Kommunalpolitik

Kommune wird vorübergehend Besitzerin eines Bahnhofs

Kommune wird vorübergehend Besitzerin eines Bahnhofs

Kommune wird vorübergehend Besitzerin eines Bahnhofs

Scherrebek/Skærbek
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Der Bahnhof in Scherrebek ist mehr als 130 Jahre alt. Foto: Kommune Tondern

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Bis Ende des Jahres soll der örtliche Lokalrat das historische Gebäude in Scherrebek übernehmen. Bürgerinnen und Bürger sollen den Neubesitz mit Leben füllen.

Die Dänischen Staatsbahnen DSB haben an mehreren Bahnhöfen kein großes Interesse mehr. Dies gilt unter anderem für den Tonderner Bahnhof, für den das Tønder Festival aber Interesse bekundet hat. Nun wechselt auch der Scherrebeker DSB-Sitz, der in preußischer Zeit gebaut wurde, den Besitzer.

Die Kommune hat zunächst das historische Gebäude gekauft, um es dann bis spätestens Ende des Jahres an den örtlichen Lokalrat zu veräußern. So lange bleibt Zeit, die Finanzierungsfrage und die künftige Nutzung zu klären. Mit Bürgerinnen und Bürgern soll das Bauwerk aus dem Jahr 1887 wieder mit Leben erfüllt werden, ohne dass es jedoch zu einem Konkurrenten für andere Veranstaltungsorte in der Stadt werden soll. Vielmehr soll es das bestehende Angebot ergänzen, unterstreicht der Vorsitzende des Lokalrats, Niels Stamp.

Der Hauptbahnhof in Tondern wurde 1887 gebaut (Archivfoto). Foto: Brigitta Lassen

 

Man wünsche, das Haus in einen offenen Treffpunkt für die Bewohner zu verwandeln. Sie sollen Vorschläge und die Verantwortung für die Aktivitäten übernehmen. In diesem Zusammenhang werden entsprechende gelungene Beispiele genannt, wie solche Gebäude sinnvoll genutzt werden können.

Hier könnten sich Kinder und Senioren treffen, junge und ältere Leute gemeinsam an Computern arbeiten, Kunstausstellungen, Erzählcafé, Vorträge oder Workshops veranstaltet werden, Gemeinschaftsessen stattfinden oder Werkstätten eingerichtet werden, in denen mit Altmaterialien gearbeitet wird, schreibt die Kommune in einer Pressemitteilung. Von diesen Beispielen will sich Scherrebek inspirieren lassen.

Freude über Initiative

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei, freut sich auf das bevorstehende Projekt und über das große lokale Engagement. „Dieses möchten wir gerne unterstützen, um die Kommune noch attraktiver zu machen“, sagt er. „Bahnhöfe haben oft eine wichtige und zentrale Lage in einer Stadt. Daher sind wir froh, dass die Kommune zunächst das Gebäude gekauft hat, obwohl sich die Bahngesellschaft auch laufend darum bemüht, ausgediente Bahnhöfe mit neuem Leben zu füllen“, erklärt Lars Gøtke von DSB Ejendomme.

Fakten über das Haus

Der Bahnhof der Marschenbahn wurde am 15. November 1887 eröffnet.

Das Gebäude wird als erhaltenswert eingestuft und ist auf der sogenannten Save-Liste mit dem Wert 2 (Skala von 0-9, bei null stehen Gebäude unter Denkmalschutz) erfasst.

In früheren Jahren wurde das 428 Quadratmeter große Bauwerk für die Erwachsenenbildung VUC und von der Bereitschaftsbehörde genutzt.

Am 26. Februar und 5. März wird von 10 bis 12 Uhr zu Rundgängen im Gebäude eingeladen. Ein Bürgertreffen, bei dem über Vorschläge diskutiert werden soll, wird zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

 

Der Scherrebeker Bahnhof ca. 1900 Foto: DN-Archiv

Am 15. November 1887 ist die Bahnverbindung Bredstedt-Tondern-Scherrebek-Hviding (Grenze) in Betrieb genommen worden. Zwischen Heide und Hviding errichtete das private Bahnunternehmen Holsteinische Marschbahn-Gesellschaft die Bahnlinie. Bevor das Projekt verwirklicht wurde, mussten die Anliegerorte sich finanziell beteiligen.

Gelber Ziegel mit roten Zierelementen

Die Bahnhofsgebäude wurden durchweg in einem ähnlichen Stil gebaut. Mit gelben Ziegeln sowie Zierelementen aus roten Steinen. In Scherrebek wurde 1911 in Nachbarschaft zum Bahnhof der Marschbahn, ein weiterer Bahnhof der Haderslebener Kreisbahnen eröffnet. Mit der Strecke nach Arnum war Scherrebek an die Kleinbahn des Kreises Hadersleben angeschlossen worden.

Scherrebek war Teil des Kreises Hadersleben. Erst 1920 war Scherrebek und Umgebung dem neuen Amt Tondern zugeschlagen worden. Das Bahnunternehmen nannte sich am 1. Januar 1888 in Schleswig-Holsteinische Marschbahn-Gesellschaft um, da im Vorjahr die Strecke bei Friedrichstadt an der Eider auch den Landesteil Schleswig erreicht hatte. 1890 wurde die Marschbahn verstaatlicht und Teil der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung.

Das Gebäude des Bahnhofs ist ein Zeugnis des besonderen Bahnhofsbaustils der privaten Bahngesellschaft, als Glückstadt-Elmshorner Eisenbahn 1844 noch in der Zeit der dänischen Herrschaft im Herzogtum Holstein ihren Anfang genommen hat.  Die Kleinbahn wurde 1937 stillgelegt, das stattliche Gebäude wohl in den 1950er Jahren abgebrochen.  

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