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HSV vor Weichenstellung: Wann Jansen zurücktreten will

HSV vor Weichenstellung: Wann Jansen zurücktreten will

HSV vor Weichenstellung: Wann Jansen zurücktreten will

dpa
Hamburg
Zuletzt aktualisiert um:
Marcell Jansen während einer Pressekonferenz. Foto: Daniel Reinhardt/dpa/Archivbild

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Gegen den Club-Präsidenten Marcell Jansen liegen zwei Abwahlanträge für die Mitgliederversammlung des HSV vor. Jetzt sagt er, unter welchen Umständen er sich freiwillig zurückziehen würde.

Gibt es beim Hamburger SV einen Neuanfang oder verharrt der einstige Bundesliga-Dino in alten Mustern und Strukturen? Fakt ist, dass der Traditionsclub bei seiner Mitgliederversammlung am Samstag vor einer wichtigen Weichenstellung steht. Im Mittelpunkt: der umstrittene Marcel Jansen, der sich als Präsident des HSV e.V. mit zwei Abwahlanträgen konfrontiert sieht.

In der «Sport Bild» (Mittwoch) hat Jansen bereits einen möglichen freiwilligen Rückzug angekündigt - unter einer Bedingung: «Wir können das an dieser Stelle gern offiziell festhalten: Falls mehr als 50 Prozent der Mitglieder für meine Abwahl stimmen, bin ich nicht mehr der richtige Mann für diesen Posten. Dann ziehe ich die Konsequenzen.» Der 37-Jährige betonte im Interview aber auch: «Mein Wunsch ist es, dieses Amt weiter mit aller Leidenschaft auszuüben. Aber das mache ich nur mit dem entsprechenden Rückhalt.»

Gegen den Ex-Profi, der im Januar 2019 erstmals zum Präsidenten gewählt wurde und der aktuell auch Aufsichtsratsvorsitzender der HSV Fußball AG ist, liegen für Samstag zwei Abwahlanträge vor. Sollte einer von ihnen eine Zweidrittelmehrheit erreichen, müsste Jansen ohnehin seinen Posten räumen. Vorgeworfen wird dem 45-fachen Nationalspieler unter anderem eine Verletzung der Aufsichtspflicht gegenüber dem früheren Vorstand und AG-Anteilseigner Thomas Wüstefeld (54).

Wüstefeld war Ende September nach massiven Vorwürfen, die von Millionenforderungen gegen seine Firmen, Betrugsvorwürfen anderer Unternehmer bis zu Zweifeln an seinen Doktor- und Professor-Titeln reichten, zurückgetreten. Jansen war eine zu geringe Distanz zu Wüstefeld vorgeworfen worden. In der «Sport Bild» sagte der Clubchef dazu: «Was ich sagen kann und auch eingestehe, ist ganz klar, dass wir letztes Jahr in einer hektischen Phase als Aufsichtsrat unter meiner Führung zu abwartend reagiert haben. Das war ein Fehler. Und ich bin der Vorsitzende des Aufsichtsrats und trage somit auch die Verantwortung.»

Mäzen und AG-Mehrheitseigner Klaus-Michael Kühne (85) hatte bereits öffentlich die Jansen-Demission gefordert. Der Milliardär will dem chronisch klammen Club mit 120 Millionen Euro unter die Arme greifen - im Gegenzug unter anderem für mehr Einfluss im Aufsichtsrat. Jansen kritisierte, dass Kühne sein Angebot zunächst über die Medien lanciert hatte: «Nur mal kurz zur Erinnerung: Herr Kühne hat vor seiner jüngsten Offerte über zwei Jahre versucht, seine Anteile zu verkaufen.»

Vereinsmitglied und Jurist Till Hischemöller, der einen der Abwahlanträge gestellt hat, sagte dem «Hamburger Abendblatt» unterdessen: «Der HSV hat einen besseren Präsidenten verdient.» In der jüngeren Vergangenheit hatte Jansen bereits über einen freiwilligen Rücktritt nachgedacht. In der «Sport Bild» betonte er, der HSV brauche ein von Respekt und Wertschätzung geprägtes Miteinander: «Ohne diese Eigenschaften stehe ich nicht mehr zur Verfügung.»

Immerhin scheint die Mannschaft von Trainer Tim Walter, die sich bis Donnerstag derzeit im spanischen Sotogrande auf die Rückrunde vorbereitet, diesmal auf einem guten Weg, nach fünf Jahren Zweitklassigkeit wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Aktuell liegen die Hamburger mit 34 Punkten zwei Zähler hinter Tabellenführer Darmstadt 98 auf Platz zwei. Die zweite Saisonhälfte beginnt für die Hanseaten mit dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am 29. Januar. Ob Jansen dann noch als Präsident oder nur noch als Fans mit dem HSV mitfiebert, entscheiden die Mitglieder am Samstag.

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