Naturschutz in Nordschleswig

Umweltbehörde untersucht Bestand seltener Schnäpel

Umweltbehörde untersucht Bestand seltener Schnäpel

Umweltbehörde untersucht Bestand seltener Schnäpel

Hoyer/Højer
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Michael Deacon (r.) von der staatlichen dänischen Umweltbehörde Miljøstyrelsen hat in den vergangenen Wochen zusammen mit einer Kollegin erneut Untersuchungen zum Bestand der seltenen Fischart Schnäpel vorgenommen. Foto: Volker Heesch

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Der Biologe der Miljøstyrelsen-Niederlassung in Linnet, Michael Deacon, hat erneut Exemplare der hauptsächlich in der Wiedau vorkommenden Fischart gefangen und markiert. Nach EU-Bestimmungen muss der einst in vielen Flüssen heimische Fisch der Wattenmeerregion vor dem Aussterben bewahrt werden.

In den vergangenen Wochen haben im Bereich der Wiedau bei Hoyer wieder Untersuchungen zum Bestand des vor wenigen Jahrzehnten nur noch in der Wiedau (Vidå) und einigen Zuflüssen vorkommenden Schnäpels (Snæbel) stattgefunden. „Alle zwei Jahre werden solche Untersuchungen zu dieser Fischart vorgenommen“, berichtet Michael Deacon. Er ist seit Jahren als Mitarbeiter der Filiale der staatlichen dänischen Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ in Linnet nördlich von Arrild im Einsatz mit Maßnahmen zum Schutz dieser Art engagiert, die auf der Liste der EU über vom Aussterben bedrohte Tiere verzeichnet ist.

Der Schnäpel ist an seiner besonderen Schnauzenform, der Schnäpel-„Nase“, von anderen Fischarten zu unterscheiden. Foto: Miljøstyrelsen

 

Die mit den Lachsen verwandte Fischart Schnäpel steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten, weil er aus Flüssen wie Eider, Weser oder Elbe aufgrund zerstörter Laichgebiete, Wasserverschmutzung und Blockierung seiner Wanderwege durch Wehre und Siele verschwunden war.

Art überlebte in der Wiedau

Allein in der Wiedau überlebte ein kleiner Schnäpel-Bestand, weil dort Brackwasserzonen in der Tonderner Marsch erhalten geblieben waren, auf die junge Schnäpel bei ihrem Wechsel vom Süßwasser der Laichgebiete ins Meerwasser des Wattenmeeres angewiesen sind. Michael Deacon berichtet, dass er in diesem Frühjahr rund 20 Schnäpel gefangen und nach einer Markierung wieder freigelassen habe. „Es ist gelungen, einen Bestand der Schnäpel zu sichern, häufig sind die Fische aber nicht“, erzählt der Fischexperte.

Kormorane fressen auch Schnäpel

Zu Klagen, dass die vielen Kormorane den seltenen Fischen zusetzen, erklärt Deacon: „Die Kormorane fressen jede Art Fisch, das gehört zur Natur. Auch Seehunde und Fischotter erbeuten die seltenen Schnäpel.“ Es hatte immer wieder Kritik gegeben, dass die Ergebnisse der Schutzmaßnahmen für den Schnäpel wie Renaturierung von Wasserläufen, Abbau von Wehren oder die Rückverlegung von Audeichen der Wiedau von den Kormoranen „weggefressen“ werden. Deacon unterstreicht, dass die Ergebnisse seiner neuesten Untersuchung noch nicht vorliegen, aber er wendet sich gegen Angaben, dass sich der Einsatz zur Rettung des Schnäpels nicht auszahle.

Interesse an Dokumenten zu Schnäpel-Fang

„Wir sind sehr daran interessiert, Bilder oder Berichte aus den Zeiten vor 100 Jahren zu bekommen, die dokumentieren, dass damals die Schnäpel noch in großer Zahl in der Wiedau gefangen wurden“, so der Mitarbeiter der Umweltbehörde. In Hoyer haben die Einwohner vor dem Ersten Weltkrieg oft Schnäpel als wohlschmeckende Speise gegessen. Der Bestand sei eingebrochen, nachdem die Entwässerungsmaßnahmen in der Tonderner Marsch ab Ende  der 1920er Jahre durchgeführt wurden.  Inzwischen ist es gelungen, auch in anderen Wasserläufen als der Wiedau den Schnäpeln wieder Lebensraum zu schaffen, doch weitere Anstrengungen sind nötig, um die EU-weit zu schützende Art zu retten, von der inzwischen auch nach Aussetzungsmaßnahmen wieder Exemplare in Rhein und Elbe gefangen worden sind. Die Fischart verbringt den Großteil ihres Lebens im Wattenmeer. Zum Laichen ziehen die Fische im Herbst in die Flüsse mit Süßwasser  und anschließend wieder zurück ins salzige Wattenmeer.  

 

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