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Barmer: Jede fünfte Klinik-Operation auch ambulant möglich

Barmer: Jede fünfte Klinik-Operation auch ambulant möglich

Barmer: Jede fünfte Klinik-Operation auch ambulant möglich

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Krankenhausmitarbeiterinnen stehen in einem Operationssaal des Ambulanzbereichs im Zentralklinikum auf dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Foto: Markus Scholz/dpa/Archivbild

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Nach Leistenbruch- oder Bandscheiben-OP noch am gleichen Tag wieder nach Hause? Das ginge weit öfter als praktiziert, sagt die Krankenkasse Barmer. Sie nennt aber auch wichtige Voraussetzungen dafür.

Von jährlich gut 500.000 Operationen, nach denen die Patienten in Schleswig-Holstein im Krankenhaus bleiben, könnten 100.000 ambulant erledigt werden. Dies geht aus Angaben der Barmer hervor, deren Institut für Gesundheitssystemforschung dafür die Daten von 364.000 Versicherten im Land ausgewertet hat. Es gebe gute Gründe, mehr ambulant zu operieren, sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer, Bernd Hillebrandt, der Deutschen Presse-Agentur. So seien Klinikaufenthalte für manche Patienten mit großen Belastungen verbunden. Zudem verlaufe die Genesung zu Hause oft schneller und komplikationsloser. Auch sinke das Risiko von Infektionen mit Krankenhauskeimen.

Darüber hinaus seien Klinikaufenthalte personalintensiv, sagte Hillebrandt. «Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sollten die knappen Personalressourcen im Krankenhaus möglichst effektiv eingesetzt werden.» Hillebrandt appellierte an Ärzte und Patienten, die Vorteile ambulanter Behandlungen immer mit im Blick zu haben. Auch Leistenbruch-Operationen, minimalinvasive Bandscheiben-Operationen, die Entfernung von Weichteiltumoren, Operationen des Grünen oder Grauen Stars oder die Entfernung der Rachenmandeln seien in Arztpraxen oder im Krankenhaus ambulant möglich.

Es gebe aber auch Ausschlusskriterien, sagte Hillebrandt. Das seien zum Beispiel Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, fehlende Überwachung und Betreuung zu Hause in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff sowie das Alter (Säuglinge, Hochbetagte). Voraussetzungen für mehr ambulante Eingriffe seien eine gesicherte Versorgung in Wohnortnähe, ein gut ausgebauter Nahverkehr sowie eine gute Erreichbarkeit von Apotheken oder Physiotherapie. Zudem müssten stationär und ambulant erledigte Operationen auch gleich vergütet werden. Bisher sei die Vergütung im Krankenhaus höher.

«Wir haben zu viele Krankenhausfälle», bilanzierte Hillebrandt. «Die Kranhausdichte in Deutschland ist im internationalen Vergleich sehr hoch.» Dabei hätten zwei Drittel der Kliniken weniger als 300 Betten, betriebswirtschaftlich optimal wären 600 bis 900. Mit dem Kurs auf mehr Konzentration und Spezialisierung sei der Bund bei der geplanten Krankenhausreform grundsätzlich auf dem richtigen Weg, sagte Hillebrandt. «Dabei muss genau in den Blick genommen werden, welche Krankenhausstandorte unverzichtbar sind und welche wichtigen Funktionen regionale Versorgungszentren mit einem Schwerpunkt für ambulante Operationen übernehmen könnten.»

Das sogenannte Ambulantisierungspotenzial ist im Norden im Übrigen nicht ganz so groß wie in anderen Ländern. Im vorigen Jahr lag der Anteil der Operationen, die entsprechend den Vorgaben auch ambulant möglich gewesen wären, unter 20 Prozent. Das war der zweitniedrigste Wert im Ländervergleich. Besonders hoch war die Quote im vierten Quartal 2022 bei Frauen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren mit 29 Prozent - Geburten nicht mitgerechnet.

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