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Minister beraten Konsequenzen aus Messerattacke im Zug

Minister beraten Konsequenzen aus Messerattacke im Zug

Minister beraten Konsequenzen aus Messerattacke im Zug

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Kerstin von der Decken (CDU), Ministerin für Justiz und Gesundheit von Schleswig-Holstein, spricht. Foto: Frank Molter/dpa

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Der Fall hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst: Ein Mann tötet in einem Zug in Schleswig-Holstein mit einem Messer zwei junge Menschen. Die Aufarbeitung des Verbrechens förderte Defizite im Behördenhandeln zutage. Die Justizministerkonferenz...

Schleswig-Holstein geht mit Vorschlägen zu Konsequenzen aus der tödlichen Messerattacke in einem Regionalzug in die Justizministerkonferenz am Donnerstag und Freitag in Berlin. Sie werde mit Unterstützung weiterer Länder Initiativen einbringen, um die Probleme anzugehen, die bei der Aufarbeitung dieser furchtbaren Tat ans Licht gekommen seien, sagte Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.

«So machen wir notwendige Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit, der Behördenkommunikation und der Datengrundlage für mögliche Anpassungen im Strafrecht bezüglich Straftaten mit Messern.» Der Staat möge zwar solche Taten nicht in jedem Fall verhindern können. «Es ist aber in unserer Verantwortung, in der Aufarbeitung dieser Tat jetzt zu handeln.»

Der Palästinenser Ibrahim A. soll am 25. Januar in einem Zug von Kiel nach Hamburg Fahrgäste mit einem Messer angegriffen und zwei junge Menschen getötet haben. Fünf weitere wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe erhob Ende April Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes. Die Aufarbeitung des Falles hatte unter anderem diverse Defizite in der Kommunikation zwischen Behörden offenbart.

«Diese furchtbare Tat hat über Schleswig-Holstein hinaus große Betroffenheit ausgelöst und viele Menschen verunsichert - was ich sehr gut nachvollziehen kann», sagte von der Decken.

«Bevor beispielsweise über einen höheren Strafrahmen für bestimmte Straftaten gesprochen wird, wird ein guter Überblick durch eine verlässliche Datenlage benötigt», sagte die Ministerin. Dazu gebe es eine Initiative gemeinsam mit Baden-Württemberg. Damit solle die Forschungs- und Dokumentationseinrichtung Kriminologische Zentralstelle gebeten werden, bis zur Herbstkonferenz der Justizminister 2023 einen solchen Überblick zu erstellen. Auf dieser Grundlage solle dann überlegt werden, ob Änderungen im Strafgesetzbuch erforderlich sind.

In einer weiteren Initiative fordere Schleswig-Holstein mit Hamburg eine bessere Behördenkommunikation, erläuterte die Ministerin. Konkret gehe es um den Informationsaustausch zwischen den Strafverfolgungsbehörden und Gerichten einerseits sowie Ausländerbehörden und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge andererseits. «Es muss für die Strafverfolgungsbehörden und Strafgerichte unmittelbar erkennbar oder einfach zu ermitteln sein, an welche Stelle die jeweils vorgeschriebene Unterrichtung zu adressieren ist.» Hierfür sollte auch die Einrichtung einer zentralen bundesweiten Eingangsstelle für Mitteilungen in Straf- und Bußgeldsachen gegen Ausländerinnen und Ausländer geprüft werden.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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