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Wie Familie Weißbeck ein neues Zuhause in Kollund fand

Wie Familie Weißbeck ein neues Zuhause in Kollund fand

Wie Familie Weißbeck ein neues Zuhause in Kollund fand

Mira Nagar/shz.de
Kollund
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Die neue Heimat in Dänemark: Nina und Edwin Weißbeck wohnen mit Sohn Ira in Kollund. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Nina und Edwin Weißbeck sind vor einem Jahr nach Dänemark ausgewandert. Wie sie sich eingelebt haben – und welche Dinge man vorher wissen sollte.

Es ist ein kleiner Ort vor den Toren Flensburgs. Ein paar Meter weiter geht’s runter zum Wasser, zum dichten Wald und ein paar Feldern. In der Wohnsiedlung mit verwinkelten Sackgassen ist alles still an diesem Tag, an dem der letzte Schnee von eisigem Regen zermatscht wird. Die Weißbecks haben es sich daher drinnen mit Kerzen und Tee gemütlich gemacht.

Sohn Ira ist in der Kita und Nina und Edwin haben Urlaub für den Rest des Jahres. Hyggezeit, während es draußen ungemütlich ist.

Eine Wendeltreppe zum ausgebauten Dach, ein kleiner Garten und Platz zum Spielen: Seit einem Jahr wohnt die kleine Familie in dem beschaulichen dänischen Grenzort Kollund. Beide arbeiten in Flensburg, doch in der Fördestadt sind Haus und Garten für Normalverdienende kaum noch erschwinglich. Eine ganze Generation hat die Wahl zwischen Überschuldung, Mietärger oder langen Pendelwegen.

Oder man entscheidet sich für das Abenteuer Auswandern. Der Flensburger Immobilienmarkt ist derartig überreizt, dass die Hauspreise im sonst so teuren Dänemark verlockend wirken. Ein ähnliches Haus bei Flensburg hätte in Deutschland sicher anderthalbmal so viel gekostet.

Ein weiterer Bonus: In Dänemark ist der Hauskauf transparent für den Käufer. Auf der Internetseite dingeo.dk werden alle erdenklichen Geodaten aufgelistet, die eine Einschätzung erleichtern – vom Radonwert bis zur Einbruchsrate der Region.

Luxussteuer auf Autos

Doch der Umzug nach Dänemark hat auch ein paar Haken. Erste Hürde: die Luxussteuer auf Autos. Und die wird auch für alte Mittelklassewagen fällig. Grob gesagt, bezahlt man seinen Fahrzeugwert in etwa einfach noch einmal. „Die Autos umzumelden wäre zu teuer geworden“, sagt Nina Weißbeck. Daher haben sie die alten Autos verkauft und neue Gebrauchte in Dänemark angeschafft.

Allzu lange sollte man jedenfalls nicht mit deutschem Nummernschild unterwegs sein. „Man hat einen Monat Zeit, das zu regeln“, berichtet die Kollunderin. Und wer das nicht schafft, fällt auf. Die Weißbecks haben von anderen deutschen Einwanderern gehört, die einen anonymen Brief im Briefkasten hatten – mit der Info, wo sie ihr Auto ummelden können.

Im Alltag würden die dänischen Preise aber nicht so sehr ins Gewicht fallen. Als Grenzpendler kann man regelmäßig in Flensburg einkaufen – und Nina Weißbeck hat beobachtet, dass mit der Inflation die dänischen Discounter ähnliche Preise haben wie die Deutschen.

Genehmigung für den Immobilienkauf

Für sie ist der Umzug nach Dänemark auch eine Art Nachhause-Kommen, denn die 35-Jährige ist in Pattburg (Padborg) aufgewachsen und arbeitet heute für die dänische Minderheit in Flensburg. 

Edwin Weißbeck sagt jedoch: „Ich habe es noch nicht geschafft, Dänisch zu lernen.“ Der zweijährige Ira könne die Sprache inzwischen besser als er. Das Problem: Die kostenlosen Dänischkurse in Apenrade (Aabenraa) sind nicht mit dem Alltag als Grenzpendler und Papa vereinbar. Und so ist er weiterhin auf Deutsch und Englisch angewiesen.

CPR-Nummer und E-Boks

Bislang habe der 40-Jährige mit der Integration aber keine Probleme gehabt. Die Nachbarn haben die junge Familie herzlich mit Blumen empfangen, die Weißbecks beteiligten sich beim alljährlichen Straßenputz und vor Weihnachten tanzten sie mit den Nachbarn um den Weihnachtsbaum.

Was die Organisation angeht, hat die kleine Familie aber auch eine anstrengende Zeit hinter sich. Denn gerade der administrative Kram wirkt zunächst erschlagend, von der persönlichen Identifikationsnummer (CPR-Nummer) für Behördengänge bis hin zur „e-boks“ in der elektronischen Post.

Nina und Edwin Weißbeck empfehlen daher, sich helfen zu lassen: Beim Hauskauf hatten sie eine dänische Anwältin und die erste Steuererklärung haben sie vom Fachmann machen lassen. „Gerade im ersten halben Jahr sind da ganz viele Kleinigkeiten, in die man reinläuft“, sagt Nina Weißbeck. Wenn das aber erledigt ist, läuft vieles einfacher in Dänemark als in Deutschland. Die kleine Familie ist sich sicher: „Wir haben den Umzug keine Sekunde bereut.“

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Kommentar

Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
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