Hamburger SV

Fan oder weiter Chef? Jansen stellt sich Mitgliedern

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dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Marcell Jansen steht vor einer schwierigen Mitgliederversammlung beim Hamburger SV. Foto: Daniel Reinhardt/dpa/Archivbild

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HSV-Präsident Marcell Jansen gibt sich vor der Hauptsammlung selbstkritisch, aber auch selbstbewusst. Er muss am Samstag die Zweifler überzeugen. Zwei Abwahlanträge liegen gegen ihn vor.

Erlebt Marcell Jansen den Rückrundenauftakt seines Hamburger SV in der 2. Fußball-Bundesliga als Vereinspräsident oder als Fan? Acht Tage vor dem Spiel des Tabellenzweiten am 29. Januar gegen Eintracht Braunschweig stellt sich der 37-Jährige am Samstag (11.00 Uhr) der Mitgliedersammlung. Präsidiumswahlen stehen nicht auf der Tagesordnung - und dennoch geht es im Hamburger CCH um Jansens Posten an der Spitze des HSV e.V. Denn unter Punkt 19 der Tagesordnung liegen zwei Abwahlanträge gegen den ehemaligen Nationalspieler vor.

Laut «Hamburger Abendblatt» und «Bild» (Samstag) sollen die Anträge nicht, wie aus der ursprünglichen Tagesordnung zu entnehmen ist, erst am Ende der Veranstaltung behandelt werden. Vielmehr könnte der Punkt vorgezogen werden. Bei mehr als zwei Dritteln der Stimmen für die Abwahl würde der frühere Nationalspieler satzungsgemäß sein Amt verlieren. Im Vorfeld hat Jansen, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Fußball AG ist, angekündigt, sich schon bei einer Zustimmung von mehr als 50 Prozent für die Anträge freiwillig zurückzuziehen.

Am Tag vor der Versammlung erhielt Jansen Unterstützung von seinen beiden Vizes Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß. «Die erfolgreiche Arbeit im Präsidium wird bei den Anträgen leider vollständig ausgeblendet», beklagte Ex-Profi Wehmeyer (70). «Als Präsidium haben wir alle Entscheidungen gemeinsam getroffen.» Insofern wäre eine Abwahl von Jansen auch für Papenfuß und ihn ein Hinweis, dass die nach ihrer Überzeugung gute Arbeit als Präsidium nicht wahrgenommen und gewürdigt werde, sagte er in einem auf der Club-Webseite veröffentlichten Interview.

Ob tatsächlich Jansen gestürzt wird oder er nach eigener Maßgabe gehen muss, ist schwer abzusehen. Viele Mitglieder sehen in Jansen einen Bremser. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, zu lange am umstrittenen Finanzvorstand Thomas Wüstefeld festgehalten zu haben. Auch hatte er gezögert, die Verträge von Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Tim Walter zu verlängern. Einige Klein-Aktionäre der AG hatten ihm das Vertrauen als Aufsichtsratschef entzogen.

Auf die 120-Millionen-Offerte von HSV-Investor und Milliardär Klaus-Michael Kühne reagierte Jansen nur zurückhaltend. Kühne forderte den Rücktritt des ehemaligen Profis. Jansens derzeitige Amtszeit als Präsident des HSV e.V. endet regulär 2025.

In der Woche vor der Versammlung ging Jansen medial in die Offensive. In Interviews mit der «Sport Bild» und dem «Hamburger Abendblatt» gab er sich selbstkritisch, aber ebenso selbstbewusst. «Natürlich haben auch wir Fehler gemacht. Es gab unruhige Phasen und auch Fehlentscheidungen, die wir korrigieren mussten», sagte er dem «Abendblatt».

Die erfolgreiche Arbeit im Präsidium wird bei den Anträgen leider vollständig ausgeblendet. Als Präsidium haben wir alle Entscheidungen gemeinsam getroffen. Insofern wäre eine Abwahl von Marcell auch für Michael und mich ein Hinweis, dass die nach unserer Überzeugung inhaltlich gute Arbeit als Präsidium des HSV nicht wahrgenommen und gewürdigt wird.

Zugleich seien inhaltlich «einige Meilensteine» erreicht worden. Er erwies auf die gestiegenen Zahlen bei Mitgliedern und Sportarten, das positive Jahresergebnis der Fußball AG, die finanziell gesicherten Modernisierungsmaßnahmen des Volksparkstadions im Hinblick auf die EM 2024 sowie die neuen Verträge mit Sportvorstand Boldt, Finanzvorstand Eric Huwer und Trainer Walter.

Am Ende der Zweitliga-Saison soll die Rückkehr in die Bundesliga stehen. «Ich habe richtig Bock auf das HSV-Jahr 2023 und bringe mich sehr gerne weiter für einen starken HSV ein», meinte Jansen - ob weiter als Präsident oder nur noch als Fan entscheiden am Samstag die Mitglieder.

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