Offshore-Projekte

Madsen fordert Beteiligung von Nordwerften

Madsen fordert Beteiligung von Nordwerften

Madsen fordert Beteiligung von Nordwerften

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Zwei Kräne und mehrere Schiffbauhallen sind auf dem Gelände der Werften Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) und German Naval Yards in Kiel zu sehen. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Offshore-Projekte ohne schleswig-holsteinische Werften? Das geht gar nicht, sagt Minister Madsen. Er fordert Bundesminister Habeck zum Handeln auf. Andernfalls drohten böse Konsequenzen.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hat die Bundesregierung aufgefordert, heimischen Werften die Beteiligung an Projekten zum Ausbau der Windenergie auf dem Meer zu ermöglichen. «Die Bundesregierung muss den Netzbetreibern klare Vorgaben machen, dass die Aufträge an deutsche Standorte vergeben werden», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Bisher ist vor allem der Preis ausschlaggebend, und da können unsere Werften bei ausländischen Anbietern nicht mithalten.»

Deswegen würden zum Beispiel lokale Vergabequoten benötigt, wie sie in anderen Ländern Europas und auch in anderen Industriezweigen in Deutschland ganz selbstverständlich umgesetzt würden, sagte Madsen. «Nur in der maritimen Wirtschaft klappt das nicht.»

Madsen erläuterte seine Forderungen auch in einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, das der dpa vorliegt. Darin bittet er den Grünen-Politiker darum, bei Vorhaben wie dem Bau von Konverter-Plattformen, Unterbau-Strukturen für die Plattformen, Spezialschiffen oder zur Bereitstellung von Flächen auch die Werften in Schleswig-Holstein zu berücksichtigen. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, dass die vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik, der Maritimen Industrie und von den Nordländern seit Jahren klar geforderten Maßnahmen für eine funktionierende Vergabe von Aufträgen an die heimischen Werften noch immer nicht umgesetzt worden seien.

Der in Deutschland höhere Preis gegenüber günstigeren ausländischen Wettbewerbern müsse zum Teil auf die Verbraucher umgelegt und zum anderen Teil vom Bund subventioniert werden, schreibt Madsen. «Nach unserem Kenntnisstand würden die Netzbetreiber ein solches Vorgehen mittragen.» Bleibe aber der Preis ausschlaggebender Faktor bei Auftragsentscheidungen der Netzbetreiber, laufe Deutschland Gefahr, langfristig seine Unabhängigkeit auf dem Weltmarkt vollends aufzugeben.

«Wir dürfen die Gefahr nicht unterschätzen», sagte Madsen der dpa. «Unsere Werften verlieren den Anschluss an Europa und die Welt, wenn sie sich im Wettbewerb nicht positionieren können.» Dabei hätten sie die technische Kompetenz, die Erfahrung und die Flächen, um zu Deutschlands Ausbau der Offshore-Windkraft-Leistung beizutragen. «Wenn sich nichts ändert, stehen viele Werften spätestens ab 2025 vor einem akuten Auslastungsproblem, und das bedeutet einen Verlust von hochwertigen Industriearbeitsplätzen, der nicht auszugleichen ist.»

Schleswig-Holstein habe viel zu bieten. Allerdings hätten in den vergangenen 15 Jahren schon zu viele Werften Insolvenz anmelden müssen, schreibt Madsen an Habeck. «In der Konsequenz sind unwiederbringlich Know-how, Arbeitsplätze und Wertschöpfung verloren gegangen.» Gegen diesen Verlust an Know-how und die steigende Abhängigkeit von Drittstaaten müsse etwas getan werden, unter anderem mit klardefinierten Ausschreibungskriterien, die nicht auf den niedrigsten Preis zielten.

«Die Bundesregierung hat mehrfach betont, dass die deutsche maritime Wirtschaft gestärkt werden soll», sagte Madsen der dpa. Die Nordländer forderten das schon seit langem. «Und trotzdem gibt es noch immer keine funktionierende Vergabe von Aufträgen an die heimischen Werften.»

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