„Sollen wir alles ausgießen?“, fragten Rose Henriksen und Anneli Lorenzen auf dem Tonderner Markt. Dort wurde die Linde nach 71-jähriger Tradition mit Ochsenblut getränkt.

Die beiden Frauen waren mit ihren Männern Stig beziehungsweise Jürgen gekommen, um Ehrungen des Lindenkomitees und der Kommune in Empfang zu nehmen. Dieses wurde 1951 aus Protest über das Fällen der großen Linde beim Klostercafé gegründet.

Männer schritten zu Taten

Die Initiatoren pflanzten am 27. Juli 1951 in den frühen Morgenstunden eine neue Linde, die seitdem jedes Jahr mit Ochsenblut nach dem Motto begossen wird: Blut für ein langes Leben.

Zum zweiten Mal wurde das Unternehmerpaar Jürgen und Anneli Lorenzen für seinen Einsatz ausgezeichnet. 2019 gewannen sie in Anerkennung ihrer blühenden Firma PTI den Wirtschaftspreis der Kommune Tondern.

Nun verlieh Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) den Firmengründern den mit 3.000 Kronen dotierten Bürgermeister-Johann-Jessen-Paulsen-Preis (Paulsen war Bankdirektor und lebte von 1901 bis 1980. Der gebürtige Warnitzer war von 1939 bis 1970 Bürgermeister in Tondern. Er wurde zum ersten Ehrenbürger ernannt).

PTI – Firma der Spitzenklasse

„Bei PTI handelt es sich um eine Firma der Spitzenklasse, die sich in einer rasanten Entwicklung befindet. Das Unternehmen ist Großsponsor des Elitehandballvereins TMTønder, des Festivals, der dänischen Nationalmannschaft im Faustball und der Kopenhagener Handballmannschaft SG Mojn mit Spielern aus Nordschleswig. Gleiche Unterstützung erfahren der Sport in Aarhus und wohltätige Vereine“, so Popp.

PTI wurde vor 30 Jahren in der früheren Schule in Süderseiersleff (Sønder Sejerlev) gegründet und ist vor einigen Jahren nach Tondern umgezogen.

Ehre und Verpflichtung zugleich

„Als ihr den Wirtschaftspreis gewannt, sagtest du, Jürgen, dass es eine Ehre und Verpflichtung zugleich sei. Dies befolgt ihr von Anfang bis Ende. Jürgen Lorenzen, der in Süddeutschland zum Kugellageringenieur ausgebildet wurde, konnte seinem damaligen Chef weismachen, dass Süderseiersleff nicht weit von Kopenhagen liege, als die Firma auf den dänischen Markt wollte“, erzählte Popp Petersen verschmitzt den vielen Zuhörerinnen und Zuhörern auf dem Markt.

Jürgen Lorenzen unterstrich, dass seine Frau und er sich erneut geehrt fühlen. Man habe jetzt den Initiativpreis bekommen. „Wir haben unser ganzes Leben gearbeitet und machen weiter so. Immer wieder kommen neue Initiativen dazu. Das ist eine Verpflichtung. Zurzeit arbeiten wir am Generationswechsel“, so Lorenzen in seiner Dankesrede.

Interessante Anekdoten gab der frühere Spitzenkoch Stig Henriksen zum Besten, der 33 Jahre mit seiner Frau Rose das Gourmetrestaurant Stigs in ihrem privaten Esszimmer am Sønderlandevej betrieben hat.

Königin blieb 24 Minuten länger

Er erzählte zum Beispiel vom Besuch von Königin Ingrid, die sich nur 58 Minuten im Restaurant zu einem schnellen Frokost aufhalten wollte. Sie blieb 24 Minuten länger, erzählte der langjährige Koch, der im Dezember 2020 das Restaurant mit den nur vier Tischen und 16 Plätzen geschlossen hat. Geld zum Annoncieren habe das Paar nicht gehabt. Man bediente sich ausschließlich der Mundpropaganda, die auch die beste Werbung sei.

Tondern auf der kulinarischen Landkarte

Der Vorsitzende des Lindenkomitees, Stig Sylvest, unterstrich, dass Ehepaar Henriksen mit seinem Restaurant, in dem das Geschmackserlebnis und die Qualität im Mittelpunkt standen, Tondern auf die kulinarische Landkarte gesetzt hätten. Mit Kochbüchern und Fernsehauftritten hätten sie zusätzliche Werbung für die Stadt gemacht.

Auch der Schwimmverein für Menschen mit psychischen und physischen Behinderungen konnte sich über eine Zuwendung freuen. Erling Christensen nahm den Scheck in Höhe von 25.000 Kronen in Empfang. Dafür soll ein Wasserbett gekauft werden, auf dem die Teilnehmenden vor dem Besuch der Schwimmhalle gewaschen werden.

Jeden Donnerstag treffen sich in der Zeit von 9.45 bis 11.15 Uhr bis zu 40 Interessierte zum Schwimmen.

„Mit dem Wasserbett wird das Waschen für die Begleitpersonen einfacher“, weiß der kommissarische Bademeister der Tonderner Schwimmhalle, Lars Nørgaard Reinholdt, der Erling Christensen und Aase Nørgaard zur Preisverleihung begleitet hatte.