Kultur

Weniger Umsatz: Tønder Festival zurück in den roten Zahlen

Weniger Umsatz: Tønder Festival zurück in den roten Zahlen

Weniger Umsatz: Tønder Festival zurück in den roten Zahlen

Tondern/Tønder
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Im vergangenen Jahr kamen weniger Menschen zum Festival als erwartet und erhofft. Auf diesem Foto vom Platz vor der Open-Air-Bühne sieht es zwar nicht so aus (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Im vergangenen Jahr wurden weniger Armbänder verkauft. Unter dem Strich kam ein Minus von fast einer Million Kronen zusammen. Die Festivalspitze begründet dies mit einem Post-Corona-Verkaufsmuster.

Dass das Tønder Festival im vergangenen Jahr finanziell Federn lassen würde, zeichnete sich bereits vor seinem Ende ab. Der Armbandverkauf florierte nicht wie gewohnt, sodass die Sparekassen Bredebro sogar einsprang und 6.000 Armbänder aufkaufte und sie dann verschenkte. Mit dieser Unterstützung sorgte das Geldinstitut für einen etwas besseren Umsatz und mehr Leute auf dem Festivalplatz.

2022 gab es noch ein Plus

Der rückläufige Verkauf und der damit ausgelöste Umsatzverlust auf dem Festivalplatz führte dazu, dass das Festival im vergangenen Jahr in die roten Zahlen rutschte. Unter dem Strich stand ein Minus von fast einer Million Kronen. Die Festivalverantwortlichen begründen dies mit einem neuen Post-Corona-Kaufmuster. 2022, als nach zwei Corona-Jahren, wieder das erste „richtige“ Festival nach der Pandemie vom Stapel lief, wurde immerhin ein Überschuss in Höhe von 262.711 Kronen gemacht.

2023 wird als herausforderndes Jahr mit einem rückläufigen Verkauf und dem personellen Problem bezeichnet, für Festivaldirektor Stephan Scheelke einen Ersatz zu finden. Scheelke kündigte nach nur wenigen Monaten im Amt unerwartet. Notgedrungen sprang Festival-Urgestein Bert Schulz in die Bresche. Mit der Anstellung von Kristina Lehmann Schjøtt als neue Geschäftsführerin wurde der personelle Engpass behoben. 

Das Defizit von genau 998.126 Kronen vermiest dem Festival, das im August sein 50-jähriges Jubiläum feiert, nicht die Laune. Den Geburtstag will sich das Festival etwas kosten lassen und entsprechend wird investiert.

Das Festival 2023 war nicht so gut besucht wie in den Vorjahren. Die, die kamen, hatten Spaß (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Mette Bossen Linnet, seit zwei Jahren Vorsitzende des für die praktische Durchführung verantwortlichen Festivalvereins, meint, dass die, die 2023 nach Tondern gekommen seien, gute Erlebnisse sowohl musikalisch als auch stimmungsmäßig mit nach Hause genommen haben. Dies hätten Publikumsumfragen gezeigt. „Unsere Herausforderungen waren der nachlassende Ticketverkauf. Demzufolge fiel der Umsatz auf dem Festivalplatz“, bedauert Mette Bossen Linnet. 

Entweder sparen oder investieren: 

„Nach einem Defizit kann man entweder sparen oder investieren, um wieder auf die Beine zu kommen. Wir haben Letzteres gewählt. Verkaufen wir unsere Armbänder wie gewohnt, machen wir auch kein Minus. 36 Prozent unseres Publikums kommen von östlich des Großen Belts. Sie benötigen Unterkünfte für die Nacht. Unsere Glampingzelte und Tenthouses sind jetzt schon fast ausverkauft. Die einzige Möglichkeit, die diesem Publikum bleibt, ist der Campingwagen. Nicht alle finden das so spannend.“ 

Im vergangenen Jahr sei den Festivalverantwortlichen zu Ohren gekommen, dass einigen Besuchenden die Musikauswahl nicht breit genug gefächert gewesen sein soll. „Das wollen wir zum Jubiläum ändern und investieren daher auch mehr Geld in die Musik“, erzählt die Vereinsvorsitzende.

Man habe schon während des Festivals die böse Ahnung gehabt, dass es mit einem Überschuss nicht klappen würde, weil nicht genug Armbänder verkauft wurden. „Wir hatten gehofft, dass das Minus nicht so groß ausfallen würde.“

Für uns ist es kein Modetrend, Gemeinschaften, das Echte, das Authentische und das Lebendige zu pflegen. Darum kommt die Musikerinnen und Musiker aus aller Welt und das Publikum so gerne nach Tondern.

Mette Bossen Linnet

Das Tønder Festival sei für viele eine Möglichkeit zum Luftholen von einem geschäftigen Alltag. In der Gesellschaft steige die Sehnsucht nach mehr Ruhe und Zusammensein.

„Das sind einige der starken Grundwerte, auf die das Festival baut. Für uns ist es kein Modetrend, Gemeinschaften, das Echte, das Authentische und das Lebendige zu pflegen. Darum kommt die Musikerinnen und Musiker aus aller Welt und das Publikum so gerne nach Tondern.“

Optimismus, Zusammenhalt und gemeinsame Liebe

Das Festival 2023 und das bevorstehende Jubiläum waren die zentralen Themen der Generalversammlung vom Tønder Festival Forening, die am Mittwoch abgehalten wurde. Die Veranstaltung sei trotz des Abschneidens von 2023 auch von Optimismus, Zusammenhalt und die gemeinsame Liebe zu einem ganz besonderen Festival geprägt worden, heißt es in einer Pressemitteilung. 

Das Dreier-Gestirn des Festivals: die musikalische Leiterin Maria Theessink (l.), Mette Bossen Linnet, und der Vorsitzende des Festivalfonds, Henrik Juhl. Es fehlt die Direktorin Kristina Lehmann Schjøtt. Sie steht in diesem Jahr zum ersten Mal am Ruder. Foto: Monika Thomsen

„Für uns dreht es sich darum, das Festival fit für die nächsten 50 Jahre zu machen. Das ist unsere Pflicht und unser Plan. Wir wurden uns schnell mit dem Festivalfonds einig, dass die Corona-Jahre und der sinkende Armbandverkauf Dinge waren, mit denen wir klug umgehen und investieren mussten, gerade weil das Festival sein 50-jähriges Jubiläum feiert“, berichtet Mette Bossen Linnet.

Daher sollen mehr Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, die Vermarktung soll optimiert werden und auf dem Festivalplatz wird es Neuheiten und Verbesserungen geben. Zusätzliches Geld wird auch in das Musikprogramm investiert.

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