Stadtgeschichte

Hoher Seegang wegen Hafenprojekts nicht zu erwarten

Hoher Seegang wegen Hafenprojekts nicht zu erwarten

Hoher Seegang wegen Hafenprojekts nicht zu erwarten

Tondern/Tønder
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So könnte Stadtgeschichte erzählt werden. Unterirdisch führt ein Tunnel zu den Resten der Hafenmauern. Foto: Effekt

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Am Donnerstag wird der Stadtrat beschließen, auf welche Weise die wieder zum Vorschein gekommenen Reste aus der Zeit, als Tondern noch eine Seestadt war, bewahrt werden sollen.

Das Interesse für die auf der Tonderner Schiffbrücke gefundenen Hafenreste ist in der Bevölkerung immens. Auch der Kommunalrat ist daran interessiert, dass diese Erinnerungsstücke der Nachwelt erhalten bleiben – zur Freude der Einheimischen und der Gäste der Stadt.

Der Finanzausschuss der Kommune hatte sich am 10. Februar mehrheitlich für eine sogenannte Tunnellösung ausgesprochen. Unter der Straße sollen die Interessierten in ein kleines, unterirdisches Minimuseum gelangen, wo über die Zeit berichtet wird, als Tondern noch eine Seestadt war, die Reichtum in den Ort brachte. 

Vier Lösungen

Welches der vier vorliegenden Hafenprojekte zum Kostenpunkt von 6,2 bis 8,6 Millionen Kronen gewählt wird, entscheidet der Stadtrat auf seiner Sitzung am Donnerstagabend. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird auch in diesem Forum die Tunnellösung zum Kostenpunkt von 8,6 Millionen Kronen das Rennen machen. Im neunköpfigen Finanzausschuss sind nach der Kommunalwahl alle Parteien des Stadtrats vertreten.

Die Jahreszahl 1761 verbindet Archäologe Anders Hartvig mit dem Bau des Hafens aus Stein und 1868 mit Reparaturarbeiten. Foto: Anders Hartvig

 

Nur Torben Struck (Sozialdemokraten) und Bjarne Lund Henneberg (Sozialistische Volkspartei) enthielten sich der Stimme. Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) war bei der Sitzung abwesend. Folgen alle Fraktionen der Empfehlung ihrer Finanzausschussmitglieder, gibt es im Stadtrat schon ohne diese Parteien eine satte Mehrheit von 24 der 31 Stimmen.

 

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei, ist ein klarer Anhänger der Tunnellösung. Das sozialdemokratische Stadtratsmitglied Harald Christensen hat öffentlich zu erkennen gegeben, dass er einen Abstieg zu den Hafenmauern im Rahmen einer Lösung bevorzugen würde, die einem Amphitheater ähnelt.

Durchgehender Verkehr muss bleiben

„Das, was gegen die Lösung spricht, ist der Verlauf der Straße. Es war überlegt worden, die Straße ganz zu schließen beziehungsweise zur Einbahnstraße zu machen, doch es wurde doch ein durchgehender Verkehr von beiden Seiten gewählt. Es würde bei der Amphitheaterlösung eine Art Insel geben, wo die Hafenausstellung entstehen soll“, erläutert Popp Petersen.

 

Fast der ganze Parkplatz an der Schiffbrücke wird zurzeit umgegraben. Im Zuge dieser Arbeiten stieß man auf den Hafen. Foto: Monika Thomsen

 

Der beratende Ausschusses für die Tonderner Innenstadt (midtbyudvalg), in dem Politiker, Vertreter des Handelsvereins und der Wirtschaft mit Popp Petersen als Vorsitzendem sitzen, und die Kommune hätten schon früher deutlich unterstrichen, dass der Wiederaufbau des Hafens nie zur Debatte gestanden habe.

 

Die Schwebebrücke mit Holzpromenade am Mühlenteich Foto: DN-Archiv

Als Ersatz sei im Rahmen der Tonderner-Marsch-Initiative die hölzerne Schwebebrücke beim Mühlenteich als die neue Verbindung der Stadt zum Wasser gebaut, erläutert der Bürgermeister weiter.

„Die Tunnellösung wird ein richtig schönes Projekt. Wir haben immer gewusst, wo der Hafen liegt, der 1934 zugeschüttet wurde. Wir wussten aber nicht, dass wir im Rahmen der Umgestaltung der Schiffbrücke schon in der Tiefe, in der gegraben wurde, anderes als die Kaimauern finden würden. Dieses Projekt ist die Krönung des Ganzen“, freut sich der SP-Politiker.

Die Bauarbeiten seien aufgrund der Hafenfunde verzögert worden, als untersagt wurde, weiterzugraben. „Das kann aber jetzt Richtung Gråbrødretorv geschehen. Das Museum hat erklärt, dass die Funde registriert worden seien.“

 

Der Erhalt der zwei Parkplätze ist kein Argument, das gegen die Bewahrung des Luftschutzkellers spricht.

Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister

 

„Man muss bei diesem Projekt auch bedenken, dass das technische, unterirdische System, wie beispielsweise die neuen Kanalisationsrohre, zusammenhängt und funktioniert“, unterstreicht Kommunaldirektor Lars Møldrup.

Dass ein Kreis von Bürgerinnen und Bürgern, die das Hafenprojekt unterstützen, auch den Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg als Geschichtszentrum erhalten möchte, sei nicht nur abhängig vom Erhalt von zwei Parkplätzen, so Popp Petersen weiter. Erhält man den Bunker, würde dies zwei Parkplätze kosten. „Der  Erhalt der zwei Parkplätze ist kein Argument, das gegen die Bewahrung des Luftschutzkellers spricht. Es würde in dem Maß das Schiffbrücken-Projekt durchkreuzen“, unterstreicht Popp Petersen weiter.

Der Technische Ausschuss hatte bereits im vergangenen Jahr gegen die Bunkerrettung votiert.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Geschichte der Minderheit will gelernt sein“