Grüne Wende

Stromtrasse: Startschuss in Dänemark – in Deutschland ist man fertig

Stromtrasse: Startschuss in Dänemark – in Deutschland ist man fertig

Stromtrasse: Später Startschuss in Dänemark

Seth/Sæd
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Im Juli wurde der letzte Strommast auf deutscher Seite aufgestellt (Archivfoto). Foto: Brigitta Lassen

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Der dänische Energinet-Projektleiter Christian Jensen räumt ein: „So weit wäre ich auch gerne gewesen.“ Anfang 2025 soll der Strom über die Grenze fließen.

Seit vielen Jahren ist eine 170 Kilometer lange Stromtrasse von Idomlund bei Holstebro bis an die deutsch-dänische Grenze bei Seth (Sæd) im Gespräch. Diese soll grünen Strom weiter bis zum neuen Umspannwerk in Klixbüll nördlich von Niebüll transportieren. Seit 2018 läuft die Projektplanung schon. Die deutsch-dänische Stromautobahn hätte bereits Ende 2023 in Betrieb genommen werden sollen. In Deutschland ist man fertig, auf dänischer Seite befindet man sich rein baulich in der embryonalen Phase.

Corona, Bürokratie und Flussperlen

Corona, zeitraubende Bürokratie und seltene Flussperlen in der Varde Å sind nördlich der Grenze als Begründung für die Verzögerung genannt worden. Der Projektleiter des Netzbetreibers Energinet, Christian Jensen, gesteht, dass er auch gerne so weit wie die Deutschen gewesen wäre. Aber sein Unternehmen habe von den Erfahrungen gelernt, die mit der zeitlich sehr aufwendigen Erlangung der Umweltgenehmigung verbunden waren. Der Prozess sei sehr umständlich gewesen.

Je Mast 57.000 Kronen als Entschädigung

Zumindest laufen die Verhandlungen mit den Grundbesitzerinnen und -besitzern, auf deren Land die Strommasten gebaut werden. Je Mast gibt es für die Betroffenen eine Entschädigung in Höhe von 57.000 Kronen zuzüglich einer einmaligen Kompensation.

Darum wird die Stromtrasse gebaut
• Für den Anschluss von Solarparks
• Für den Anschluss von Windenergieparks
• Für den Transport von Energie
• Wegen des länderübergreifenden Handels mit Energie
• Schaffung von Energiereserven im Ausland

Stromtrasse für 3,6 Milliarden Kronen

Gespräche müssten auch mit denjenigen geführt werden, deren Eigentum enteignet werden muss, da ihre Häuser und/oder Höfe zu dicht an der Stromtrasse liegen. Bei einem Abstand von 280 Metern gibt es eine Entschädigung. Bei 80 und weniger Metern muss Energinet die Häuser und Betriebe kaufen.

„Bei Streitigkeiten muss ein Urteil der Enteignungskommission abgewartet werden. So lange ruhen die Arbeiten in der Nähe des Objekts“, erklärt Christian Jensen.

Wir kalkulieren mit einem Mast je Tag.

Christian Jensen

Auf der gesamten 172 Kilometer langen Strecke von Idomlund bis zur Grenze werden 700 Haushalte (Häuser und Höfe) vom Projektverlauf betroffen sein. Energinet kalkuliert mit 361 Millionen Kronen für Entschädigungen und Aufkauf von Häusern und Höfen. Das Mega-Projekt soll 3,6 Milliarden Kronen kosten. In 70 Fällen muss Energinet anbieten, die Immobilie zu kaufen, die im 80-Meter-Radius zu einem Strommast steht. 

Der Netzbetreiber hat den Start für die südliche Etappe ins Auge gefasst. Im ersten Jahresquartal 2025 soll die Stromtrasse in Betrieb genommen werden. 

Startschuss in Idomlund

Nach der massiven Verspätung ist zumindest der Startschuss auf der nördlichen Trasse in Idomlund gefallen, als in der vergangenen Woche der erste Spatenstich gefeiert wurde.

Von dort werden die hohen Hochspannungsmasten weiter bis nach Endrup in der Kommune Vejen aufgestellt, bevor der zweite und 75 Kilometer lange Teilabschnitt bis zur Grenze in Angriff genommen wird. „Wir kalkulieren mit einem Mast je Tag“, erklärt Christian Jensen weiter.

Erdkabel auf fünf Kilometern

Nur auf einer Strecke von 16 Kilometern werden die Stromkabel unterirdisch auf dem südlichen Teilstück verlaufen. Von dieser Lösung profitiert die Kommune Tondern nur mit fünf Kilometern. Auf eine Landschaft ohne Strommasten kann sich Rohrkarr (Rørkær) auf einer Strecke bis Seth (Sæd) freuen. Auf Freileitungen wird auch im Bereich der Bredeau verzichtet.

Von Endrup bis zur Grenze werden 100 Masten mit einer Höhe von 36 Metern aufgestellt. Die ersten Arbeiten sollen Anfang 2024 langsam anlaufen.

Die vier letzten Strommasten vor der Grenze nach Deutschland Foto: Brigitta Lassen

Wer Land besitzt, auf dem die unterirdischen Stromkabel verlaufen, kann nicht mehr Nutznießer von Abwärme werden. Früher war es möglich, die an den Stromkabeln entweichende Wärme abzuzweigen und für eigene Zwecke zu nutzen.

„Daran sind wir nicht mehr interessiert, obwohl wir es in einigen Fällen erlaubt haben. Aber so viel Wärme entsteht nicht, dass es lohnenswert ist. Außerdem sind wir nicht an privaten Kabeln interessiert, die in der Nähe unserer verlegt werden“, begründet Christian Jensen den neuen Kurs.

 

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