Fachkräftemangel

Ärzte arbeiten aus Protest eine Stunde ohne Fachangestellte

Ärzte arbeiten aus Protest eine Stunde ohne Fachangestellte

Ärzte arbeiten aus Protest eine Stunde ohne Fachangestellte

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Ein Schild weist den Weg zu einer Arztpraxis. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

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Die niedergelassenen Ärzte in Schleswig-Holstein sehen sich unter Druck. Unzureichende Finanzierung und ein zunehmender Mangel an Fachangestellten könnten zu Einschränkungen in der Versorgung führen. Die Ärzte suchen mit Aktionen die Öffentl...

Viele niedergelassene Ärzte in Schleswig-Holstein haben am Mittwochvormittag eine Stunde lang ohne medizinische Fachangestellte gearbeitet, um auf fehlende Finanzierung und Fachkräftemangel hinzuweisen. «Es ist gut gelaufen, unsere Erwartungen sind erfüllt worden», sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Ärztegenossenschaft Nord, Axel Schroeder. Das Thema sei angekommen bei Patienten und Bürgern sowie in Gesellschaft und Politik.

Nach Schroeders Einschätzung hat sich jede zweite oder dritte Praxis im Land an der Aktion beteiligt. In der Stunde zwischen 11.00 Uhr und 12.00 Uhr seien zum Beispiel die Telefone oder die Rezeptionen nicht besetzt gewesen. Auch seien viele Untersuchungen ausgefallen, weil die Assistenz fehlte.

Es bestehe bereits ein erheblicher Fachkräftemangel, sagte Schroeder. «Die ambulante Versorgung durch Vertragsärzte droht zu kippen.» Weniger Sprechstunden, längere Wartezeiten und Leistungskürzungen drohten.

Aus Sicht der schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) ist die Aktion der Ärzte nachvollziehbar. Sie verdeutliche, dass die für die Finanzierung zuständige Bundesregierung handeln müsse, teilte die Ministerin am Mittwoch mit. «Wir haben bereits mit unserem Bundesratsantrag Mitte September den Bund aufgefordert, rasch zu handeln und angesichts der Inflationskosten angemessene Regelungen zu treffen, um nicht refinanzierte Kostensteigerungen zu kompensieren.»

Auch der FDP-Abgeordnete und frühere schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg hält den Weckruf der Ärzte angesichts des enormen Fachkräftemangels im Gesundheitswesen für verständlich und auch richtig. «Leistungen, die ein Arzt erbringt, müssen endlich auch wieder vollumfänglich vergütet werden.» Drängende Aufgabe der Landesregierung sei es, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen und Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. «Hier besteht enormer Handlungsbedarf und Handlungsdruck.»

Die Berufe im Gesundheitswesen stünden in Konkurrenz mit anderen Berufen, in denen Fachkräftemangel herrsche, teilte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Birte Pauls, mit. «Der Unterschied ist bloß, dass man auf neue Fenster vom Tischler vielleicht ohne Probleme eine Woche länger warten kann, akute Erkrankungen aber gleich behandelt werden müssen.» Deshalb müssten die Rahmenbedingungen in den medizinischen Fachberufen so gestaltet werden, dass Menschen diese Berufe gerne ergreifen und sie physisch und psychisch dauerhaft ausführen können, betonte Pauls.

Die niedergelassenen Ärzte wollen im Februar mit einer weiteren Aktion erneut auf ihre Probleme und Forderungen aufmerksam machen.

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