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Regenbogenfahne weht erstmals vor Hamburger Gefängnis

Regenbogenfahne weht erstmals vor Hamburger Gefängnis

Regenbogenfahne weht erstmals vor Hamburger Gefängnis

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Der Justizvollzugsbeamte Frank Wittke-Haynert befestigt eine Regenbogenflagge am Fahnenmast vor der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel. Foto: Marcus Brandt/dpa

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Zwischen der Deutschland- und der Hamburg-Fahne vor dem Hamburger Gefängnis weht nun auch eine dritte Flagge. Die ist bunt und soll ein wichtiges Zeichen setzen.

Erstmals ist vor einem Hamburger Gefängnis zum Christopher Street Day die Regenbogenfahne gehisst worden. Ein Justizvollzugsbeamter zog sie am Freitagmorgen in «Santa Fu», der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, neben der Deutschland- und der Hamburg-Fahne hoch. Damit solle ein Zeichen für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen (LSBTIQ) gesetzt und an die Geschichte erinnert werden, sagte Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne).

«Lange Zeit wurden Homosexuelle hierzulande strafrechtlich verfolgt. Allein wegen ihrer sexuellen Orientierung wurden sie verhaftet und auch in Hamburg ins Gefängnis und ins KZ gebracht.» Der Paragraf 175 stellte Homosexualität seit 1872 unter Strafe und «war noch jahrzehntelang nach dem Zweiten Weltkrieg ein dunkles Kapitel im Strafgesetzbuch», sagte sie. Die Erinnerung an dieses Unrecht müsse wachgehalten werden. «Diese Erinnerung ist ein wirksames Gegengift gegen Ausgrenzung, Ungleichbehandlung und Intoleranz gegenüber LSBTIQ.»

Die Ausrottung der Homosexualität habe zu den Zielen des Nationalsozialismus gehört, erklärte der Leiter der Stiftung Hamburger Gedenkstätten, Detlef Garbe. Auch lesbische Frauen seien unter dem Vorwurf des Anormalen beziehungsweise der Asozialität einem hohen Verfolgungsdruck ausgesetzt gewesen. Homosexuelle seien in Hamburg oft zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. «Fast alle von ihnen wurden im Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Im dort ebenfalls untergebrachten KZ wurden Homosexuelle schwer misshandelt, in großer Zahl auch in die Emslandlager und in die Konzentrationslager Sachsenhausen und später Neuengamme überstellt. Viele überlebten die Torturen nicht», sagte er.

Zum Auftakt der Hamburger Pride Week sollte am Mittag auch das Rathaus mit der Regenbogenfahne beflaggt werden. Außerdem war ein virtueller Senatsempfang geplant, bei dem die Gleichstellung und rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien im Mittelpunkt stehen sollte.

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