Tønder Festival

Weltklasse in Tondern

Weltklasse in Tondern

Weltklasse in Tondern

Tondern/Tønder
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Beim Tønder Festival muss man sich auch einen Besuch im Bolero oder in anderen intimen Spielstätten gönnen. Foto: Karin Riggelsen

Was sollte man beim Tønder Festival 2018 unbedingt erleben? Chefredakteur und Festival-Kenner Gwyn Nissen hat da ein paar Tipps.

 Kunstprojekt aus Holz

Ein einzigartiges Kunstprojekt von Søren Assenholt und Sanne Flyvbjerg kann auf dem Festivalplatz erlebt werden.  Assenholt hat neun Musiker (u. a. Daniel Norgren, Grant-Lee Philips, Terry Evans, Niels Hausgaard  und William Prince) vom letztjährigen Festival aus Holz geschnitzt, während Flyvbjerg dazu die Geschichte der Musiker erzählt.  In den kommenden Jahren sollen weitere Musiker-Kunstwerke geschaffen werden.

Live-Musik für alle

Wer keine Eintrittskarte für den Festivalplatz hat, muss in Tondern nicht leer ausgehen: Überall in der Stadt treten Musiker in den Straßen oder in den Kneipen,  Cafés und Restaurants auf. Das Festival hat auch eine eigene Musikkneipe,  Hagges Musikpub. Hier spielt die Folkmusik schon seit Sonnabend und nimmt ab Donnerstag richtig Fahrt auf mit Konzerten auf drei Bühnen – von mittags bis in die frühen Morgenstunden. Sonntag klingt die Festivalmusik bei Hagges dann ab.

Ein wenig nass ...

Es gibt kein Schönreden: Das Tønder Festival 2018 wird  nass. Also  Gummistiefel und Regenjacke für Tondern einpacken. Yr.no verspricht für Donnerstagabend  0,5 Millimeter Regen. Freitag soll es den ganzen Tag regnen (zwischen 3 und 14 Millimeter) – vormittags ein wenig mehr als am Nachmittag. Sonnabend sollen im Laufe des Tages sieben Millimeter Regen fallen und  Sonntagvormittag  bis zu zwei Millimeter.  Die Temperaturen fallen ab Donnerstag (23 Grad) und liegen zwischen 13 und 15 Grad.

 

136 Konzerte und Veranstaltungen stehen in den kommenden vier Tagen beim Tønder Festival an. Ein Mammut-Programm mit Weltklasse-Musikern, das es in sich hat. Haben Sie den Überblick? Sonst helfen wir Ihnen mit einigen Tipps auf den Weg.

Donnerstag

Donnerstags war auf dem Tønder Festival früher nicht viel los. Es war ein ruhiger Anlauf zum Wochenende hin. Heute macht das Festival einen Senkrechtstart und belohnt die Frühankömmlinge mit einem gigantischen Programm: Mit Oysterband, Michael Falch, Kellermensch (für die Rockfreunde), Mike Andersen Band, Sam Outlaw, Tami Neilson, Lukas Graham und The Mavericks legt das Tønder Festival gefühlt mit dem bisher prominentesten Donnerstags-Programm los. Dabei war der Donnerstag früher immer als Entdeckungstour gut geeignet. Mal sehen, ob das Festival auch mit den vielen großen Namen gleich abheben kann.

Bei gutem Wetter ist das Open-Air-Programm mit Tami Neilson, Lukas Graham und The Mavericks eine große, lange Party. Tami Neilson wusste schon vergangenes Jahr auf kleineren Bühnen und auf der Open-Air-Bühne   mit ihrer 50er-Countryshow zu überzeugen. Das sehen auch die Veranstalter  so und haben die Kanadierin  daher wieder eingeladen. Wer sie 2017 nicht erlebt hat: Kreuz setzen.

Wer schon am ersten Tag das volle Programm durchzieht und bis spät unterwegs ist, hat gegen Mitternacht die Qual der Wahl: entweder Rock mit Kellermensch, klassischen, schottischen Folkrock mit Tide Lines oder Country mit Sam Outlaw. Eine schwierige Wahl – die beiden Letztgenannten spielen allerdings weitere Konzerte am Freitag.

Und wer sich dann noch auf den Beinen halten kann: Um 1 Uhr beginnt das Konzert der energischen Kanadier The
Great South – das ist schon eine ganz besondere Stimmung im intimen Bolero, wenn Bands um die Zeit auf die Bühne gehen.

Freitag

Das Tønder Festival besteht nicht nur aus großen Konzerten in den Zelten und der Open-Air-Bühne. Daher sollte man sich auch einen Besuch in den kleinen, intimen Spielstätten gönnen. Dazu muss man allerdings Schlange stehen, um eine Platzkarte zu ergattern – oder an der Spielstätte anstehen bis jemand das Konzert verlässt. Das kann aber dauern. Im Bolero schlage ich amerikanische Harmonien mit The Secret Sisters vor, im Geburtsort des Festivals, Visemøllen, sind mit All our Exes live in Texas ebenfalls starke Country-Frauenstimmen angesagt. Oder The Chair im Pumpenhaus, das als neue Konzertstätte in den vergangenen Jahren überzeugt hat. The Chair spielt temporeichen schottischen Folk.
Das Gleiche – nur mit mehr Strom – tut die Band Skerryvore ab 1.15 im Zelt 1 – das absolut späteste Konzert  mit einer der aktuell besten Folkrockbands. Also, wach bleiben! Dabei hilft sicherlich das Tribute-Konzert für den Bluesmusiker B. B. King – das kann nur ein heißes Konzert  werden.
Nicht alle Musiker kommen nach Tondern mit einem großen Namen, und beim Festival werden auch die Stars von morgen geboren: Daher unbedingt auf der Klubbühne die Talente von Folk Spot Denmark anhören. Auf einer solchen Bühne stand vor einigen Jahren auch Jacob Dinesen. Der ist übrigens  zu einem Artists Talk im Pumpehuset eingeladen,  wo er über sich und seine Musik erzählt.

Harald Haugaard und sein Folk Baltica Ensemble. Foto: Karin Riggelsen

Sonnabend

Eine  der Traditionen, die das Tønder Festival beibehalten hat, sind   die Circle-Konzerte. Hier werden verschiedene Musiker gesammelt, und häufig laden sie auch noch weitere Kollegen auf die Bühne, um   gemeinsam zu musizieren. Hier bekommt man als Zuhörer einen bunten Blumenstrauß von dem, was das Festival musikalisch zu bieten hat. Sonnabendnachmittag gibt es den Women’s Circle und am Tag darauf den Gentlemen’s Circle.

Zwei weitere Höhepunkte am Sonnabend gibt es im Zelt 2: Hier spielt zunächst der einfühlsame dänische Liedermacher Søren Huss und danach die Grande Dame der irischen Folkmusik, Sharon Shannon.

Auf der Open-Air-Bühne geht die Party weiter: Diesmal mit The Chair, Jeffrey Foucault, Skerryvore und The Lone Bellow. Wenn ich wählen müsste: Das Trio The Lone Bellow aus New York trifft mit seinem Americana den Zeitgeist des Tønder Festivals auf den Punkt.

Und dann heißt es  unbedingt anstehen: Darlingside und Bros. Landreth spielen an diesem Tag im Pumpehuset und Bolero. Hier gibt es die volle Spielzeit – denn die beiden amerikanischen Bands, die mit ihren Harmonien zu überzeugen wissen, spielen auch beim Abschlusskonzert am Sonntag.

Sonntag

Der Sonntag hat es noch in sich. Das Programm ist in den vergangenen Jahren erweitert worden, um auch am Abschlusstag den Besuchern etwas zu bieten.  Im Zelt 1 geben zwei starke Frauen jeweils ein Konzert: Sharon Shannon ist vormittags noch mal dran, und am Abend kommt die dänische Liedermacherin über allen: Anne Linnet.
Auch nicht versäumen sollte man das FolkBaltica Ensemble – junge Musiker aus dem deutsch-dänischen Grenzland unter der Leitung von Harald Haugaard. Wer danach noch Energie hat, kann weiter aus dem Vollen schöpfen: schottischen Folk mit Imar, schwedische Lieder mit Mikael Wiehe, nordjütischen Humor mit Niels Hausgaard sowie Bands und Liedermacher aus den USA, Kanada und Großbritannien.

Es gibt keinen Grund, Sonntag nach Hause zu fahren, zumal es am Abend noch einen Höhepunkt gibt mit Darlingside, Bros. Landreth und Lone Bellow. Ein traditionelles Abschlusskonzert wie früher ist es allerdings nicht, denn in Tondern spielt die Musik auch am letzten Tag noch bis weit nach Mitternacht. Alle Termine und Spielzeiten gibt es auf tf.dk oder auf der Festival-App.

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