Kommentar

„Tønder Bank: Ein Kampf gegen Goliath“

Tønder Bank: Ein Kampf gegen Goliath

Tønder Bank: Ein Kampf gegen Goliath

Tondern/Tønder
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Durchhaltevermögen und Geduld hat der Kundenkreis Tønder Investor 2009 bewiesen, dessen Mitglieder meinten, bei ihrer Investition in hybrides Kapital betrogen worden zu sein. Doch der „kleine David“ kann zufrieden sein, meint Lokalredakteurin Brigitta Lassen.

Nach sage und schreibe fast elf Jahren ist der ausgefochtene Kampf zu Ende. Der Gläubigerkreis der Tønder Bank setzt einen Schlussstrich und akzeptiert die Entscheidung des Gerichts. Es bestätigte, dass dem Konkursverwalter, Boris Frederiksen, ein Honorar in Höhe von 31 Millionen Kronen zusteht. Diese Forderung hielt der Verein für vollkommen überzogen.

Auf Frederiksen war der Verein der Geschädigten ohnehin nie gut zu sprechen. Hatte er die ehemaligen Kundinnen und Kunden doch als nicht berechtigt eingestuft, entschädigt zu werden.

Doch der Vorstand ließ nicht locker und biss sich wie ein Terrier fest. Ihm gelang ein Schachzug, als man sich mit der Hamburg Commercial Bank zusammentat, die der Tønder Bank 130 Millionen Kronen geliehen hatte. Ihr stehen jetzt 85 Millionen Kronen aus der Konkursmasse zu. Davon bekommen die Nordschleswiger ein Häppchen ab. Ohne diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit wären die Nordschleswiger gänzlich leer ausgegangen.

Nach dem Zusammenbruch der Tønder Bank haben viele ihrer Angestellten gesagt: Nie mehr bei einem kleinen, anfälligen Geldinstitut arbeiten. Teile der Kundschaft schenkten größeren Banken und Sparkassen das größere Vertrauen. Zudem war man bei Investitionen vorsichtiger: Gebranntes Kind scheut das Feuer.

Der Schock saß bei der Kundschaft tief, als die Tønder Bank ohne Vorwarnung im November 2012 den Schlüssel umdrehte. Der Aufsichtsrat, der sich nach dem Ende in Bezug auf eine Entschuldigung oder Worte des Bedauerns äußerst sparsam verhielt, schob die Schuld auf die Finanzbehörde, die die Bank gezwungen hatte, wegen Verlustgeschäften 300 Millionen Kronen abzuschreiben. Damit war das Todesurteil besiegelt.

Doch es gab diese Verlustgeschäfte. Das von Bankdirektor Mogens Mortensen aufgebaute Kartenhaus fiel in sich zusammen. Aufgebaut mit Wissen des Aufsichtsrats, oder hat sich dieser vom mächtigen Bankchef um den Finger wickeln und täuschen lassen? Mortensen war im Mitarbeiter- und Kundenkreis gefürchtet. Die Kundschaft blieb aufgrund der Traditionen bei der als deutsch bezeichneten, fast 100 Jahre alten Bank. War man anderer Meinung, war mit ihm nicht gut Kirschen essen.

Enttäuscht war man über die milden Strafen gegen Mortensen (Geldstrafe von 25.000 Kronen wegen grob fahrlässigen Verhaltens) und gegen den Revisor der Bank (Bußgeld 200.000 Kronen). Der Aufsichtsrat kam ungeschoren davon, da er gegen solche Situationen versichert war.

Das hat Tønder Investor 2009 vermutlich erst recht auf die Barrikaden gebracht. Mit Fragen überhäufte man den Konkursverwalter, der beim Gerichtstermin am 4. Juli erklärte, dass der Verein mit seinem Verhalten das Ende der Bankaffäre in die Länge gezogen habe. Mit jedem Tag, der verging, erhöhte sich auch sein Honorar.

Hätte der Gläubigerkreis stillschweigend Boris Frederiksens Entscheidung akzeptiert, dass es für sie kein Geld gebe, wäre man komplett leer ausgegangen. Nach Einschätzung des Vorsitzenden Bjarne Laugesen werden es dank der Absprache mit der Hamburger Bank zwischen 6 und 7 Millionen Kronen sein. Daher kann man im Kampf gegen Goliath zufrieden und stolz sein, obwohl man 25 Millionen Kronen für 147 Anlegerinnen und Anleger herausholen wollte.

Obwohl der Vorstand jetzt die Entscheidung des Gerichts akzeptiert, kann man den Verein dennoch beglückwünschen. Sonst hätten die Vereinsmitglieder am Ende mit leeren Händen dagestanden.

Wie heißt es so schön: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt!

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