gemacht haben. Auch er ist seit 2017 Träger des Ritterkreuzes. Foto: Archivfoto: DN

Der 68-Jährige geriet zwar nicht direkt in den Strudel der internen Venstre-Querelen, mischte aber hinter den Kulissen mit, als die eigenen Leute mit ihrem Parteikollegen, Bürgermeister Henrik Frandsen, unzufrieden waren. Er will nicht leugnen, dass sein Fraktionsaustritt der Anfang vom Ende der übermächtigen Partei Venstre war, die bei der Wahl im November nur noch sechs Mandate gewann. Nachdem Frandsen im Herbst 2020 Venstre den Rücken kehrte und die Tønder Listen gründete, kehrte Møller wieder in die Venstre-Reihen zurück.

Er begann seine politische Karriere 1997 im Amtsrat, damals noch unter der Leitung von Kresten Philipsen. Sein politischer Lehrmeister war der frühere Bürgermeister von Augustenburg, Regnar Liboriussen. Bis 2006 hatte Møller einen Sitz im Amtsrat, bis dieser abgeschafft und vom Regionsrat abgelöst wurde – mit Carl Holst als Regionsvorsitzendem. Dessen Nachfolgerin wurde dann Stephanie Lose. Doch auch Møllers letzte Kandidatur für den Regionsrat schlug fehl, sodass er sich die vergangenen vier Jahre ausschließlich auf die Kommunalpolitik konzentrierte.

Bereust du, den Stein für die Querelen bei Venstre ins Rollen gebracht zu haben?

„Nein, ich bereue nichts. Ich habe immer aus meiner Überzeugung entschieden. Mit der Konstituierung, bei der ich nicht berücksichtigt wurde, konnte Frandsen mir etwas heimzahlen, was in der vorigen Wahlperiode vorgefallen war. Viele andere meiner Fraktionskollegen waren unzufrieden, aber sie unternahmen nichts.“

Fällt es dir schwer, auf diese Weise aus der Politik zu gehen?

„Ja, ich bedaure es. Die Wähler haben entschieden. Es waren fantastische Jahre und ich werde die Begegnungen mit den vielen Personen vermissen, die ich während der 23 Jahre kennengelernt habe.“

Was wirst du jetzt machen?

„Ich habe einen kleinen Nebenjob als Fahrer bei einem Haderslebener Automobilgrossisten, wo ich als Reservekraft einspringe. Wir sind drei frühere Vertreter aus dem Wirtschaftsleben, die diese Fahrten übernehmen. Ich werde bestimmt keine Langeweile haben und werde auch die Direktübertragung der Stadtratssitzungen auf Facebook weiterverfolgen. Das werde ich gar nicht sein lassen können. Schade finde ich es, dass es keinen Vertreter mehr aus der alten Kommune Lügumkloster im Stadtrat geben wird. Claus Hansen, Mathias Knudsen, Henning Gad und ich sind rausgeflogen und Irene Holk Lund wünschte keine Wiederwahl. Zwar wohnt Jørgen Popp Petersen, den ich als vernünftigen und fachlich tüchtigen Menschen schätze, in der alten Kommune, aber  man wendet sich mit seinen Anliegen wohl nicht direkt an den Bürgermeister.“

In seiner Aufzählung der Stadtratsmitglieder aus Lügumkloter, die nicht mehr dabei sind, hat Jens Møller Leif Hansen von der Schleswigschen Partei vergessen. Der Neugewählte lebt in der Klosterstadt.

Bürgermeister Henrik Frandsen überreichte Eike Albrechtsen das Ritterkreuz. Foto: Monika Thomsen

 

Der Countdown läuft

 

Freiwillig verlässt die Sozialdemokratin Eike Albrechtsen die Kommunalpolitik und freut sich. Die 63-Jährige ist als Krankenschwester in Vollzeit im Tonderner Krankenhaus beschäftigt. Im vergangenen Jahr bekam sie für ihre 20 Jahre in der Politik das Ritterkreuz.

Wie ist der Abschied von der Politik?

„Ich bin froh, dass ich mich selbst dazu entschieden habe, auf eine Kandidatur zu verzichten. Vor acht Jahren wurde ich nicht wiedergewählt, was nicht besonders erbaulich war. Jetzt befinde ich mich quasi schon im Countdown-Modus.“

 

Was willst du mit der neu gewonnenen Freizeit machen?

„Ich habe gerade wieder geheiratet. Wir wollen mehr verreisen, und mein Garten sieht bestimmt nicht so aus, wie er eigentlich sollte. Im Februar werde ich beruflich kürzertreten. Weniger Arbeit, keine Politik mehr. Ich werde Zeit haben für Sachen, die ich sonst nicht machen konnte. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, mit der Politik Schluss zu machen.“

 

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