Grenzüberschreitend

„In Tondern gibt es keine Vorurteile gegenüber Deutschen“

„In Tondern gibt es keine Vorurteile gegenüber Deutschen“

„In Tondern gibt es keine Vorurteile gegenüber Deutschen“

Tondern/Tønder
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Tonderns früherer Bürgermeister Henrik Frandsen (2. v. l.) bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: Fit4Jobs@WaddenC

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Dass der Bürgermeister aus der Minderheit stammt, sei Beweis genug, meint Stadtrat Allan Svendsen. Der Politiker der Neuen Bürgerlichen hält grenzüberschreitende EU-Projekte für „Geldverschwendung“ – allerdings als einziger.

Als einziger Stadtratsvertreter will Allan Svendsen (Neue Bürgerliche) nicht die 1,3 Millionen Kronen für ein neues Interreg-Projekt „Work in DE/DK“ (Schaffung eines gemeinsamen Arbeitsmarkts in der Kommune Tondern und dem Kreis Nordfriesland) bewilligen. Er halte nicht viel von grenzüberschreitenden Projekten. Man habe schon Millionen von Kronen verschleudert. Es sei eine Verschwendung von Steuergeldern, meinte Svendsen auf der jüngsten Stadtratssitzung.

Mit derartigen Vorhaben sollen nördlich und südlich der Grenze auch mögliche Vorurteile abgebaut werden und das mentale Barrieren und Hemmnisse abbauen, den Nachbarmarkt genauer kennenzulernen, so das neu gewählte Stadtratsmitglied von Röm (Rømø).

Reines Linkportal

„Wir in Tondern haben keine Vorurteile gegen Deutsche", unterstrich Svendsen. Damit nahm er Bezug auf die Tatsache, dass Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei, Mitglied der deutschen Minderheit ist. Die von den Projektmachern eingereichten Dokumente für das Vorgängerpojekt (Fit4Jobs@WaddenC) – bestimmt geschrieben von Akademikern – meinte er. Sie reichten ihm nicht aus. Im Prinzip sei das Projekt ein ganz normales Linkportal.

 

Die Grenze darf es bei der Schaffung eines deutsch-dänischen Arbeitsmarkts nicht geben, heißt es in den grenzüberschreitenden Projekten. Foto: Fit4jobs@WaddenC

Doch bis auf Svenden stimmten die restlichen Ratsmitglieder dafür, das neue Interreg-Projekt mit 1,93 Millionen Kronen zu bezuschussen. Insgesamt wird das dreijährige Vorhaben etwa 22 Millionen Kronen kosten. Die EU zahlt 65 Prozent, beziehungsweise 14,3 Millionen Kronen der Ausgaben.

Ich sehe große Vorteile in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und sie stimmt mit unserem früher geäußerten Wunsch nach einem Ausbau dieser Kooperative über die Grenze hinweg überein.

Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister

So ganz ohne Bedenken zeigte sich allerdings auch nicht Leif Høeg Jensen (Venstre) in dieser Sache, obwohl seine Partei Befürworter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sei, unterstrich er.

Høeg Jensen sei auch Mitglied des Ausschusses für grenzregionale Entwicklung in der Zusammenarbeit in der Region Sønderjylland-Schleswig. „Ich stelle mir oft die Frage: Was haben wir davon:? Ich würde mir eine zielgerichtetere Arbeit mit politischem Einfluss wünschen. Und wir müssen die Projekte ganz bis zum Schluss begleiten“, unterstrich der Venstre-Politiker.

Die Befürchtungen teilte Jørgen Popp Petersen, SP, nicht. „Ich sehe große Vorteile in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und sie stimmt mit unserem früher geäußerten Wunsch nach einem Ausbau dieser Kooperative über die Grenze hinweg überein. Ich kann vielleicht verstehen, wenn sich Interreg in den Ohren einiger nach viel Bürokratie anhört. Sagen wir aber heute ja, ist nicht alles bis zum Projektende nicht alles in Stein gemeißelt“, unterstrich der Bürgermeister.

Schlechte Infrastruktur

Wie Fit4Jobs@WaddenC soll das neue Projekt dazu beitragen, vergleichbare Herausforderungen auf beiden Seiten der Grenze (unter anderem der Fortzug junger Leute und eine schlechte Infrastruktur) zu lösen.

Beim damaligem und ebenfalls für drei Jahre befristeten Projektstart 2018 ging es schon darum, die Barrieren in den Köpfen auf beiden Seiten der Grenze abzubauen. Die nationale Grenze zwischen Deutschland und Dänemark solle kein Hinderungsgrund für ein kooperatives Miteinander in der Grenzregion sein.

Verbindendes und Synergien sollten die Entwicklung beider Standorte vorantreiben, ohne Schnellstraßenanbindung und eigene Hochschule. Daraus resultiert auf beiden Seiten der Grenze die Notwendigkeit, den Wirtschaftsraum zukunftsfähig und nachhaltig zu entwickeln, um ein attraktives Arbeitsplatzangebot anzubieten und dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und damit auch Einwohnern entgegenzuwirken, hieß es in der damaligen Projektbeschreibung.

Und das sind noch immer die Themen, an denen gearbeitet werden soll.

 

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