Denkmalschutz

Höchste Eisenbahn für die Rettung des Tonderner Liebestempels

Höchste Eisenbahn für Rettung von Tonderns Liebestempel

Höchste Eisenbahn für Rettung von Tonderns Liebestempel

Tondern/Tønder
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Der Liebestempel in der Norderallee hat bessere Tage gesehen. Foto: Brigitta Lassen

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Die arg benötigte Totalrestaurierung des Lusthäuschens in der Norderallee hat begonnen. Zum Tønder Festival soll die „lebensrettende“ Mission beendet sein.

„Es war höchste Eisenbahn, den Liebestempel zu restaurieren.“ Das meint Architekt Harald Christensen, der bei diesem Projekt als Berater in die Rolle des „Bauleiters“ geschlüpft ist. Die Rettung des fast 230 Jahre alten Lusthäuschens in der Tonderner Norderallee wird ungefähr eine Million Kronen kosten, für die die Kommune Tondern als Besitzerin aufkommen muss.

Von der staatlichen Schloss- und Kulturbehörde gibt es keine Zuschüsse. „Das ist nur bei Gebäuden in Privatbesitz möglich“, erklärt Christensen. Der Liebestempel steht unter Denkmalschutz. Aber die Behörde habe zumindest grünes Licht für die Restaurierung gegeben.

 

Das Holzdach war vollkommen morsch. Auch die hölzernen Vasen waren angegriffen. Foto: Harald Christensen

Der Zustand des Gebäudes ließ mehr als zu wünschen übrig. Das Holzdach war vollkommen morsch. „Vom Dach bis nach unten war alles aber in gutem Zustand“, erklärt der Architekt weiter. Das gilt auch für die etwa drei Meter hohen dorischen Säulen. Bis zum Tønder Festival soll der Liebestempel fertig sein, der ungefähr im Jahr 1800 gebaut wurde.

Was wird sich der Tischler der Firma Visby wohl beim Anblick dieses morschen Holzbogens gedacht haben? Foto: Harald Christensen

Im Tempel blühte die Liebe

Im hölzernen Lusthäuschen sollen sich nach Erzählungen viele junge Pärchen aus Tondern zum Rendezvous getroffen und die ersten Küsse getauscht haben, oder sind erst dort zum Liebespaar geworden. Gebaut wurde das Schmuckstück vor fast 230 Jahren eigentlich als kleiner Musikpavillon für sonntägliche Spaziergänge. Am anderen Ende der Allee, die sich bis zur Alleestraße hinzieht, stand ursprünglich ein zweiter Pavillon, der jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.

Der Liebestempel hat sein Dach verloren. Foto: Brigitta Lassen

Persönliche Erinnerungen

 „Auch ich als Tonderaner habe dort das eine oder andere Bierchen getrunken und habe sonnabends Jazzkonzerte besucht.  Viele Spaziergängerinnen und -gänger freuen sich über die Restaurierung und erzählen von ihren eigenen Erlebnissen im Liebestempel“, freut sich Harald Christensen.

In späteren Jahren wurden dort tatsächlich auf minimaler Bühne Konzerte gegeben. Das gilt sogar für den Musiker Michael Falch, der das achteckige Gebäude sogar besungen hat. Er verbrachte seine Jugendjahre in Tondern.

Schmuck auf dem Dach des Liebestempels. Ein Stern und sogenannte Prachtvasen aus Holz Foto: Brigitta Lassen

Zerstört und zweckentfremdet

Doch der Liebestempel wurde im Laufe der Jahre zweckentfremdet. Dort wurden Lagerfeuer entzündet, Teile mutwillig zerstört und Abfall hinterlassen. Vor zehn Jahren wurde er das letzte Mal restauriert, da das Holz schon damals vermoderte.

Wenn die aktuellen Holzarbeiten fertig sind, wird der Liebestempel in seinen ursprünglichen Farben Rot, Weiß und Grau gestrichen. Die schon vor mehreren Jahren abgebauten blauen Bänke werden als restaurierte Sitzgelegenheit zurückkehren. Zudem soll das romantische, achteckige Bauwerk im klassizistischen Stil künftig angeleuchtet werden.  

Carsten Richtsens Büste steht in der Norderallee. Auch sie war ein Geschenk des Justizrats, der von 1790 bis 1812 Bürgermeister von Tondern war. Foto: Brigitta Lassen

Der Liebestempel und die Norderallee waren Geschenke des wohlhabenden Justizraths Carsten Richtsen, der von 1790 bis 1812 auch Bürgermeister der Stadt war. Auf der Achse der Norderallee wurde der Liebestempel gebaut. Nach ihm ist auch die Richtsensstraße (Richtsensgade) benannt. Er und seine Frau Ingeborg gründeten auch eine Stiftung für minderbemittelte Familien. Mit dem Geld sollte den Armen zumindest mit einem Dach über dem Kopf geholfen werden.

Dankbare Bürgerinnen und Bürger der Stadt setzten Carsten Richtsen 1881 ein Denkmal. Foto: Brigitta Lassen

Über Carsten Richtsen, der mit dem Handel von Spitzen zu Reichtum gekommen war, und sein Privathaus in der Tonderner Fußgängerzone (früher Richtsenhaus, heute Digegrevens hus) hat die Stiftung Realdania als neue Besitzerin ein Buch geschrieben.

 

 

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