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Jetzt oder nie: Auf diesem Hof soll das Wegner-Museum liegen

Auf diesem Hof soll das Wegner-Museum liegen

Jetzt oder nie: Auf diesem Hof soll das Wegner-Museum liegen

Tondern/Tønder
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Projektleiterin Anne Blond vor dem Wohnhaus des Hofs Hestholm Foto: Monika Thomsen

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Vielleicht schon 2025 könnte das Museum zum Gedenken an den weltberühmten Möbeldesigner, Hans J. Wegner, fertig werden. Der Stadtrat und die beiden Töchter des gebürtigen Tonderaners unterstützen das Projekt finanziell. Jetzt geht es an die Stiftungen, um ans Ziel zu kommen.

Beim Besuch des einst stattlichen Hofes Hestholm südöstlich von Tondern liegt eine besondere Stimmung in der Luft. Das historische Anwesen, dessen Gebäude teils schon bessere Zeiten gesehen haben, kann eine lange Geschichte erzählen. Es wurde 1447 erstmals erwähnt.

Viele Pächter und Besitzer, vom Königshaus, dem Schiffsreeder A. P. Møller bis hin zur Familie Lüllau als letzte Eigentümer, hat es in den fast sechs Jahrhunderten gegeben. Seit dem 1. August dieses Jahres gehört der heute etwa 60 Hektar große Hof dem Besitzer des Tischlerei-Betriebs und der Holzhandlung Kurt Bucka aus Jeising (Jejsing).

Bis nach Tondern ist es ein Katzensprung. Von Hestholm sieht man den Wasserturm und die Christkirche. Auf dem Hof soll früher das Heu für das abgerissenen Schloss Tønderhus in Tondern gelagert worden sein. Foto: Monika Thomsen

Für 15 Millionen Kronen kaufte Bucka das Anwesen im Sommer. Die Übernahme erfolgte zum 1. August. Der letzte Bewohner, Heinrich Lüllau, hatte sich ein Haus in Aventoft gekauft. Seit 1999 befand sich der Hof, der früher als Kanzleigut registriert war, im Besitz seiner Familie.

Was ist ein Kanzleigut? 

Als Kanzleigut wurden in Holstein jüngere adlige Güter bezeichnet, die direkt der Kanzlei des Landesherrn und nicht einem der vier Güterdistrikte unterstellt waren. Ihre Rechte entsprachen denen der adligen Güter. Wie diese wurden auch die Kanzleigüter 1928 als Kommunalkörperschaften aufgelöst und mit den Nachbargemeinden vereinigt.

Die Wirtschaftsgebäude wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut. Sie haben keinen Erhaltungswert. Sie sollen abgerissen werden. Nur das Wohnhaus soll stehen bleiben. Ausstellungsgebäude sollen gebaut werden. Foto: Monika Thomsen

Hestholm-Eigentümer will Bucka nicht bleiben, obwohl er die verpachteten Ländereien behalten will. Auf der auf einer Warft gebauten Hofanlage soll das geplante Wegner-Museum seinen Sitz bekommen. Daran arbeiten der Verein Foreningen Museum Wegner Venner und die Projektleiterin Anne Blond. Der Wegner-Verein soll, wenn alles nach Plan läuft, das Anwesen kaufen, wo über das Leben und Werk des weltbekannten Designers erzählt werden soll und seine Möbel ausgestellt werden sollen.

 

 

Wer war Hans J. Wegner?

Hans J. Wegner wurde am 2. April 1914 in Tondern geboren, also im Jahr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. Zu dieser Zeit gehörte Nordschleswig noch zum Deutschen Reich. Wegner verstarb am 26. Januar 2007 in Kopenhagen. Die Verbindung zu seinem Geburtsort hielt er bis zu seinem Tod aufrecht.

Wegner ging in die Tischlerlehre bei der Firma Stahlberg in Tondern und bildete sich später von 1936 bis 1938 zum Architekt und Möbeldesigner aus. Er arbeitete als selbstständiger Architekt und lehrte von 1946 bis 1953 Möbeldesign an der Kunstgewerbeschule. 1940 legte er seinen Arbeitsschwerpunkt hauptsächlich auf die Gestaltung von Möbeln. 

Hans J. Wegner wurde vor allem mit seinen Stühlen berühmt. Er entwarf über 500 verschiedene Modelle, die meisten Entwürfe waren reine Holzstühle. Viele werden nach wie vor in Dänemark hergestellt, unter anderem von den Firmen Carl Hansen & Søn, Fritz Hansen und PP Møbler.

Einer seiner berühmtesten Möbelstücke war der Runde Stuhl (Den runde stol) von 1949. Die Runden Stühle wurden 1960 in dem ersten live übertragenen Fernsehduell der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy und Richard Nixon präsentiert. Kennedy bestand auf das Modell, weil er aufgrund seines Rückenleidens in einem bequemen Stuhl sitzen wollte. Am folgenden Tag fand „The Chair“ in zahlreichen Zeitungsberichten Lob und Anerkennung.

Im Tonderner Wasserturm, der den Museen angeschlossen ist, gibt es seit 1998 eine permanente Ausstellung mit Wegner-Möbeln. Zu seinem 100. wurde im Kunstmuseum eine große Sonderausstellung gezeigt.

Seit drei Jahren arbeitet der Wegner-Verein am Museumsplan. Dass die Kommune jetzt das Vorhaben mit einer Investition in Höhe von 15 Millionen Kronen fördern will, war das Startsignal für die Projektleiterin Anne Blond und ihren Vorstand, das Millionen-Projekt jetzt finanziell und konkret in Angriff zu nehmen.

Bei Stiftungen soll Geld eingeworben werden. Weiter muss mit der Kommune als zuständige Instanz verhandelt werden, wie und was auf Hestholm gebaut werden darf und was nicht. Bis auf das 650 Quadratmeter große Wohnhaus sollen die weiteren Gebäude eingeebnet werden. Die Wirtschaftsgebäude haben keinen Wert. Sie sind in den 1960er- und 1970er-Jahren. Unangetastet muss die unter Schutz stehende Warft bleiben.

Im ersten Stockwerk sollen laut der Entwürfe Personalräume eingerichtet werden. Foto: Monika Thomsen

„Für uns gilt: jetzt oder nie. Ich habe so viele gute Leute hinter mir, um das Projekt zu realisieren“, zeigt sich Anne Blond optimistisch. Die Kunsthistorikerin hatte 2014 für ihren ehemaligen Arbeitsplatz, dem nordschleswigschen Kunstmuseum in Tondern, eine große Wegner-Ausstellung zum 100. Jahrestag seiner Geburt konzipiert.

 

In die obere Etage werden die Besuchenden kaum kommen. Hier sollen Personalräume eingerichtet werden. Foto: Monika Thomsen

Das im typischen westschleswigschen Stil und einem Haubarg ähnlich gebaute Haupthaus ist das älteste Gebäude des Anwesens. Ein äußeres Kennzeichen aus dieser Bauepoche ist auch die Anfahrt zum Hof. Der Gast fuhr früher mit dem Pferdegespann oder heute mit dem Auto bei der hübschesten Seite des Wohnhauses vor. An dieser Seite lag deshalb auch immer der Ziergarten des Hofs.

Mit dem Abriss der Wirtschaftsgebäude wird Platz für die Ausstellungsräume gemacht. Im Wohnhaus sollen Arbeits- und Versammlungsräume, Toiletten und ein Café eingerichtet werden. Dort könnten auch Tickets verkauft werden. „Das Gebäude wird wieder reetgedeckt werden. Wir wollen so nah an das originale Aussehen des Wohnhauses herankommen“, erklärt die Kunsthistorikerin Anne Blond. 

Im vergangenen Jahr wurde noch davon ausgegangen, dass das Museum in einem Neubau am Sønderlandevej eingerichtet werden sollte, bis die Hestholm-Lösung auftauchte. „Wir wählten diesen Standort nicht wegen des Hofs, sondern aufgrund seiner Lage. Er erhebt sich auf der Warft über die umliegende Marsch hinaus und ist von Weitem zu sehen. Hans J. Wegner hat viel gemalt. Er war ein Mann der Marsch gewesen und von Warften fasziniert. Zeichnungen von Hestholm haben wir aber nicht gefunden“, erzählt Anne Blond.

Im Wohnhaus gibt es viele interessante Details, wie hier die Treppe. Foto: Monika Thomsen

Veranschlagte Kosten

Sind die Verhandlungen mit der Kommune in Bezug auf eine spätere Baugenehmigung beendet, soll eine dänische Architektin oder ein dänischer Architekt gefunden werden, berichtet Anne Blond.

Sie rechnet damit, dass der Verein etwa in einem Jahr weiß, mit wie viel Stiftungsgeldern gerechnet werden kann. Die Bauphase soll zwischen eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Die Bauphase dürfte eineinhalb bis zwei Jahre dauern, erläutert sie. Die Kosten werden auf zwischen 90 und 110 Millionen Kronen veranschlagt. 

 

Sie waren hier und waren begeistert. Sie meinten, Hestholm sei der ganz richtige Standort für ein Wegner-Museum.

Anne Blond

Eine wichtige Aufgabe stünde auch in Bezug auf die beiden Wegner-Töchter Marianne und Eva bevor, sagt Anna Blónd. Die beiden Schwestern haben zugesagt, den Betrieb des Museums jährlich mit drei Millionen Kronen zu unterstützen. Ihr Versprechen, das auch nach ihrem Tod Bestand hat, soll rechtlich abgesichert werden. „Sie waren hier und waren begeistert. Sie meinten, Hestholm sei der ganz richtige Standort für ein Wegner-Museum“, freut sich Anne Blond.

Zwei Privatsammlungen sicher

Anne Blond hat keine Bedenken, mit welchen Exponaten die Ausstellungsgebäude gefüllt werden sollen. „Auch die handwerkliche Arbeit Wegners soll in einer Werkstatt thematisiert werden. Wir besitzen schon mehrere hervorragende Exponate von Wegner. Außerdem haben wir die Zusage, zwei große Wegner-Sammlungen von Privatleuten ausstellen zu dürfen. Zudem übernehmen wir auch die Effekte aus der Zeichenstube Wegners“, berichtet die Projektleiterin.

„Mir ist nicht bange, dass wir die Betriebsmittel nicht stemmen können. Nun geht es an den Investitionshaushalt. Der ist trotz alledem um einiges größer.

 

 

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