Bürgertreffen

Kein Heliport auf der Hafenmole

Kein Heliport auf der Hafenmole

Kein Heliport auf der Hafenmole

Havneby
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Die Heliport-Kritiker waren auch in der zweiten Runde in der Mehrheit. Foto: Brigitta Lassen

Auch der zweite mögliche Standort für einen Start- und Landeplatz missfällt den Bürgern der Insel Röm und den Sommerhausbesitzern.

Ein einzelnes Mal  Buhrufe, dafür aber öfters kritisches Brummen in den Kulissen. Mit diesen, wenn auch bescheidenen, Unmutsbekundungen zeigte die große Mehrheit der ca. 150 Anwesenden, dass  sie auch die Hafenmole in Havneby als Standort für den geplanten Heliport ablehnt. Die Argumente  glichen denen der ersten Anhörung –  damals ging es  um einen Standort am Rimmevej.

„Wir sind nicht taub, haben uns eure Kritik zu Herzen genommen und haben einen anderen Standort ins Spiel gebracht, den auch viele beim ersten Bürgertreffen vorgeschlagen haben. Unter  anderem der Touristikverein. Und der Standort am Hafen/Gewerbegebiet  ist auch  wesentlich geeigneter als ein Sommerhausgebiet. Aber es allen rechtzumachen, ist  schwer“, erklärte Bürgermeister Henrik Frandsen (Venstre) beim zweiten Bürgertreffen.

Bürgermeister: Wirtschaftlicher Schub ist nötig

Auch er mache sich Sorgen um die Finanzlage des Hafens. Dieser ist aufgrund der großen Investitionen mit ca. 48 Millionen Kronen verschuldet. „Mit einem Heliport wollen wir dem Hafen einen neuen Aktivposten geben, damit er für die Off-Shore-Industrie attraktiver wird. Von Havneby sollen Personal und kleinere Ersatzteile zu den deutschen Windkraftparks in der Nordsee geflogen werden. Bei schlechtem Wetter ist dies  mit Booten nicht machbar. Die Kommune hat eine wirtschaftliche Weiterentwicklung bitter nötig“, versuchte er die Kritiker zu überzeugen.

Aber wenig half es, auch wenn die Cowi-Mitarbeiterin Louise   Bolving Hübschmann, die auch Beraterin der Kommune ist, nur von vier Starts und vier Landungen täglich sprach. Gerechnet über 24 Stunden, dürfe der Helikopter einen Lärmpegel von 45 dB über Wohngebieten in 500 Metern Höhe  nicht überschreiten. Von der nördlichen Mole würde der Hubschrauber durch das Lister Tief fliegen.

Die Kommune hat eine wirtschaftliche Weiterentwicklung bitter nötig.

Henrik Frandsen

„Es ist so viel über die blühende Zukunft des Hafens gesprochen worden, wo viele Millionen Kronen investiert wurden. Heute agiert nur das  Unternehmen Deutsche Windtechnik von dort aus“, so die Meinung eines Zuhörers. Ein anderer glaubte, die Politiker würden fantasieren. In den zehn Jahren, in denen er auf Röm gelebt habe, sei es mit der Beschäftigungslage des Hafens nur bergab gegangen. „Das peinigt auch uns sehr. Daher wollen wir mögliche neue Aktivitäten für den Hafen finden“, meinte dazu Henrik Frandsen.

Ein Skeptiker erwiderte, dass die Off-Shore-Parks eine  Größe erreichen, mit der der Havnebyer Hafen überfordert sei. Daher würden die Firmen die Häfen in Esbjerg und Cuxhaven wählen.

Noch kein grünes Licht von Behörden

Henrik Frandsen erwiderte, dass Havneby kein Konkurrent für Esbjerg werden solle, sondern eher eine Ergänzung. Doch auch diesen Aussagen schenkten die Anwesenden keinen Glauben. „Wir haben um eine mögliche Platzierung am Hafen bei den staatlichen Behörden kämpfen müssen. Endgültig grünes Licht haben wir aber noch nicht bekommen. Aber wir sind recht optimistisch. Die Pläne für den Hafen-Standort sind im Vergleich zum Rimmevej-Projekt wesentlich geändert worden.“

Die meisten derjenigen, die sich zu Worte meldeten, waren  Sommerhausbesitzer. Sie fürchteten um ihre Ruhe, sinkende Immobilienpreise. Naturschutzverein (DN) und die Ornithologen (DOF) befürchteten schwere Beeinträchtigungen für die Tierwelt und die Natur.  Viele stellten es infrage, ob  für den Heliport überhaupt ein Bedarf bestehe.  Eine Bedarfsanalyse sei nicht durchgeführt worden, räumte Frandsen dazu ein.
Negative Konsequenzen wurden auch für den Tourismus befürchtet.

„Stoppt die Pläne, und tut etwas für den Fremdenverkehr. Baut ein Wattenmeermuseum à  la dem in Vester Vedsted, schafft ein gemütliches Umfeld mit Café und Restaurants. Wollt ihr auf Röm Touristen oder Industrie“, so die Gegenargumente.

„Die Kommune sorgt in diesem Fall nur für die Planarbeit und Zufahrtswege. Ein privater Investor übernimmt die Kosten für  Einrichtung des Heliports und dessen Betrieb. Findet sich kein Investor, dann ist es halt so“, meinte der Bürgermeister.

Einer der wenigen, die die Initiative der Kommune zumindest leicht unterstützen, war der Insulaner  Laust Pedersen. „Nach Mallorca wallfahrten die Touristen, obwohl es dort 100 Landungen am Tag gibt, was keinen großen Einfluss auf den Fremdenverkehr hat.“

Der Hafenvorsitzende Henning Schmidt (gestreiftes Hemd) und Hafenchef Thorkild Hansen (r.) verfolgten die Diskussion. Foto: Brigitta Lassen

„Wir machen nicht die Schotten dicht“

„Ich war schon als Mitglied des Tonderner Stadtrats ein Befürworter des Heliport für den Havnebyer Hafen“, erklärt der Vorsitzende des Hafenvorstands, Henning Schmidt. Bis zum Jahreswechsel war er noch konservatives Mitglied des Stadtrats; als er sein politisches Amt abgab, wurde er in den Hafenvorstand berufen. Mit dem Heliport will die Kommune den hoch verschuldeten Hafen für die Offshore-Industrie attraktiver machen.

„Auch wenn wir den Heliport nicht bekommen sollten, werden wir die Schotten nicht dichtmachen. Zurzeit verdienen wir beispielsweise gut an der Krabbenfischerei“, meinte er am Montagabend im Enjoy Resort Rømø, wo das Bürgertreffen über den Heliport stattfand.

Die vielen Befürchtungen wegen möglicher Lärmbelästigungen durch landende und startende Hubschrauber teilte er nicht.
„Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass auf Röm früher Inselrundflüge in Helikoptern durchgeführt wurden. Als ich Kind war,  ließen sich einige Urlauber auch mit kleinen Flugzeugen mit bis zu acht Passagieren auf dem Strand absetzen.“

Der Havnebyer Hafen rutschte im vergangenen Jahr in die roten Zahlen und baute ein Minus von fast 100.000 Kronen. Der Netto-Umsatz in Höhe von 7,5 Millionen Kronen  fiel im Gegensatz zu 2016 um 2,4 Millionen Kronen geringer aus.  Jährlich müssen etwa 2,5 Millionen Kronen an Schulden abgestottert werden.

Kann man beim Ausbleiben eines Investors die Pläne nach zwei Jahren nicht einfach zerreißen?

Martin Iversen

Der Vorsitzende des Touristikvereins Röm-Tondern, Martin Iversen, gesteht,  der Verein habe gewisse Bedenken. Aber vor der möglichen Lärmkulisse fürchte er sich persönlich nicht, denn der Heliport würde erst gar nicht kommen. Die Pläne könnten aber die weitere Entwicklung gefährden. „Kann man beim Ausbleiben eines Investors die Pläne nach zwei Jahren nicht einfach zerreißen?“, fragte er bei  der Bürgeranhörung.

Bürgermeister Frandsen unterstrich, dies sei ein politischer Beschluss. Ein Plan habe nur so lange Bestand, wie die Politiker es wünschten. Er könnte beispielsweise nach zwei, vier oder auch nach sechs Jahren außer Kraft gesetzt werden.
„Der Vorstand wird auf seiner Juni-Sitzung über den einheitlichen Kommentar befinden, den wir zu den Plänen haben. Wenn die Kommune das Interesse für einen Heliport untersuchen will, ist es okay. Der Lärm von den Hubschraubern macht mir keine Angst mit 45 Dezibel. Da lärmen unsere Wärmepumpen in unseren Häusern mit  35 dB schon fast so viel“, erklärt Martin Iversen, Besitzer des Enjoy Resort. 

Weitere Stimmen:

  • „Eine enge Zusammenarbeit im Bereich Fremdenverkehr wollen die elf Kommunen von Hoyer bis nach Skagen, um  den Tourismus an der Westküste anzukurbeln. Wie ist das mit euren Plänen in Einklang zu bringen? Ich glaube nicht an feste Arbeitsplätze durch den Heliport. Daher baut auf den Tourismus.“ Allan Jakobsen, Insulaner
  • „Könnte nicht wie beim Rimmevej-Projekt ein Hubschrauber von der Hafenmole starten,  damit wir uns ein Bild vom Lärm  machen können. Es hat genug Fantasten in Havneby gegeben. Anlegemöglichkeiten für Kreuzschiffe, die Firma KLS Energy wollte 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Daher: Vertieft euch in die Materie, bevor ihr Beschlüsse trefft.“ Anders K. Jessen, Sommerhausbesitzer
  • „Ich muss der Kommune ein Kompliment machen. Familie Camping wurde dicht am Militärgebiet eingerichtet, wo F-16, die Hercules und Helikopter fliegen. Wenn dort Militärübungen stattfinden, schweigen die Naturschützer und Ornithologen.“ Mogens Sextus Rasmussen, Insulaner

 

So geht es weiter:

Die sogenannte Ideenphase läuft bis zum 2. Juli. Damit hat die Kommune den Zeitraum von den normal zwei Wochen auf vier Wochen verlängert. Während des Sommers wird die Verwaltung an Vorschlägen für einen Flächennutzungsplan arbeiten, die nach den Sommerferien den Politikern vorgelegt werden. Sie entscheiden, ob die Planungsarbeit konkretisiert werden soll.  Wenn ja, wird der detaillierte Bebauungsplan für acht Wochen in die öffentliche Anhörung gehen.

Der Planungsbereich umfasst etwa 7.500 Quadratmeter. Der Hangar für die Hubschrauber darf nicht größer als 3.000 Quadratmeter sein.
Fragen können an die Technische Verwaltung per Telfeon 74929292 oder E-Mail teknisk(at)toender.dk gerichtet werden. An diese Adresse gehen auch Kommentare und Einsprüche.

 

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