Schifffahrt
Kieler Hafen mit starkem Passagiergeschäft
Kieler Hafen mit starkem Passagiergeschäft
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Der Kieler Hafen profitiert vom boomenden Kreuzfahrtgeschäft. Viele Urlauber nutzen auch die Fähren für Ferien mit dem Auto in Norwegen und Schweden. Beim Frachtgeschäft fällt die Bilanz unterschiedlich aus - und auch etwas kompliziert.
Der Seehafen Kiel hat das Krisenjahr 2022 unter dem Strich gut bewältigt - trotz Corona-Einschränkungen in den ersten Monaten, Ukraine-Krieg, Russland-Boykott, Zugausfällen und Preisexplosionen. Hafenchef Dirk Claus zog am Dienstag eine positive Bilanz. «Eine starke Kreuzfahrtsaison und gute Entwicklungen auf den Skandinavien-Verkehren gleichen zweistellige Mengenrückgänge Richtung Baltikum aus», resümierte er. Auf 2023 blickte Claus optimistisch.
Mit 2,2 Million Passagieren erreichte der Hafen fast wieder die Rekordmarke von 2019. Darunter waren 1,4 Millionen Fahrgäste im Fährverkehr und 836.000 Kreuzfahrturlauber. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 waren insgesamt 2,3 Millionen Passagiere gezählt worden. Mit Color Line (Kiel-Oslo) reisten im vorigen Jahr fast eine Million Fahrgäste, bei Stena (Kiel-Göteborg) rund 400.000 und auf der Strecke Kiel-Klaipeda (Litauen) 123.000.
Das Frachtvolumen lag mit 7,7 Millionen Tonnen zwar etwas höher als 2021. Dies ging aber darauf zurück, dass das Eigengewicht von Autos und Lastwagen höher als in den Vorjahren angesetzt wurde. Um diesen Effekt bereinigt, gab es einen Mengenrückgang von 5,6 Prozent. «Das sind Einbußen», sagte Claus. Aber: «Finanziell war 2022 ein zufriedenstellendes Jahr.» Auch 2023 werde es ein positives Ergebnis geben. Beim Frachtvolumen steht Kiel Claus zufolge in Deutschland im unteren Mittelfeld. Bei Kreuzfahrten bildet es mit Hamburg und Rostock-Warnemünde die Top 3.
Mit 244 Anläufen erlebte Kiel 2022 trotz Corona-Einschränkungen in den ersten drei Monaten die bisher stärkste Kreuzfahrtsaison. 2019 waren es 178. Für 2023 sind 218 Anläufe gemeldet. Auch das sei ein sehr hohes Niveau, sagte Claus. Die für den Hafen wichtige Bruttoraumzahl, also die Gesamtgröße aller Schiffe, bleibe etwa gleich, weil in diesem Jahr sehr große Schiffe besonders oft in Kiel festmachen werden.
Claus lobte, dass Color Line und Stena trotz stark gestiegener Preise im gesamten Jahr in Kiel Landstrom bezogen. Zeitweise seien bis zu 70 Cent pro Kilowattstunde zu zahlen gewesen. Die Reedereien hätten trotz Mehrkosten im sechsstelligen Bereich nicht wieder den Diesel angeworfen. Der Hafen strebt an, dass bis 2025 50 Prozent der Kreuzfahrer Landstrom aufnehmen. Er investiert 17 Millionen Euro in drei weitere Landstromanlagen. Deren Zahl steigt damit auf sechs. 2030 will der Hafen klimaneutral sein.
Rückgänge gab es im sogenannten kombinierten Ladungsverkehr, weil viele Züge ausfielen oder erhebliche Verspätung hatten. Claus zufolge betraf dies 20 Prozent.
Für Color Line freute sich Geschäftsführer Dirk Hundertmark, dass der Passagierverkehr 2022 nach einem «miesen Fehlstart» wegen der Corona-Einschränkungen richtig in Schwung gekommen war. An vielen Tagen im Sommer seien beide Schiffe, die täglich zwischen Kiel und Oslo fahren, voll ausgelastet gewesen. Die Passagierzahl von 2019 sei noch nicht ganz erreicht worden, aber mehr deutsche Auto-Urlauber in Norwegen bewirkten ein Plus beim Umsatz. Für die ersten drei Monate 2023 gebe es zwölf Prozent mehr Passagierbuchungen als 2019.
Auch Stena sei bei Passagieren fast wieder auf dem Niveau damaligen Niveau, sagte Geschäftsführer Mikko Juelich. Anfang 2022 habe die Reederei auch viele Ukraine-Flüchtlinge kostenlos nach Schweden gebracht. Auf allen Strecken zusammen seien es 15.000 gewesen.