Kirche

Mit Staubwedel und Pinseln geht es dem Schimmelpilz an den Kragen

Mit Staubwendel geht es dem Schimmelpilz an den Kragen

Mit Staubwedel geht es dem Schimmelpilz an den Kragen

Tondern/Tønder
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Vergangenheit trifft Gegenwart in der Tonderner Christkirche. Der Staub gelangt über den Schlauch ins Freie. Foto: Brigitta Lassen

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Vier als Astronauten verkleidete Männer aus Apenrade reinigen zurzeit die Orgel der Christkirche. Zu Weihnachten soll das Instrument wieder bespielbar sein. Der Pilzbefall kann in allem Holz in der Kirche festgestellt werden.

Weißer Schutzanzug mit Kapuze und Mund-Nasenschutz. So sind vier Mitarbeiter der Apenrader Orgelbaufirma „Marcussen og Søn“ ausstaffiert. Sie befinden sich auf einer „Baustelle“, die von Schimmelbefall befreit werden soll. Die Rede ist von der Tonderner Christkirche, deren fast 80-jährige Frobenius Orgel jetzt in Kleinstarbeit von dem unliebsamen Belag gesäubert wird.

Orgelbauer Niels Clausen und seine drei Kollegen säubern die Orgel. Foto: Brigitta Lassen
Die kleinsten Pfeifen der Orgel Foto: Brigitta Lassen

Sämtliche der 2.652 Pfeifen – einige sind aus einer Mischung von Zinn und Blei, andere aus Messing, Holz oder Kupfer – werden gereinigt. Das heißt: Mit einer Flaschenbürste, einem Staubwedel und einem Staubsauger geht es an die Säuberung. Die Orgel mit ihren 2.652 Pfeifen, Schnitzereien und Figuren aus Holz sind vom Schimmel befallen. Auch auf dem kostbaren Holzinventar wie den Epitaphien in der Kirche findet man bei genauerer Betrachtung den unerwünschten Pilz. 

Organist Steen Wrensted Jensen zeigt eine der größten Pfeifen, die in den Kirchraum getragen worden ist. Diese ist aufgrund ihres Gewichts im Laufe der Jahre am spitzen Ende zusammengedrückt worden. Dieser Teil musste abgesägt werden. „Ein neues Stück wird in der kommenden Woche angelötet. Man hat schon von anderen Kirchen gehört, dass eine Pfeife heruntergefallen ist“, weiß der Organist.

Steen W. Jensen an einer der größten Pfeifen Foto: Brigitta Lassen

Seit Herbst 2021 außer Betrieb

Da die Orgel ein Arbeitsplatz ist und die Kirchenangestellten vor dem Einatmen der Pilzpollen geschützt werden sollten, entschied der Gemeinderat, die Orgel ab Herbst 2021 außer Betrieb zu nehmen. Zu Weihnachten soll die Orgel vorübergehend einsetzbar sein.

Auf der kleinen Chororgel spielt Steen Wrensted Jensen zurzeit. Foto: Brigitta Lassen

Einige Mitarbeiter hatten schon über Unwohlsein geklagt, wenn sie sich in der Nähe der Orgel aufgehalten hatten.  Daher wollte der Gemeinderat kein Risiko eingehen.

 

Der Reinigungsprozess beschränkt sich nicht nur auf die große Orgel, sondern umfasst auch das kleinere Behelfsinstrument,  Wrensted Jensen seit Oktober 2021 spielt. 

„Sie ist schon gesäubert worden und ist eigentlich gar nicht so schlecht vom Klang her“, meint der 62-Jährige, der sich aber freut, bald wieder an seiner großen Orgel sitzen zu können, die natürlich ein viel größeres Klangvolumen hat.

Die Orgelbauer können die schönen Schnitzereien aus der Nähe bewundern. Foto: Brigitta Lassen

Doch sein Arbeitsinstrument ist zurzeit fast in Atome zerlegt worden. Die Pedale, der Spieltisch mit Tasten und Registern – alles muss gereinigt werden.

Mit Staubwedel, Flaschenbürsten und Pinseln in jeder Größe wird vorgegangen. Sein Staubsauger saugt sofort den Staub ab, der mittels eines großen Entlüftungsschlauchs ins Freie befördert wird. Wenn Schimmel und Staub entfernt worden sind, wird ein Desinfektionsmittel aufgetragen.

Pinsel, Flaschenbürste, Staubwedel und Staubsauger: die Arbeitsgeräte der Orgelbauer Foto: Brigitta Lassen

Unter Höhenangst leiden die vier Kollegen Niels Clausen, Allan Rom Petersen, Patrick Thomas Berg und Johannes Ystad nicht. Sie bewegen sich auf einem vierstöckigen Baugerüst.

In der kommenden Woche glaubt das Orgelbauer-Team, dass das große Baugerüst abgebaut werden kann.

Ganz schön hoch: der Arbeitsplatz der vier Orgelbauer. Foto: Brigitta Lassen

Damit ist der Einsatz an der Orgel, die das letzte Mal in den Jahren 1987/1988 gesäubert und repariert wurde, aber noch nicht beendet. Das Instrument muss neu gestimmt werden.

Vier Wochen wird die Kirche geschlossen

Wenn gestimmt wird, muss die Kirche im Januar oder Februar für vier Wochen geschlossen werden, da dort absolute Ruhe herrschen muss. Nur an den Wochenenden können kirchliche Handlungen vorgenommen werden.

Die Kosten für die Orgelsäuberung sind zunächst auf knapp 931.000 Kronen veranschlagt worden. Mit möglichen Extraausgaben wird gerechnet. Sie sind nicht in der Kalkulation enthalten.

 

 

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