Schleswig-Holstein & Hamburg

Knickpflegesaison nähert sich dem Ende

Knickpflegesaison nähert sich dem Ende

Knickpflegesaison nähert sich dem Ende

dpa
Rendsburg/Bovenau (dpa/lno) -
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Ein bereits gekürzter Knick zwischen einem Feld und einer Straße. Foto: Jonas Walzberg/dpa/Archivbild

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Zehntausende Kilometer Knicks durchziehen die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins. Die bundesweit einzigartigen Baum- und Gestrüpphecken sind für viele Tiere attraktive Lebensräume. Um sie zu erhalten, müssen sie im Winter gepflegt werden.

Aneinander gereiht würden sie mehr als einmal um den Äquator reichen: die bundesweit einzigartigen Knicks, die in Schleswig-Holstein viele Äcker und Felder begrenzen. Noch bis Ende Februar dürfen die Bauern die Baum- und Gestrüpphecken pflegen und auf den Stock setzen, also stark zurückschneiden. Ab März gehören die nach Angaben des Bauernverbandes rund 60.000 Kilometer langen «lebenden Hecken» zwischen Nord- und Ostsee den Tieren.

Derzeit sind noch vielerorts Landwirte mit schwerem Gerät dabei, das Gehölz aus den Knicks zu entfernen. Das Schnittgut wird teilweise noch vor Ort zu Hackschnitzel geschreddert. So macht es etwa Hans Stephan Lütje aus Rade bei Rendsburg. Das Schreddergut werde für die Hackschnitzelheizung genutzt, sagt Lütje. Alle zehn Jahre dürfen die Landwirte ihre Knicks auf den Stock setzen. Früher musste diese Arbeit per Hand mit Beil und Säge gemacht werden, heute macht das der Bagger.

Seit etwa 1770 werden Knicks nach Angaben des Bauernverbandes im Norden angelegt - damals vornehmlich zur Abgrenzung von Koppeln beziehungsweise des Privatbesitzes. Mittlerweile sind sie ein typischer Bestandteil der schleswig-holsteinischen Kulturlandschaft. Den typischen schleswig-holsteinischen Knick gibt es dennoch nicht: Regional sind die Knicks den Angaben zufolge bei ihrer Anlage höchst unterschiedlich bepflanzt worden, so dass sie sich in ihrer Gehölz- und Artenzusammensetzung grundlegend unterscheiden. Etwa 85 verschiedene Knicktypen in Schleswig-Holstein gibt es. Auf ihnen wachsen beispielsweise Birken, Eichen, Hasel, Schlehen, Weißdorn, Hartriegel, Pfaffenhütchen und Brombeerarten.

Die bis zu fünf Meter breiten Knicks sind «Waldersatz» und für viele Tiere und Pflanzen letzte Rückzugsräume. Nach Angaben des Verbandes Nabu werden sie mittlerweile von rund 7000 Tierarten als Ersatzlebensraum genutzt. In einem Kilometer Knick könnten bis zu 1800 unterschiedliche Arten leben. Die Vielzahl der vorkommenden Pflanzenarten und die Bäume und Sträucher mit Hohlräumen und undurchdringlichen Dickichten machen die Knicks nach Angaben des Nabu für viele Tiere attraktiv.

Ihre ökologisch wichtige Funktion können die «lebenden Hecken» jedoch nur erfüllen, wenn sie im Winter entsprechend gepflegt werden: Nach dem Schnitt treiben die Gehölze wieder aus und wachsen dicht hoch. Wird die Hecke nicht alle zehn, zwölf Jahre auf den Stock gesetzt, werde sie licht und verliere ihre typischen Schutzfunktionen.

«Das ist unsere hauptsächliche Winterarbeit», sagt Lütje. Zu seinem Betrieb gehören etwa 30 Kilometer Knick. Zwei, drei Kilometer müssten jedes Jahr auf den Stock gesetzt werden. Andere Knicks werden aufgeputzt, was alle drei Jahre erlaubt ist, damit sie nicht zu sehr auf die Seite auf die Straße oder die angrenzenden Felder, sondern nach oben wachsen.

Lütjes Familie ist seit 300 Jahren auf dem Betrieb in Rade. «Ich bin die elfte Generation.» Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern, studiert Landwirtschaft. Er habe das größte Interesse, das alles zu erhalten. «Ich will nicht nur 20 Jahre Gewinnoptimierung.» Dennoch: Für die Landwirte sieht Lütje fast gar keinen Vorteil in den Knicks. «Sie sind schön, ja. Aber wir haben unheimlich viele Kosten.» Schwierig sei, dass mit dem Landesnaturschutzgesetz andere über das Eigentum der Landwirte bestimmten «und sagen, wie wir den zu pflegen haben».

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