Nordschleswig

Chinesisches Lehrbuch zitiert den „Nordschleswiger“

Chinesisches Lehrbuch zitiert den „Nordschleswiger“

Chinesisches Lehrbuch zitiert den „Nordschleswiger“

Atze Schmidt
Apenrade/Aabenraa
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„Der Nordschleswiger“ wird in China in dem Buch „Deutsch weltweit lesen“ zitiert. Foto: Unsplash/Snowscat

In China gibt es das Lehr- und Lesebuch „Deutsch weltweit lesen“, in dem der „Nordschleswiger“ zitiert wird. 55 deutschsprachige Auslandszeitungen lieferten die Texte für das Buch.

Wenn sich deutschlernende Studenten in China das Buch mit dem Titel „Deutsch weltweit lesen“ vornehmen, hat das direkt mit dem „Nordschleswiger“ zu tun. Denn ohne den „Nordschleswiger“ gäbe es dieses Buch nicht. Herausgegeben hat das Lehr- und Lesebuch der Pekinger Fremdsprachenverlag, in dessen deutscher Abteilung 17 Jahre lang der Journalist Atze Schmidt als Lektor tätig war.

Anfang der 60er Jahre hatte der gebürtige Bayer als Jungredakteur in der Apenrader Redaktion des „Nordschleswigers“ gearbeitet. Damit begann für Schmidt eine intensive Beschäftigung mit der deutschsprachigen Auslandspresse. Über Jahre stellte er eine „Internationale Presseschau“ zusammen, die von Publikationen in mehreren Ländern veröffentlicht wurde.

Texte aus 33 Ländern wurden ausgewählt 

Es war die Idee einer chinesischen Kollegin von Atze Schmidt, aus der Fülle seiner gesammelten Texte  aus deutschsprachigen Zeitungen aus aller Welt, ein Lehrbuch zu machen. Ausgewählt wurden 99 Texte aus 55 Zeitungen aus 33 Ländern, denen man die Übersetzungen ins Chinesische gegenüberstellte. Beigefügt wurden außerdem Erläuterungen zum jeweiligen Wortschatz und zur Grammatik.

„Chinesisch ist die meistgesprochene Muttersprache der Welt“, heißt es im Vorwort. „Englisch ist die Nummer 1 der Fremdsprachen, doch die Deutschen waren die Pioniere als Zeitungsmacher. 1609 erschien in Straßburg, damals eine deutsche Stadt, die erste Zeitung der Welt, ein Wochenblatt. 1650 wurde in Leipzig die erste Tageszeitung gegründet. Und heute gibt es deutschsprachige Publikationen rund um den Globus in einer kaum mehr übersehbaren Vielfalt. Überall da, wo Deutsche aus historischen Gründen als Angehörige Nationaler Minderheiten leben, wo sie im Lauf der Geschichte eingewandert sind, oder wo sie sich in größerer Menge als Touristen einfinden, werden Zeitungen und Zeitschriften in deutscher Sprache gedruckt.“ 

Das Lehr- und Lesebuch für deutschlernende Chinesen, herausgegeben vom Pekinger Fremdsprachenverlag. Foto: Atze Schmidt

Der „Nordschleswiger“ ist in dem Buch mit gleich vier Texten vertreten. Er befindet sich dabei zum Beispiel in Gesellschaft  der „St. Petersburgischen Zeitung“, der „Brasil-Post“, des „Argentinischen Tageblatts“, des „Kanada-Kuriers“, der „Zeitung für Thailand“, der „Nordamerikanischen Wochen-Post“, der „Karpaten-Rundschau“ und der „Aktuellen Rundschau“ aus Paraguay.

Mit diesen Texten ist der „Nordschleswiger“ vertreten

Einer der Texte aus dem „Nordschleswiger“ informiert über das Kutschenmuseum „Slesvigske Vagnsamling“ in Hadersleben, das die beachtliche Sammlung des verstorbenen Buchhändlers Johannes Christian Nielsen beherbergt. Eine andere betrifft den Kinderzahnarzt Andreas von der Lippe-Anacker, der vorübergehend in Apenrade praktizierte und sich heute um die Studentenausbildung an der Universität Halle kümmert.

Gern erinnert man sich in Apenrade an den Zahnarzt, der bei der Behandlung seinen kleinen Patienten zur Entspannung dänische Kinderlieder vorsang. Dänisch hatte er in einem Intensivkus gelernt. Den Wortlaut der dänischen Kinderlieder habe er bis heute nicht vergessen, ließ der Zahnarzt wissen, obwohl sein Dänemark-Aufenthalt schon einige Jahre zurückliegt.

Auch Erik Lydiksen, der frühere Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, ist in dem Buch vertreten. Seine Bewerbung auf einen der wichtigen von der deutschen  Volksgruppe zu vergebenden Posten war zunächst sehr umstritten. Denn Lydiksen ist rein dänischer Herkunft. Doch schon bald notierte der „Nordschleswiger“, der Däne sei mit Eifer dabei, die deutschen Wurzeln zu pflegen. „Ich habe großen Respekt vor dem kulturellen Erbe der deutschen Minderheit“, sagte Lydiksen, „und bin stolz darauf, dass ich als erster Däne Leiter einer Organisation der deutschen Volksgruppe sein durfte. Es war eine sehr gute Zeit.“

Atze Schmidt, der nach seiner Zeit beim „Nordschleswiger“ bei mehreren Zeitungen als Reporter und Redakteur tätig war, bevor er die Stelle in dem chinesischen Verlag übernahm, lebt heute in einem Dorf im Emsland.

 

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