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Seth soll das neue Mekka des Schießsports werden

Seth soll das neue Mekka des Schießsports werden

Seth soll das neue Mekka des Schießsports werden

Seth/Sæd
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In Dänemark gibt es keine Skigebiete und selten Schnee. Daher wird Biathlon nicht auf Skiern, sondern in Laufschuhen absolviert. Der Schießsportverein Sydvest bietet diese Disziplin seit dieser Saison an. Foto: DGI

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Die Bewohnerinnen und Bewohner des Grenzortes nahmen die Pläne, das in ihrer Nachbarschaft ein großes Schießsportzentrum gebaut werden soll, mit einer gewissen Skepsis auf. Sie befürchten Lärmbelästigungen und Schäden an der Natur.

Östlich von Seth soll ein modernes Schießzentrum gebaut werden, das nationale und internationale Ansprüche erfüllt. Hinter den Plänen steht Dennis Dupont Andersen aus Leck (Læk), der auch Vorsitzender des Tonderner Schießsportvereins Sydvest ist.

Die Schießbahn soll bei einem der sechs Windräder am Vindtvedkanal entstehen. Am Mittwochabend stellte Dennis Dupont Andersen die Pläne in der Sether Versammlungsstätte Laden vor. Die knapp 30 Anwesenden zeigten sich teils skeptisch. Eine schroffe Abfuhr erteilten sie dem Projekt aber nicht.

Dennis Dupont Andersen während des Informationsabends in Seth Foto: Brigitta Lassen

„Wären sie nicht skeptisch gewesen, hätte ich mich auch gewundert. Mir liegt sehr viel daran, dass man das Projekt in Seth nicht ablehnt. Ich glaube, dass die Mehrheit der Anwesenden das nicht tat. Wir wollen laufend über den Stand der Dinge informieren“, unterstreicht Dennis Andersen, der selbst ein begeisterter Schütze ist, am Donnerstag.

Marode Schießbahnen

Dass ihm diese Idee gekommen ist, ist drei Gründen geschuldet. Den ungefähr 120 Mitgliedern seines Schießsportvereins Sydvest in Tondern (Tønder) werden bald keine Schießbahnen mehr zur Verfügung stehen.

Ich hoffe auf Unterstützung, denn ich will nicht durch Seth fahren und mit Tomaten beworfen werden.

Dennis Dupont Andersen

Der Verein verfügt zurzeit noch über drei Bahnen – eine 15-Meter-Bahn im Keller der Tondernhallen, eine 50-Meter-Bahn am Holmevej und eine auf der Schießbahn der Kaserne am Infanterivej. Alle sind marode. Letztgenannte kann laut des Besitzers Hans Schmidt nicht mehr genutzt werden, da sie mit seinen Bauplänen kollidiert. Im Zuge der Modernisierung der Sporthallen wird es keinen Platz mehr für die Schießbahn geben. Und der Zustand der Bahn am Holmevej lässt ebenfalls zu wünschen übrig.

Für einige der Anwesenden waren die Pläne ganz neu. Foto: Brigitta Lassen

Das Schießzentrum Tønder Skydecenter ist nicht das Projekt des Vereins, sondern der Privatperson Dennis Dupont Andersen, der Direktor des Schießzentrums werden soll. „Es wird mich nicht zum Millionär machen. Ich hoffe auf Unterstützung, denn ich will nicht durch Seth fahren und mit Tomaten beworfen werden. Falls der Widerstand zu groß ist, werde ich einen anderen Standort wählen“, meint er.

 

Wenn es gebaut wird, habe ich kein Minus auf meinem Bankkonto, eher ein Plus.

Dennis Andersen

Das Projekt werde auch vom dänischen Sportdachverband DGI unterstützt, der in Vingsted ein eigenes Schießzentrum betreibt. Nicht nur Sportschützinnen und -schützen könnten zum Zug kommen. Auch für die Heimwehr, die Polizei, Jäger und das Militär sowie für Sportarten wie Soft- und Paintball, Sommerbiathlon und Bogenschießen biete es Möglichkeiten. Auf den Bahnen soll mit allen Gewehrgattungen geschossen werden, deren Gebrauch Privatleuten erlaubt ist.

Dass das Projekt an der Finanzierung scheitern könnte, bestritt Dennis Andersen. „Wenn es gebaut wird, habe ich kein Minus auf meinem Bankkonto, eher ein Plus.“ 

Recycling von Erde

Das Material für Schutzwälle liefert die Erdreinigungsunternehmen Norreccia, das unter anderem in Aggerschau (Agerskov) eine Niederlassung hat. Hier werden zum Beispiel Bauschutt und abgetragene Erde für die Wiederverwertung gereinigt. Das Unternehmen will den größten Teil des Projekts finanzieren.

 Standort am Hartmannsvej wurde aufgegeben

Das Aufschütten der aus Sicherheitsgründen und Lärmschutz acht Meter hohen Schutzwälle wird ungefähr zwei bis drei Jahre dauern. Die lange Zeitspanne ist dem Wunsch geschuldet, aus Kostengründen und Umweltbewusstsein nur Erde von nördlich der Eider und südlich der Königsau zu nutzen, um zu lange Transportwege zu vermeiden. Dennis Andersen arbeitete seit 2014 am Bau eines Schießzentrums am Hartmannsvej am Rande der Stadt Tondern. Die langwierigen Verhandlungen mit der Kommune endeten mit der Aufgabe dieses Standorts.

Reine Monokultur

Günstiger sei eine Platzierung weit ab vom Schuss auf dem Lande. Der Windräderplatz am Vindtvedkanal, wo es eigentlich nur Mais- und Kartoffelfelder, also reine Monokulturen gebe, sei gut geeignet, so Andersen.

Auf den Wällen sollen heimische Bäume, Büsche und Blumen gepflanzt werden. Damit würde ein neues Biotop zum Wohle der Menschen und der Tiere geschaffen.

Flemming Frandsen stellte kritische Fragen. Foto: Brigitta Lassen

Nicht alle konnten den Ausführungen kommentarlos Glauben schenken. Lokalrat-Vorstandsmitglied Flemming Frandsen bedauerte, dass Seth all das „Schlechte“ von Windrädern, Solaranlagen bis hin zu Strommasten bekommen würde, ohne einen Nutzen davon zu haben.

Frandsen fürchtete mögliche Lärmbelästigungen, da die Schussrichtung gen Westen, sprich gen Seth, liegen soll. Sein Vorschlag, die Windrichtung gen Osten zu ändern, fand Gehör bei Dennis D. Andersen. Das sei kein Problem. „Wir wollen alles tun, um Lärmbelästigungen zu minimieren“, unterstrich Dennis Andersen.

Einladung zur Schießbahn der Kaserne

Um den Anwesenden die Ängste zu nehmen, will er sie am Sonnabend, 4. November, zur früheren Militär-Schießbahn am Infanterivej führen, die von sechs Meter hohen Schutzwällen umgeben ist.

2,5 Kilometer östlich von Seth soll das Schießzentrum liegen. Foto: Brigitta Lassen

Tønder Skydecenter 

  • Es sollen Schießbahnen in einer Länge von 600 Metern gebaut werden, die beliebig und nach Waffenart verkürzt werden können. Außerdem soll eine 15 Meter lange, überdachte Bahn entstehen und eine 25 Meter lange Schießbahn für Pistolen gebaut werden. Für 7 bis 8 Millionen Kronen soll ein Clubhaus gebaut werden.
  • Der Standort liegt 1,4 Kilometer zum nächsten Nachbarn auf dänischer Seite entfernt, 100 Meter kürzer ist der Abstand zum nächsten Nachbarn auf deutscher Seite und 2,5 bis 2,7 Kilometer bis nach Seth.
  • Die Wälle und Blenden sollen Querschläger abfangen. Die Transporte sollen durch Rohrkarr (Rørkær) über den Elhjemvej bis zum Vindtvedkanal führen. Der Bau der Schutzwälle wird zwei bis drei Jahre dauern.
  • Geplant sind drei bis fünf Schießwettbewerbe pro Jahr. Die Häufigkeit von Schießaktivitäten ist streng reglementiert.
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