Kommunalwahl 2021

Im Folketing Praktikant, jetzt will sie in den Stadtrat

Im Folketing Praktikant, jetzt will sie in den Stadtrat

Im Folketing Praktikant, jetzt will sie in den Stadtrat

Tondern/Tønder
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Randi Damstedt ist seit 2019 Vorsitzende der Ludwig-Andresen-Schule. Für die Schleswigsche Partei kandidiert sie zum ersten Mal. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Randi Damstedt (45) kandidiert für die Schleswigsche Partei in Tondern. Die Gymnasiallehrerin will damit auch ihren Töchtern zeigen, dass Frauen in die Politik gehen können.

Für Politik interessiert sich Randi Damstedt eigentlich schon seit ihrer Jugend. In der neunten Klasse machte sie ihr Berufspraktikum im Folketing. Doch für eine aktive Teilnahme im politischen Geschäft hat die Zeit später nie gereicht, obwohl sie in Studienzeiten auch Mitglied in einer proeuropäischen Organisation für Studierende war.

Erst kam das Studium in Geschichte, Englisch und Deutsch in Kopenhagen, und dann wurde sie Mutter. Und zuletzt meinte sie, wegen ihrer Arbeit als Gymnasiallehrerin nicht die nötige Zeit aufbringen zu können.

Randi Damstedt arbeitet seit 2009 am Tonderner Gymnasium. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

Mit 45 Jahren für die Politik bereit

 

Doch mit 45 Jahren macht sie jetzt Nägel mit Köpfen. Randi Damstedt fühlt sich nun bereit für die Politik und für eine Kandidatur. Bei der Kommunalwahl am 16. November ist sie Kandidatin der Schleswigschen Partei und steht sogar im Spitzenteam zusammen mit Jørgen Popp Petersen, Louise Thomsen Terp und Leif Hansen.

„Ich mag die Politik der SP und die vielen kompetenten und positiven Menschen im Wahlteam. Alle sind engagiert, haben Humor und gute Ideen. Die Diskussionen geben mir Energie, obwohl ein Wahlkampf natürlich Zeit kostet“, berichtet sie von ihrem Debüt.

Randi Damstedt kommt aus Nordjütland und hat als Schülerin in einem Hotel in Skagen gearbeitet, das sich in der Hand ihrer Familie befindet. Alle, die dort mitarbeiten, sind miteinander verwandt. Randi hat gekocht und saubergemacht. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Mit ihrer Kandidatur wolle sie auch ihren 13- und 15-jährigen Töchtern zeigen, dass auch Frauen in die Politik gehen können, obwohl sie Kinder haben und berufstätig sind.

„Im Tonderner Stadtrat sitzen viel zu wenig Frauen. Ein Kommunalrat muss das Spiegelbild der Gesellschaft sein. Dies ist der Tonderner mit 31 Sitzen bei 6 Frauen und 25 Männern nicht. Und es fehlen uns auch jüngere Politikerinnen und Politiker“, meint die 45-Jährige, die aus Nordjütland stammt und seit etwa acht Jahren in Tondern lebt.

Die Diskussion über alte Kamellen drohte fast zur Schlammschlacht zu werden. Dabei liegen so viele wichtige Themen vor uns.

Randi Damstedt, Kandidatin der Schleswigschen Partei

Bei ihrer ersten Wahlversammlung, bei der sie in dieser Woche mit Jørgen Popp Petersen im Podium saß, zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Von 16 Kandidatinnen und Kandidaten waren nur 4 Frauen. Ihr Debüt bei der Podiumsdiskussion machte keinen sehr guten Eindruck auf sie.

„Es wurden alte Themen wie Marsk Camp und der hohe Marsk Tower sowie frühere Windräder-Abstimmungen im Stadtrat aufgegriffen. Die Diskussion über alte Kamellen drohte fast zur Schlammschlacht zu werden. Dabei liegen so viele wichtige Themen vor uns“, bedauert Randi Damstedt.

Abwanderung stoppen

„Wir müssen zum Beispiel etwas gegen die Entvölkerung unserer Kommune unternehmen und Werbung bei jungen Leuten machen, nach ihrem Studium oder ihrer Ausbildung zurückzukehren. Den Stein der Weisen habe ich in diesem Punkt nicht gefunden“, gesteht die SP-Kandidatin.

„Wir haben aber international ausgerichtete Arbeitsplätze. Corona hat uns gezeigt, dass man sehr gut auch im Homeoffice arbeiten kann. Also in der Kommune Tondern wohnen und bei einem auswärtigen Unternehmen beschäftigt sein, wenn einem das Jobangebot in der eigenen Kommune nicht zusagt.“

Das Tonderner Gymnasium, an dem Randi Damstedt Englisch, Deutsch und Geschichte unterrichtet, wurde in deutscher Zeit gebaut. Aus dieser Zeit stammt der Turnhallen-Name, der bei einer Renovierung bewahrt blieb. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

In seiner Freizeit könne man die Angebote, die nur ein paar Kilometer von einem entfernt liegen, sehr leicht nutzen und so seinem Leben eine zweite Dimension geben. „Wenn wir uns vor den Möglichkeiten südlich der Grenze verschließen, werden wir wirklich zum Randgebiet. Wir müssen uns als Tor zu Europa verstehen“, ist sich die Studienrätin sicher.

Für mich ist es wichtiger, qualitativ Wertvolles zu bewahren, als viele neue Projekte zu erfinden.

Randi Damstedt, SP-Kandidatin

„Die Menschen sind zudem nett. Das Leben ist relativ günstig, und die Häuser sind billiger als anderswo. Und innerhalb von nur zwei Stunden kann man in Aarhus oder Hamburg sein, falls man Großstadtflair vermisst“, meint die zweifache Mutter.

Wichtig für junge Familien sei die Qualität von Kindergärten und Schulen. Dies müsse so bleiben. Generell sollten Schulen, Pflegeheime und öffentliche Institutionen alle von hoher Qualität sein. Es gebe vielfältige Sport- und Kulturangebote. „Für mich ist es wichtiger, qualitativ Wertvolles zu bewahren, als viele neue Projekte zu erfinden. Hoffentlich werden Jugendliche deswegen auch Lust bekommen, später in die Kommune zurückzukehren“, unterstreicht sie.

Zum ersten Mal auf einem Wahlplakat: „Das bin ja ich.“ Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Ein wichtiges Thema sei auch, dass es immer mehr Kinder mit besonderen Bedürfnissen gebe. „In diesem Punkt müssen wir ganz früh ansetzen. Wir haben verhältnismäßig viele sozial schwache Familien. Ich könnte mir vorstellen, dass den Kindern beispielsweise die Teilnahme an Sportangeboten kostenlos ermöglicht wird. Wir können nicht erwarten, dass die Eltern sie zum Sport schicken oder die Mitgliedschaft bezahlen.“

Mehr Angebote für Jugendliche

Was der Kommune Tondern aber fehle, seien Angebote für die Jugendlichen. „Daher müssten wir an den weiterführenden Schulen viel besser zusammenarbeiten und Aktivitäten für diese Altersgruppe schaffen. Wir müssen ein besseres Netzwerk aufbauen. An ein Jugendhaus denke ich nicht, da man gut die Räumlichkeiten der Ausbildungsstätten nutzen kann. Daher muss es für sie auch eine Transportmöglichkeit geben“, meint die 45-Jährige. Es sei daher gar keine schlechte Idee, einen Rat für Jugendliche zu gründen.

Umwelt

Randi Damstedt unterstützt die Linie der SP in Bezug auf die grüne Umstellung. Bei neuen Windkraftanlagen und Solaranlagen müsse es eine Bürgerbeteiligung und Akzeptanz geben. Nicht auswärtige Investoren sollten davon profitieren. Der Klimawandel sei besonders für Tondern ein wichtiges Thema. „Die Regenmengen steigen, und die Stadt Tondern ist zwar durch die Deiche vor Überschwemmungen geschützt. Wir sehen die Deiche aber als eine Selbstverständlichkeit an, was sie aber nicht sind. Wir müssen sie pflegen und Überlaufbecken für große Niederschlagsmengen einrichten.“

Gelingt Randi Damstedt bei ihrer ersten Kandidatur der Sprung in den Stadtrat? Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Popp hat das Bürgermeister-Format

Bei der Frage, wie die Schleswigsche Partei abschneiden wird, lächelt sie überzeugt: „Ich glaube daran, dass wir das dritte Mandat gewinnen. Auch schon wegen Jørgen Popp Petersen.“ Ihm würde sie auch zutrauen, die Rolle als Bürgermeister zu übernehmen. „Er hat das Format dazu. Der hört zu, ist kompetent und überhaupt nicht abgehoben. Die Schleswigsche Partei will die gute Zusammenarbeit im Stadtrat wieder herstellen. Da wäre Jørgen der Richtige, da er auch diplomatische Fähigkeiten besitzt“, erklärt Randi Damstedt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur Privatperson Randi Damstedt

Sie stammt aus Nordjütland. Sie ist geschieden und hat zwei Töchter im Alter von 13 und 15 Jahren. Ihre Kinder besuchen die Ludwig-Andresen-Schule, in dessen Vorstand ihre Mutter vor fünf Jahren gewählt wurde. Seit 2019 ist sie Vorsitzende der Schule.

Sie mag wie ihre Tochter Igel, die sie einfach süß findet und die zudem eine bedrohte Tierart sind. Randi Damstedt hat sogar einmal überlegt, Igelpflegerin zu werden, wenn die Stacheltiere wieder aufgepäppelt werden müssen. Seit ihrer Kindheit sammelt sie Fossilien. Ein Spaziergang am Strand sei für sie reine Meditation, wenn man Versteinerungen sucht. Ihre Hobbys sind Familie, Freunde, Lesen und Musik hören.

Zehn Jahre hat sie in Aachen, Tübingen und in Süderlügum gelebt, bevor sie vor etwa acht Jahren mit ihrer Familie nach Tondern zog.

Zu ihren Stärken zählt sie ihre Willensstärke, ihre Hilfsbereitschaft und ihren Fleiß.

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