Deutsche Minderheit

Klimaschutz – wie sauber ist die Minderheit?

Klimaschutz – wie sauber ist die Minderheit?

Klimaschutz – wie sauber ist die Minderheit?

Britta Tästensen / Cornelius von Tiedemann / Sara Wasmund
Apenrade/Aabenraa
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Wieviel Müll machen wir eigentlich während der Arbeit? Foto: Lana Riedel

Reine Weste oder rabenschwarze Umweltbilanz? Institutionen der Minderheit stehen dem „Nordschleswiger“ Rede und Antwort.

Es ist die Gretchenfrage der Moderne: Wie hältst du es mit dem Umweltschutz? „Der Nordschleswiger“ hat anlässlich der „Ren Dag“-Woche in Minderheiten-Institutionen nachgefragt, wie umweltbewusst und nachhaltig der Alltag abläuft. Trennt ihr euren Müll? Inwiefern achtet ihr auf euren Plastikverbrauch? Was wollt ihr in Zukunft besser machen? Die Antworten zeigen: Egal, ob in Schulfreizeitordnung, Haus Nordschleswig oder Haus Quickborn: Umweltschutz ist in den Köpfen angekommen  – aber es gibt noch Luft nach oben.

Das Medienhaus: Besser werden

Als Hausmeister im Apenrader Medienhaus sowie unterstützend auf dem Knivsberg kriegt Andreas Petersen den Müllverbrauch und den Umgang mit Ressourcen der Minderheit tagtäglich mit. Was ist sein Eindruck – geht man zu verschwenderisch mit Verpackungen und Lebensmitteln um?

„Ich finde ganz bestimmt, dass es da noch Luft nach oben gibt, vor allem im Medienhaus“, so der Hausmeister.

Eine Sache stört ihn besonders: „Der Müll wird nur in Papier und andere Materialien getrennt. Das heißt, Glas, Plastik und Haushaltsmüll werden gemeinsam in einem Container entsorgt. Das ist kein schönes Gefühl. Es gibt nur einen Container für Papier und einen für alles andere.“

„Wir tun im Augenblick sicherlich nicht genug“, sagt Gwyn Nissen, Chefredakteur im Medienhaus. „Wir haben als Unternehmen vor allem ein Abfallprodukt, und das ist das Papier. Das wird sowohl hier als auch in der Druckerei wiederverwertet. Aber wir sind auch ein Haus mit 25 Mitarbeitern, die täglich Abfälle produzieren. Hier haben wir noch ein großes Potenzial, indem wir den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Abfälle zu sortieren.“

 Inwiefern achtet man auf den Papierverbrauch? „In der Redaktion arbeiten die Kollegen unterschiedlich: Einige drucken sich immer noch Material aus – andere arbeiten nur noch digital. Im Großen und Ganzen denke ich aber, dass unser Papierverbrauch über die Jahre gesunken ist.“ 

Was man in Zukunft besser machen will? „Immer mehr Mitarbeiter haben ihren Fokus auf Klima und Umwelt, und darauf müssen wir uns auch als Unternehmen einstellen. Zum Beispiel die Möglichkeit, Abfall sortieren zu können, aber auch sonst nachhaltig einzukaufen“, so Nissen.

Knivsberg: Umweltschutz liegt am Herzen

Auf dem Knivsberg wird der Müll immerhin detaillierter getrennt. „Da gibt es einen Container nur für Glas und Dosen“, so „Dres“ Petersen, der den Job zusammen mit dem Knivsberg-Hausmeister Holger Grewohl erledigt. Beiden liegt der Umweltschutz am Herzen – und so kommt es nicht selten vor, dass sie in Eigenregie Plastik aus dem Restmüll sammeln und zwecks Entsorgung in Säcken zur Umweltstation nach Rothenkrug fahren.

„Man kann im Alltag doch tun, was man kann, um zu helfen, die Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen – beziehungsweise zu entsorgen“, findet der 66-Jährige. Im Laufe der Jahrzehnte sei schon viel passiert. Zum Besseren hin, findet er. „Früher wurden ja  Batterien einfach in den Hausmüll geworfen, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber es steht außer Frage, dass auch innerhalb der deutschen Minderheit die Obergrenze in Sachen Nachhaltigkeit nicht erreicht ist.

SP: Bäume und Energiepolitik

Parteisekretärin Ruth Candussi sieht die Schleswigsche Partei (SP) derweil umweltpolitisch gut aufgestellt. „Wir fahren auf verschiedenen Schienen. Zum Beispiel sind wir momentan sehr fokussiert auf die energiepolitische Arbeit, wo wir ja auch regelmäßig zu Veranstaltungen einladen. Oder die Landschaftsgestaltung, wo wir zum Beispiel dafür arbeiten, Knicks zu erhalten und ganz bewusst die Umwelt zu pflegen, so wie es südlich der Grenze ja geht.“

Und auch um das grüne Gewissen der SP sei es gut bestellt, sagt Candussi: „Eine der sehr traditionsreichen Aktionen seit Jahrzehnten ist ja die Baumpflanzaktion, aus der schon ganze Wäldchen entstanden sind, zuletzt auf dem Knivsberg.“

Eine schnelle Suppe im Plastikbecher, Hühnchensalat und weitere Wegwerf-Plastikverpackungen. Foto: Lana Riedel

Fünf Fragen an fünf Institutionen

Am kommenden Sonntag findet die landesweite Müllsammelaktion des dänischen Naturschutzbundes (Danmarks Naturfredningsforening) „Ren Dag“ statt.

Sowohl die Lokalredaktion Apenrade als auch vielerlei Institutionen der Minderheit haben sich Orte ausgesucht, die sie von Müll befreien wollen.
 In Anlehnung an den „Ren Dag“ haben wir das Thema Müll, Naturschutz und Nachhaltigkeit in den Institutionen der Minderheit näher unter die Lupe genommen.

Dazu haben wir dem Kindergarten Margrethenweg, Haus Quickborn, dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), der Schulfreizeitordnung in Tingleff sowie der Förde-Schule in Gravenstein folgende Fragen gestellt:


1. Inwiefern trennt ihr euren  Müll?
2. Worauf legt ihr beim Einkauf von Lebensmitteln wert?
3. Inwiefern achtet ihr auf euren Plastikverbrauch?
4. Inwiefern achtet ihr auf euren Papierverbrauch?
5. Was würdet ihr gerne mehr/besser/weniger tun?

Auf die Fragen haben wir interessante Rückmeldungen erhalten. So verringert die Förde-Schule in Gravenstein ihren Papierverbrauch, indem sie von lokalen Unternehmen das Altpapier erhält und dies unter anderem im Kunstunterricht als Schmierpapier nutzt. Im Haus Quickborn würde man gerne ökologischer werden, doch diese Entscheidung tragen letztendlich die zahlenden Gäste. In der SFO in Tingleff möchte man den Kindern bewusster machen, dass Papier und Pappe aus wertvollen Rohstoffen bestehen.

Wir haben uns natürlich auch selbst auf die Finger geschaut und dabei bildlich festgehalten, was in der Küche von Hauptredaktion und Lokalredaktion Apenrade im Laufe des Tages alles in den Müll wandert. Dabei haben wir uns damit beschäftigt, wie wir unsere Abfallmenge verringern können und dabei einige Tipps zusammengestellt, um auch zu Hause ressourcenschonendere Verbraucher zu sein. Die Antworten sowie die Tipps findet ihr hier: 

 

Haus Quickborn

1. Ja, wir trennen zum Teil. Sauberes Plastik und Pappe werden gesammelt und zum Containerplatz gebracht. Flaschen, Dosen und Glas – dafür haben wir einen Container. Viele Lebensmittelverpackungen können wir jedoch nicht verwerten, da noch Fett usw. dran ist.
 

2. Wir kaufen danach ein, was die Gäste wünschen, und das ist sehr unterschiedlich. Manche wollen ökologisch, andere wollen vegetarisch und andere wiederum vegan. Aber der größte Teil ist konventionell.
 
3. Plastik wird hauptsächlich beim Großhandel gekauft (AB-catering).

4. Papierverbrauch haben wir kaum – außer Klopapier.

5.Wir würden gerne mehr Öko kaufen, das wirkt sich aber auf den Preis aus, und die wenigsten Gäste sind bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen.

Für das Haus Quickborn hat Hans Martin Tästensen geantwortet.

 

 

SFO

1. Wir trennen alltäglich nur Papier/Pappe und Restmüll, produzieren in unserer SFO aber auch wenig Müll.

2. Wir kaufen nur sehr selten Lebensmittel (außer einmal pro Woche Obst), dann achten wir aber nicht auf etwas Besonderes. Meistens kaufen wir „loses Obst“.

3. Unser Plastikverbrauch ist von vornherein sehr gering, wenn mal Einkaufs-Plastiktüten benutzt werden, sorgen wir für Wiederverwendung. Wir benutzen bei unseren Aktionen, bei denen gegessen wird, kein Einweg-Plastik-Geschirr und keine Plastik-Einweg-Becher, sondern Papierservietten, Papp-Teller oder unsere Mehrweg-Becher.

4. Die Kinder bekommen von uns Papier und Pappe zum Malen, Zeichnen und Basteln. Sie dürfen sich nicht frei Papier usw. nehmen, sondern müssen uns fragen, wir Erwachsenen steuern den Verbrauch. Trotzdem gibt es manchmal mehr Papierverbrauch, zum Beispiel  für schnell gemalte Bilder, die dann doch nicht mit nach Hause genommen werden.

5. Beim Einkauf  können wir versuchen, noch weniger oder gar kein Plastik mehr für den Transport zu benutzen (stattdessen Mehrweg-Taschen, Pappkartons etc. – was wir oft auch schon tun), „eingeschweißtes“ Obst usw. könnten wir vermeiden. Beim Basteln könnten wir den Kindern noch deutlicher bewusst machen, dass jedes benutzte Papier und die Pappe wertvolle Rohstoffe sind. Wer  ein Bild malt und es nach ein paar Minuten  schon gleich in den Papiermüll wirft, verbraucht  viel Ressource.

Für die SFO in Tingleff hat Dieter Søndergaard geantwortet.

 

Förde-Schule

1. In jedem Raum der Schule gibt es zwei Papierkörbe. Einen für Papier und einen für Restmüll. Wir haben an einem zentralen Ort der Schule einen Behälter für Batterien, und Flaschen landen im Flaschencontainer.2.

2. Wenn es möglich ist, kaufen wir ökologische Lebensmittel und auf jeden Fall regionale und saisonale Produkte. Wir achten beim Einkauf darauf, dass die Lebensmittel möglichst wenig verpackt sind.

3. Bei allen Veranstaltungen benutzen wir kein Plastikgeschirr, Plastikbesteck, Plastikbecher und Plastikstrohhalme mehr. Wir haben unsere Schüler und Eltern darüber informiert, dass das Sportzeug/Schwimmzeug in einem Turnbeutel oder einer Sporttasche mit in die Schule genommen wird und nicht in einer Plastiktüte.

4. Lehrer sind angehalten, so wenig wie möglich zu kopieren. Wir benutzen im Kunstbereich und in der SFO oft Papier, das sonst bei ortsansässigen Firmen nicht mehr gebraucht und weggeschmissen wird. Die Rückseite von Fehlkopien wird als Schmierpapier benutzt.

5. Wir wollen weitere Mülltonnen aufstellen, um den Restmüll noch besser trennen zu können. Wir hatten z. B. über Jahre eine Extratonne für Kompostabfall. Das hat sich aber in der Praxis leider nicht bewährt.

Für die Förde-Schule Gravenstein hat Schulleiter Volkmar Koch geantwortet.

 

 

BDN

1. Ja, wir trennen unseren Müll. Wir haben einen Pappe- und Papier-Container. Des Weiteren einen Bücher-Container und einen Restmüll-Container. Sondermüll wie Holz, Leuchtstoffröhren, Batterien und Elektronikschrott bringen wir zur Mülltrennungsanlage bei Meldgaard.   

2. Wir bestellen unsere Lebensmittel beim Catering. Die Lebensmittel werden in Kisten verpackt, und der einzige Abfall dabei ist die Frischhaltefolie. Die Gerichte wie beispielsweise „Smørrebrød“ oder Frühstück werden hier im Haus angerichtet. Wir versuchen, auf Ökologie zu achten, das ist jedoch nicht immer möglich, da wir preismäßig auch auf Angebote achten müssen. Manche Produkte wie beispielsweise Milch werden jedoch nur ökologisch gekauft.  

3. Wenn wir Lieferungen bekommen, wird vieles in Plastik und Papier verpackt. Das können wir leider nicht ändern. Wir nutzen jedoch kaum Geschirr oder Besteck. Und es wäre durchaus wünschenswert, dass bei Internet-Bestellungen weniger Plastik als Verpackung genutzt werden würde.

4. Wir haben z. B. aus den Papierkörben in den Büros die Mülltüten entfernt. Es darf jetzt ausschließlich Papier hinein. Alles andere muss in den Restmüll-Eimer oder in die Plastiktonne im Technikraum.  

5. Wir würden beim Einkauf von Lebensmitteln gerne mehr auf Ökologie achten. Dennoch müssen wir auch darauf achten, was preislich möglich ist.

Für den BDN haben Reiner H. Schmidt und Sven Fröhlich geantwortet.

 

 

 

Kindergarten

1. Nein, wir würden aber gerne. Wir haben einen Industriecontainer.

2. Dass es Vollkorn beinhaltet, dass es günstig ist, dass es nach dem Wochenessensplan eingekauft wird. Dass wir gerne Obst/Gemüse nach Jahreszeit essen.

3. Wir achten nicht auf unseren Plastikverbrauch, wir brauchen aber selten Einwegsachen, Becher, Teller usw.

4. Indem wir sagen, dass die Kinder ein Bild malen und gerne Altpapier benutzen, eventuell mit altem Logo, das wir geschenkt kriegen.

5. Wir würden gerne mehr Abfall sortieren.

Für den Kindergarten Margrethenweg hat Anneli Erichsen geantwortet.

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