Vortrag

Schackenborg-Geschichte neu erzählt

Schackenborg-Geschichte neu erzählt

Schackenborg-Geschichte neu erzählt

Mögeltondern/Møgeltønder
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Mik Schack sprach vor Porträts seiner berühmten Ahnen in Schackenborg. Foto: Schackenborg

„Hippie-Graf“ und Multikünstler Mik Schack spannte bei seinem Vortrag den Bogen vom 1659-Kriegshelden Hans Schack bis zu eigenem Flummiballspiel auf der Schlosstreppe.

„Hippie-Graf“ und Multikünstler Mik Schack spannte bei seinem Vortrag den Bogen vom 1659-Kriegshelden Hans Schack bis zu eigenem Flummiballspiel auf der Schlosstreppe.

„Ich war schon immer begeistert für Außenkanten-Dänemark. Ich komme ja von dort, Hellerup, Klampenborg und Charlottenlund, wo man nicht weit genug hinauskommen kann“, so Mik Schack zum Auftakt seines Vortrags in der Reihe „Mit Sønderjylland“ im Rittersaal von Schloss Schackenborg.

Siegfried Matlok hatte in seiner Einführung den als Multikünstler bekannten Redner als Michael Hans Graf Schack vorgestellt, der zwar nichts mit Nordschleswig zu tun habe, aber als Kind oft im Schloss Schackenborg zu Gast war. Und er präsentierte ihn  als erbberechtigten  Nachfahren des Schlosserbauers, Reichsmarschall Hans Schack, der 1659 Dänemark vor schwedischer Eroberung rettete und 1671 in den Grafenstand erhoben wurde.  Graf Michael wäre  Herr der Besitztümer geworden, wenn er nicht 1978 darauf verzichtet hätte. 

Nach kurzer Erläuterung der Position Graf Michaels, in Dänemark nur berühmt als  Mik Schack,  auf dem Stammbaum der Grafenfamilie, legte  der vor allem durch  Fernsehsendungen berühmte Künstler los.  Mik ist der Sohn Werner Didrik Graf Schacks (1922-2004), der wiederum Sohn Erik Hans Graf Schacks (1889-1973) war. Dieser, war als dänischer Diplomat u. a. Generalkonsul in Flensburg,   ein Bruder des vor und nach der Grenzziehung 1920 so einflussreichen Schlossherrn Otto Didrik Graf Schack,  dessen 2000 verstorbener Sohn Hans den Besitz Schackenborg der königlichen Familie überlassen hatte.   

Schuldenlast ließ keine Wahl

Mik Schack gab mit einem Exkurs über fatale Folgen der Beleihung von Immobilien den Grund für seinen Verzicht auf Schackenborg bekannt, die enorme  Schuldenlast auf Schloss und Gutsbetrieb, die ihm keine Wahl gelassen habe. Und er ließ auch keinen Zweifel daran, dass ihn in den bunten 1970er Jahren  das Hippie-Leben mit Insel-Sommerlagern,  Begeisterung für Cajun-Musik,  die Gründung  Christianias und Mitarbeit in alternativen Konzerthäusern, anfangs als Kriegsdienstverweigerer,  mehr angezogen hatte als die Gemäuer von Schackenborg.

„Ich hätte Schackenborg zum kulturellen Treffpunkt machen können, aber dafür hatte Hans Schack nichts übrig“, berichtete Mik Schack und erläuterte verschmitzt, dass Prinz Joachim sich als Sechsjähriger nicht habe wehren können, dass ihm Schackenborg zufallen sollte. Und zum Rückzug des Prinzen aus Mögeltondern merkte er an, dass der Wohnsitz im Schloss ihn schon die erste Ehe gekostet habe. „Nun ist er in Klampenborg, in ,Udkantsdanmark‘“, so der Referent und berichtete humorvoll, wie er als Kind auf den uralten Treppen seine Flummibälle habe springen lassen.

Søren Espersen und Christian X.

Sein Vater habe mehr Zeit in Mögeltondern verlebt, konnte aus seinem Zimmer das Storchennest auf dem Schlossdach beobachten. Er erzählte auch über seinen Großvater, den Bruder des späteren Amtmanns in Tondern. „Er hat seinerzeit mitgewirkt, die Regierung in Berlin für die Volksabstimmung zu gewinnen.“ Er spielte auch auf den jüngsten Wirbel um den Vorschlag Søren Espersens (DF) für eine Eidergrenze an. „Dann können sie ja die Grenze bei Tondern schließen, mit Grenzkontrolle an der Eider wäre es zu weit zu den Fleggaard-Läden“, fügte er hinzu und berichtete über  Aufenthalte von König Christian X. im Schloss, der beim Personal gar nicht beliebt war, weil er die Asche seiner Zigarren gerne neben dem hingehaltenen Aschenbecher herabfallen ließ.

Er, Mik, sei von Mitgliedern der königlichen Familie nicht gegrüßt worden, seine Bekleidung war wohl nicht standesgemäß genug gewesen. Er ging auch augenzwinkernd auf das Wirken Hans Schacks als „Hjælpepræst“ ein. „Ich weiß nicht, wem er geholfen hat“, sprudelte es aus Mik Schack heraus, der auch den Verkauf von Schackenborginventar ansprach, der die Königin erzürnt hatte. So habe er ein hölzernes Schaukelpferd aus dem Schloss eines Tages in einem Kopenhagener Antikladen wiedererkannt. Er stellte aber auch fest, dass Hans Schack und seine Frau Karin es wirklich nicht hätten schaffen können, Schloss und Gutsbetrieb finanziell am Leben zu halten. Das zeige schließlich der jüngste Verlauf mit der Gründung der Schackenborgstiftung. 

Hier geht es zum Video vom anschließenden Musikauftritt von Mik Schack und seiner Band.

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