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Wie „Der Nordschleswiger“ finanziert wird und was das für die redaktionelle Arbeit bedeutet

So wird „Der Nordschleswiger“ finanziert

So wird „Der Nordschleswiger“ finanziert

Apenrade/Aabenraa
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Carsten Werth, Gwyn Nissen und Cornelius von Tiedemann.
Abteilungsleiter Finanzen und Entwicklung Carsten Werth (l.), Chefredakteur Gwyn Nissen und der stellvertretende Chefredakteur Cornelius von Tiedemann (r.) in der Redaktion des „Nordschleswigers“ Foto: Gerrit Hencke

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„Der Nordschleswiger“ wird durch Steuergelder finanziert. Aber wo kommen sie her, und wie werden sie ausgegeben? Ein Überblick über unsere Finanzierung und die Auswirkungen auf unseren Journalismus.

Als deutschsprachiges Medium der deutschen Minderheit ist „Der Nordschleswiger“ ein eigenständiges Organ, das dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) angegliedert ist. 

1946 als Wochenzeitung gegründet, erschien „Der Nordschleswiger“ von 1951 bis 2021 als Tageszeitung. Seit 2021 erscheint er als Online-Ausgabe. Alle 14 Tage gibt es zudem eine Papierzeitung mit den relevantesten Themen. 

„Der Nordschleswiger“ wird durch Steuergelder finanziert

Das heißt, er wird in erster Linie durch einen Teil der Steuergelder finanziert, die der BDN als Dachverband der deutschen Minderheit in Nordschleswig von der Bundesrepublik Deutschland, dem dänischen Staat sowie dem Land Schleswig-Holstein erhält. Laut Angaben des BDN sind das jährlich insgesamt rund 370 Millionen Kronen (49 Millionen Euro).

16 Millionen Kronen (rund 2,15 Millionen Euro) davon werden dem „Nordschleswiger“ überwiesen. Dieses Geld entspricht dem Großteil der Finanzierung der Online-Zeitung und macht, je nachdem, ob es außerplanmäßige Einnahmen gibt oder nicht, rund 80 Prozent der Gesamtfinanzierung aus.

In zweiter Linie stehen dem „Nordschleswiger“ Mittel aus der Medienförderung des dänischen Staates zu. Jährlich sind das rund 3,5 Millionen Kronen, die aus Kopenhagen fließen. Sie machen den Großteil der übrigen Einnahmen aus. Im vergangenen Jahr setzten sich die wesentlichen Einnahmen im Haushalt des „Nordschleswigers“ wie folgt zusammen:

 

Der Gesamthaushalt variiert

Es ist nicht so, dass dem „Nordschleswiger“ pauschal jedes Jahr der gleiche Betrag zur Verfügung steht. Der Haushalt kann variieren, je nachdem, ob es außerplanmäßige Einnahmen gibt – wie etwa die Auflösung der Streikkasse des Arbeitgeberverbandes (wie im vergangenen Jahr) oder zum Beispiel einmalige Erlöse aus dem Verkauf einer Immobilie des Arbeitgeberverbandes.

Wofür gibt „Der Nordschleswiger“ das Geld aus?

Von dem Geld müssen alle Ausgaben abgedeckt werden. Diese sind vielfältig; den mit Abstand größten Posten machen die Personalausgaben aus. Aber auch die im Vergleich zum Personal geringeren Kosten läppern sich. Dazu zählen etwa die Mieten von Büroräumen, Ausstattung (z. B. Unterhalt der Webseite und der beiden Dienstwagen), die Produktionskosten der 14-täglichen Papierzeitung sowie Verwaltungsausgaben (Internet, Fortbildungen usw.). 

Die folgende Grafik zeigt, wie viel die wesentlichen Posten ausmachen (am Beispiel des Jahres 2022). Kleinere Ausgaben sind unter „Sonstiges“ zusammengefasst. 

Solidaritätsprinzip

Die Organe des BDN unterliegen dem Solidaritätsprinzip. Kurz erklärt bedeutet das: Ist am Ende des Haushaltsjahres Geld übrig, bleibt dieses in der Minderheit. Der BDN kann es einsetzen, um Defizite in anderen Bereichen auszugleichen.

Wird wiederum ein Minus im regulären Haushalt erwirtschaftet, wird dieses ins nächste Haushaltsjahr übertragen und muss durch eigene Anstrengungen ausgeglichen werden.

Wer bestimmt über die Inhalte?

Über die Inhalte entscheidet allein die Redaktion. Zwar stammen die Gelder zum Großteil aus dem BDN-Haushalt, der BDN nimmt jedoch keinen Einfluss auf die inhaltliche Berichterstattung des „Nordschleswigers“.

Wir müssen uns bei der Themenfindung stets fragen: Ist das unser Auftrag? Werden Steuergelder bereitgestellt, damit wir das machen?

Chefredakteur Gwyn Nissen

Auch kann keine Einzelperson im BDN über eine Absenkung oder Anhebung der Mittel für den „Nordschleswiger“ entscheiden. Veränderungen der Bereitstellungen von Finanzmitteln unterliegen im BDN demokratischen Prozessen. Sprich, sie müssen – wie der Haushalt insgesamt – durch den Hauptvorstand beschlossen werden. 

Wie beeinflusst die Finanzierung durch öffentliche Gelder die Inhalte des „Nordschleswigers“?

Diese Frage kann Gwyn Nissen, Chefredakteur des „Nordschleswigers“, am besten beantworten. Denn der Auftrag, der sich durch die Bereitstellung von öffentlichen Geldern ergibt, beeinflusst die Themenauswahl der Redaktion erheblich.

„Wir müssen uns bei der Themenfindung stets fragen: Ist das unser Auftrag? Werden Steuergelder bereitgestellt, damit wir das machen?“ Das hat zur Folge, dass bei einigen Themen entschieden wird, keine eigenen Ressourcen aufzuwenden, um sie zu bearbeiten.

Als Online-Zeitung für die deutsche Minderheit steht diese dabei im Fokus. Alle für die Volksgruppe relevanten Themen haben Priorität. Das können Nachrichten sein, die aus der Minderheit und ihren Institutionen heraus aufkommen, oder aber auch eine regionale Relevanz mitbringen, weil sie den Landesteil Nordschleswig oder das Grenzland sowie grenzüberschreitende Fragen betreffen.

Aber natürlich interessieren sich Angehörige der Minderheit auch für Themen, die eine gesamtgesellschaftliche Relevanz haben. „Deshalb arbeiten wir mit vier Bausteinen, die sich in unseren Recherchen widerspiegeln sollten.“

Diese Bausteine betreffen die Bereiche „Minderheit und Grenzland“, „Familie und Lebenswirklichkeit“, „Gesellschaft im Wandel“ sowie „Natur und Klima“.

„Unsere Ressourcen sind begrenzt. In unseren Lokalredaktionen sitzen in der Regel zwei Journalistinnen. Auch wenn wir wollten: Wir können uns gar nicht um jede Meldung kümmern, sondern wir müssen uns auf die Themenbereiche konzentrieren, die unserer DNA und unserem Auftrag gerecht werden“, sagt Nissen.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Geschichte der Minderheit will gelernt sein“