Leserbericht

„Begeisterung über Yoga-Wochenende im Haus Quickborn“

Begeisterung über Yoga-Wochenende im Haus Quickborn

Begeisterung über Yoga-Wochenende im Haus Quickborn

Hans Schmidt Petersen
Berlin
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Bei einem der vorherigen Kurse haben die Teilnehmenden das Wort „Yoga“ am Strand geschrieben. Foto: Bert Hansen

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Hans Schmidt Petersen hat bei einem Kurs im Seminarzentrum des Sozialdienstes viel über sich und seine Sinne gelernt. Er schreibt, das Wochenende habe ihn ein wenig verändert.

Die Zunge des Blauwals wiegt vier Tonnen, sein Herz ist so groß wie ein Kleinwagen, und er ist so lang wie drei Fernbusse. Das alles kann man erfahren, wenn man mit dem zehnjährigen Nikolai ein Yoga-Wochenende in Haus Quickborn verbringt.

Man kann lauschen, während die elfjährige Jonna zauberhaft Klavier spielt, und wenn man sich mit Amanda auf ein Spiel Rummikub einlässt, riskiert man, dass sie in dem Moment alle Steine legt und das Spiel beendet, da man nur noch einen Stein hat und ihn an drei Stellen hätte anlegen können.

Beim Waldbaden kann man Bäume umarmen, und bei der Entspannungsübung geht man jedes Körperteil durch, spannt die Muskeln an, lockert sie wieder, und vor lauter Aufmerksamkeit dem eigenen Körper gegenüber gleitet man allmählich in einen dämmrigen Zustand des Wohlbefindens hinein, aus dem einen zuletzt die Stimme der Yogalehrerin reißt, man die Augen öffnet und vermeint, die Welt in einem ganz neuen Licht zu sehen.

Wer Bäume nur ungern umarmt, muss nicht, denn beim Yoga und der Naturtherapie geht es nicht ums Müssen, da wird keine Leistung abgefordert. Vielmehr geht es darum, sich und die Umwelt neu wahrzunehmen, das Farbenspiel auf sich wirken zu lassen, Gerüche neu zu entdecken, und jeden Tritt, jede Bewegung als Überraschung und Einsicht wahrzunehmen.

Yoga an der Flensburger Förde - das Foto stammt von einem Kurz im vergangenen Jahr. Foto: Bert Hansen

Oh ja, man kann viel lernen über sich und die eigenen Sinne, während man sich sachte verrenkt und bei den Gleichgewichtsübungen ein ums andere Mal von dem Fuß taumelt, auf dem man sich hätte halten müssen. Und die Lehrerin und die meisten anderen Teilnehmer stehen rank und schlank und wie selbstverständlich auf einem Bein, die Augen geschlossen und der Geist bewusst und zugleich wie traumhaft nur noch ein Schemen, gar keine Wand mehr, die einen von dem reinen Sein trennt.

So liegt man im Keller des Hauses auf seiner Matte, winkelt das Bein an und streckt es wieder; leise, fast monotone Musik ertönt aus dem Lautsprecher, und Zeit ist etwas, das ganz von allein vergeht, nicht etwas, das man totschlagen müsste. Man steht morgens auf dem Sand, das Wasser der Flensburger Förde ist spiegelglatt, die ersten Sonnenstrahlen schillern in den Grashalmen, man dehnt sich, vertreibt den letzten Rest an Schlaf aus den Gliedern, und der Magen erinnert einen daran, dass auch das Frühstück im Haus Quickborn köstlich ist. Später wird der Wind in den kahlen Ästen der Laubbäume und den Nadeln der Immergrünen wuscheln, und man wird behutsam mit den Fingerspitzen über das Moos streichen und sich darüber wundern, wie unterschiedlich diese unscheinbaren Pflanzen doch sind, an denen man sonst nur achtlos vorüberschreitet.

Es ist indes nicht alles nur Innerlichkeit und Seelenvergessenheit an so einem Yoga-Wochenende im Haus Quickborn, denn Seele und Geist wollen nicht nur sanft geknetet werden, sie brauchen auch den Anderen, das Zusammensein. Dafür ist reichlich Platz. Man kann wie gesagt zuhören, wenn Nikolai von Tieren spricht, man kann Brettspiele spielen und verlieren, und man kann einfach so quatschen, stundenlang, bis in den späten Abend hinein, bevor man unter die Bettdecke schlüpft und der Schlaf einen grüßt wie ein alter Bekannter.

Ein solches Wochenende zeichnet die schiere Gemütlichkeit aus, die ich immer mit dem Haus Quickborn verbunden habe, und so sitze ich hier, der Alltag hat mich wieder, und ich bin doch um ein kleines Bisschen verändert und schaue dem Spiel des Sonnenlichts auf der Mauer mir gegenüber ein wenig aufmerksamer zu als sonst.

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