Demonstrationen

Tausende Trecker bei Bauern-Protesten in Hamburg

Tausende Trecker bei Bauern-Protesten in Hamburg

Tausende Trecker bei Bauern-Protesten in Hamburg

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Traktoren fahren auf der Reeperbahn während einer Sternfahrt im Rahmen der Aktionswoche des Bauernverbands an der Davidwache vorbei. Foto: Rabea Gruber/dpa

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Mit Treckern rollen Tausende Bauern aus dem Umland in die Hamburger Innenstadt, um ihren Ärger über geplante Kürzungen bei den Agrarsubventionen auf die Straße zu bringen. Auch wenn das ganz große Chaos ausbleibt - ihr Protest ist laut und...

Mit Tausenden Treckern und anderen Fahrzeugen haben Landwirte am Montag in Hamburg gegen die Sparpläne der Bundesregierung im Agrarbereich demonstriert. Nach Angaben des Vereins «Land schafft Verbindung», der die Versammlung angemeldet hatte, fuhren am Vormittag mehr als 4000 Fahrzeuge aus dem Umland in verschiedenen Kolonnen in die Innenstadt. Die Polizei sprach von rund 2200 Fahrzeugen, die sich im Bereich der Ludwig-Erhard-Straße/Willy-Brandt-Straße und in umliegenden Straßen sammelten. Das befürchtete große Verkehrschaos blieb aus. Am frühen Nachmittag hob die Polizei die Straßensperrungen auf.

Zuvor hatte sich die Vorsitzende von «Land schafft Verbindung» in Schleswig-Holstein und Hamburg, Uta von Schmidt-Kühl, bei einer Versammlung vor der Hauptkirche St. Michaelis - dem «Michel» - für die Unterstützung auch aus anderen Branchen bedankt. Handwerker und Spediteure hätten sich dem Protest angeschlossen, sagte sie. Auf den Straßen waren neben Traktoren auch Lastwagen und Kleinlaster zu sehen.

Nach Polizeiangaben waren auch am Nachmittag noch Bauern aus dem Umland mit ihren Treckern auf ihrer Rückfahrt in Richtung Stadtgrenze unterwegs. Der abgesperrte Bereich der B4 zwischen Millerntorplatz und Meßberg sowie umliegende Straßen, auf denen sich die Protestierenden zuvor mit ihren Fahrzeugen versammelt hatten, konnte wieder freigegeben werden.

Größere Zwischenfälle habe es bei der Protestaktion nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Vereinzelt habe man jedoch Straftaten wie Beleidigungen registriert.

Viele Hamburgerinnen und Hamburger und Pendler waren aufgrund der angekündigten Proteste auf die Schnellbahnen umgestiegen. Die Züge der U-Bahn seien «für einen Montag in Homeoffice-Zeiten gut gefüllt» gewesen, sagte ein Sprecher der Hochbahn.

Viele Busse wurden durch die Trecker, die seit dem Morgen aus verschiedenen Richtungen in die Innenstadt gefahren waren, behindert. «Besonders im Bereich Altona, Bahrenfeld und St. Pauli kommt es zu massiven Verspätungen unserer Busse», hatte die Hochbahn am Vormittag mitgeteilt. Einzelne Buslinien mussten vorübergehend auch eingestellt werden.

Zusätzlich zum Demonstrationsgeschehen sorgte eine technische Störung am Morgen für Behinderungen im Bahnverkehr in und um Hamburg. Für anderthalb Stunden war der Regional- und Fernverkehr lahmgelegt, wie eine Bahnsprecherin sagte. Grund war den Angaben zufolge der Ausfall des Zugfunks im Bereich des Hauptbahnhofs, weshalb er nicht mehr angefahren werden konnte. Züge wurden umgeleitet oder mussten umkehren. S-Bahnen waren jedoch nicht betroffen.

Die Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft zeigte Verständnis für die Proteste der Landwirte. Sie seien «ein starker Ausdruck des Protests gegen die einseitige Sparpolitik der Ampel», sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. «Dass ausgerechnet die Bäuerinnen und Bauern für die desolate Haushaltspolitik der Ampel-Bundesregierung die Hauptlast tragen sollen, ist ein Armutszeugnis.»

Der agrarpolitische Sprecher der Linken, Stephan Jersch, konstatierte: «Die Ampel hat den Bogen überspannt. Es ist dreist, das eigene haushaltspolitische Versagen auf dem Rücken unserer Bäuerinnen und Bauern auszutragen.» Die Agrarwirtschaft in der Metropole Hamburg habe seit Jahren erhebliche Kosten- und damit Wettbewerbsnachteile. «Der friedliche Protest ist mehr als legitim.»

Die AfD stehe an der Seite der Bauern, betonte deren Fraktionsvorsitzender Dirk Nockemann. «Die Ampelregierung sitzt im Elfenbeinturm. Von dort aus betreibt sie zunehmend eine Politik, die sich fernab der Realität gegen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung richtet.»

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