Kriminalgericht Moabit

Kokain-Schmuggel durch Bande: Langjährige Haftstrafen

Kokain-Schmuggel durch Bande: Langjährige Haftstrafen

Kokain-Schmuggel durch Bande: Langjährige Haftstrafen

dpa
Berlin
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Eine Figur der blinden Justitia. Foto: Sonja Wurtscheid/dpa/Symbolbild

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Als Ermittler in Brasilien 690 Kilogramm Kokain finden, führt die Spur nach Deutschland. Über Jahre hinweg werden per Schiffscontainer immense Mengen Rauschgift geschmuggelt. Nun gibt es ein Urteil gegen fünf Männer.

Zur Tarnung wurde Kokain in Metallplatten verbaut: Nach jahrelangem Drogenschmuggel von Südamerika über den Hamburger Hafen nach Deutschland sind mutmaßliche Mitglieder einer Berliner Bande zu Haftstrafen von bis zu zwölf Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Landgericht der Hauptstadt sprach am Montag drei Hauptangeklagte der bandenmäßigen Einfuhr von Betäubungsmitteln sowie der Beihilfe zum bandenmäßigen Drogenhandel schuldig. Die 34- bis 37-Jährigen sollen den Transport von mehr als drei Tonnen Kokain organisiert haben. Insgesamt 6,24 Millionen Euro «Logistikerlohn» seien im Gegenzug geflossen.

Die geständigen Angeklagten waren von Berlin aus als «Logistiker» tätig. Die Geschäfte wurden über ein Geflecht von Scheinfirmen abgewickelt. Seit 2012 erreichten laut Anklage mehrere Seecontainer mit jeweils mehreren hundert Kilogramm Kokain über den Hamburger Hafen Deutschland. Drogen seien in eigens dafür angefertigten Metallplatten versteckt worden. In sechs Fällen sei Kokain erfolgreich nach Deutschland geschmuggelt worden, so das Gericht. Die Angeklagten seien hochprofessionell vorgegangen.

Ein gelernter Kaufmann erhielt als führender Kopf der Gruppierung mit zwölf Jahren und neun Monaten Haft die höchste Strafe. Für elf Jahre und neun Monate beziehungsweise elfeinhalb Jahre sollen laut Urteil zwei 34- und 37-Jährige ins Gefängnis. Gegen einen 38-Jährigen ergingen sechs Jahre wegen Beihilfe zum bandenmäßigen Drogenhandel sowie Verabredung zum Drogenhandel. Ein 36-Jähriger, der aus Sicht des Gerichts nicht als Mitglied der Bande agierte, erhielt fünf Jahre und einen Monat.

Auslöser der Ermittlungen war ein Fund von 690 Kilogramm Kokain im Wert von etwa 140 Millionen Euro im November 2018 in einem Schiffscontainer im Hafen der brasilianischen Stadt Santos. Die Lieferung war an eine Firma in Berlin adressiert. Im November 2021 waren die Berliner Staatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt (BKA) mit Durchsuchungen im In- und Ausland gegen die mutmaßliche Bande vorgegangen. 14 Haftbefehle wurden vollstreckt. Insgesamt sprachen die Ermittler damals von insgesamt 28 Verdächtigen im Alter von 22 bis 62 Jahren.

Die Drogen sind laut Anklage in hohlen, eigens dafür angefertigten Metallplatten versteckt worden. Getarnt als Blei- oder Kupferlieferungen sei Kokain geschmuggelt worden. Die Verstecke seien so präpariert worden, dass sie durch übliche Röntgenverfahren nicht entdeckt werden konnten. Scheinfirmen, über die die Geschäfte gelaufen seien, hätten erst in Norddeutschland und später in Brandenburg auch Hallen angemietet, wo Drogen angebaut worden seien.

Bei der Bemessung der Strafen habe das Gericht den Angeklagten jeweils ihre weitgehenden Geständnisse zugutegehalten, hieß es weiter im Urteil. Strafschärfend seien jedoch insbesondere die enormen Rauschgiftmengen und die extreme kriminelle Energie zu berücksichtigen gewesen.

Der Staatsanwalt hatte Haftstrafen zwischen knapp acht und dreizehneinhalb Jahren gefordert. Die Verteidiger plädierten auf Strafen zwischen fünf und elf Jahren. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Gegen fünf weitere Angeklagte wird der seit August vergangenen Jahres laufende Prozess am 1. Juni fortgesetzt.

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