Auslandsjahr USA

Corona gefährdet großen Traum vom Austauschjahr

Corona gefährdet großen Traum vom Austauschjahr

Corona gefährdet großen Traum vom Austauschjahr

Denise Dörries
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Jahr in den USA leben – für Jonathan Wissendorf Spielmann ein großer Traum. Foto: Unsplash/Michael Tuszynski

Der Wunsch nach einem Auslandsjahr in den USA ist bei vielen jungen Leuten groß – ein Jahr das Leben, die Schule und die Menschen eines fremden Landes kennenlernen. Genau diesen Wunsch hegte auch Jonathan Wissendorf Spielmann. Wegen des Coronavirus gestaltete sich alles schwieriger, dennoch ist der Wunsch für den Sonderburger in Erfüllung gegangen.

Ein Jahr USA – für den 16-jährigen Jonathan Wissendorf Spielmann aus Sonderburg ein Traum, den er sich dieses Jahr erfüllen wollte. Den Wunsch, ein Austauschjahr zu machen, hatte er schon weit vor der Corona-Krise geäußert. Danach begannen sofort die Planungen und die Suche nach einer passenden Austauschorganisation.

Im August 2019 fiel die Entscheidung für die Organisation „Explorius“. Ab da ging es ganz schnell. Die Verträge wurden noch im selben Monat unterschrieben, um das „EarlyBird – Angebot“ nutzen zu können. „Schon im Januar hatte Jonathan seine Gastfamilie in Fremont, Michigan, zugeordnet bekommen. Damit haben wir so schnell nicht gerechnet“, erzählt Annette Spielmann, Mutter von Jonathan.

Das Coronavirus erschwert die Planung

Für seinen Traum ging Jonathan arbeiten und sparte sein Geld. Er hat etwa 50.000 Kronen selbst erarbeitet und von seinem Ersparten investiert, um diesen Austausch möglich zu machen. Das Programm sollte 80.000 Kronen (ca. 11.000 Euro) kosten.

Dann kam das Coronavirus und erschwerte die Planung. Es war lange ungewiss, ob Jonathan das Abenteuer USA überhaupt antreten kann. Die Austauschorganisation war dabei, laut Annette Spielmann, keine große Hilfe. „Telefonisch waren sie einige Tage nicht erreichbar und reagierten auch auf keine E-Mails. Sie beantworten die Fragen der Eltern nicht“, erzählt Annette Spielmann besorgt.

Jonathan Wissendorf Spielmann Foto: Privat

„Muss Joanathan in Quarantäne?“, „Bekommt er ein Visum?“, „Beginnt die Schule ganz normal oder findet der Unterricht online statt?“ „Was passiert, wenn er am Coronavirus erkrankt?“ – Das sind nur einige Fragen, die die Familie beschäftigten. Von „Explorius“ im Stich gelassen, mussten sie alleine nach Antworten suchen.

Der Fall „Explorius“

Ein Faktor, weswegen die damalige Entscheidung auf die Organisation „Explorius“ fiel, war nicht nur das kostengünstigere Angebot, sondern auch das sogenannte SoftlandingsCamp in New York, bei dem Jonathan auf das Leben in den USA vorbereitet worden wäre. Das Camp fiel wegen des Coronavirus jedoch leider aus. 

Es war dann lange unklar, ob und wann die Abreise stattfindet. „Wir standen lange ohne Plan da, da die Organisation keinen Abreisetag genannt hat, so konnten wir ja auch die Versicherungen nicht beginnen“, erzählt Jonathans Mutter. Jonathan ist Allergiker und braucht eine Versicherung, die im Notfall greift.

„Explorius“ bietet zwar eine Versicherung an, doch diese wäre für Jonathan, laut Annette Spielmann, nicht tragbar gewesen. „Die Reiseversicherung, die Explorius empfohlen hat, hätte bei Jonathan bis maximal 5.000 Dollar im Ernstfall übernommen – eine lächerliche Summe im Vergleich zu dem, was so eine lebensrettende Ersthilfe wohl tatsächlich kosten würde“, berichtet sie.

Auch hier hat die Organisation keine Hilfe geboten, wie Annette Spielmann berichtet. Die Suche nach Versicherungen in Dänemark begann. Jonathans Mutter konnte zwei Versicherungen finden, die trotz Corona und trotz der Reiseempfehlungen Jonathans Krankheit abdecken würden. Das einzige Problem: Im Fall einer Evakuierung oder von Quarantäne-Maßnahmen zahlen die Versicherungen nicht, ein Risiko, das Annette Spielmann notgedrungen in Kauf nimmt.

Jonathans Gastfamilie in Fremont, Michigan Foto: Privat

Der Höhepunkt im ganzen Planungsstress war ein Dokument, das die Eltern unterschrieben abgeben mussten. Auf diesem Dokument erklären sich die Eltern damit einverstanden, dass sie die Kosten bei Gehaltsausfall der Gasteltern und sonstigen entstehenden Kosten tragen, wenn wegen des Austauschschülers eine Quarantäne verordnet wird. 

Jonathans Fall ist nicht der einzige dieser Art. Es gibt auch noch andere betroffene Kinder, die ihr Austauschjahr über „Explorius“ geplant haben. Die betroffenen Eltern stehen im regen Kontakt zueinander. In einer Elterngruppe auf Facebook halten sie sich auf dem Laufenden und unterstützen sich gegenseitig, wie Annette Spielmann erzählt. Dass sie dennoch an „Explorius“ festgehalten haben, ist dem Umstand geschuldet, dass bereits ein Vertrag abgeschlossen worden war.

Ein Plan B musste her 

Dennoch musste ein Plan B her, da bis vor Kurzem aufgrund der Corona-Situation die ganze Reise in Gefahr war. Jonathan hat deshalb im Juni eine Aufnahmeprüfung am AGS in Sonderburg/Sønderborg zur Aufnahme für das Abitur absolviert, um nach den Sommerferien dort anfangen zu können.

Anfang August begann er dort sein neues Schuljahr. Dann aber bekam er die frohe Botschaft, dass er nun doch los fliegen könne.

Über Umwege wurde Jonathans Traum wahr. Foto: Privat

Doch ein gutes Ende?

Schließlich ging alles ganz schnell. Bei einem Gruppeninterview in der Amerikanischen Botschaft in Kopenhagen am Sonnabend, 15. August, wurde sein Visum beantragt. Am darauffolgenden Montag war das Visum da, und der Abreisetag stand fest.

Bis zur Abreise fehlte nur noch ein Corona-Test, den Jonathan in Sonderburg machte. „Er muss wahrscheinlich nicht in Quarantäne“, berichtet seine Mutter. Auch auf die Frage, wie die Unterrichtsgestaltung wegen des Coronavirus an seiner Highschool aussieht, haben sie inzwischen eine Antwort. Der Unterricht wird physisch im Klassenzimmer durchgeführt.

Jonathans Traum, ein Jahr lang in den USA zu leben und zur Schule zu gehen, wurde am Dienstag wahr. Denn da hob sein Flugzeug über den Atlantischen Ozean bis nach Fremont, Michigan, in den USA ab.

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