Schleswig-Holstein & Hamburg

Tod eines Säuglings: Angeklagter Vater macht Aussage

Tod eines Säuglings: Angeklagter Vater macht Aussage

Tod eines Säuglings: Angeklagter Vater macht Aussage

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Hamburger Justizbeamter steht in einem. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Viele Tränen fließen am zweiten Tag des Prozesses um den Tod eines Babys in Hamburg-Wandsbek. Der wegen Totschlags angeklagte Vater schildert vor dem Landgericht seine Version des Geschehens.

Im Hamburger Prozess um den Tod eines Babys hat der Angeklagte eingeräumt, seine Tochter kurz geschüttelt zu haben. Das sei aber in Folge eines Unfalls geschehen, sagte der 30-Jährige am Mittwoch vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Er soll sein Kind durch heftiges Schütteln und Gewalt gegen den Kopf tödlich verletzt haben (Az.: 602 Ks 6/21).

Der nicht vorbestrafte Deutsche schilderte am zweiten Prozesstag seine Version des Geschehens vom 15. Mai: Er habe an dem Nachmittag vor dem Fernseher gesessen. Da habe seine in einer Wippe sitzende Tochter angefangen zu weinen. Er habe sie hochgenommen, ihr den Schnuller geben wollen. Doch der sei voller Fussel gewesen, deshalb habe er ihn im Badezimmer abgewaschen.

Doch in dem engen Raum sei er mit dem Säugling auf dem Arm über die Babybadewanne gestolpert und mit dem Kind hingefallen. Seine Tochter habe dabei eine Beule am Kopf erlitten. «Sie hat sich nicht wirklich geregt, sie hat Schnappatmung gehabt.» Er sei in Panik geraten und habe das Kind ein paar Sekunden geschüttelt.

«Ich weiß nicht, was mich da geritten hat», sagte der kräftige Mann mit ruhiger Stimme, die immer wieder ins Stocken geriet. Er habe in diesem Moment gewusst, dass das nicht richtig war. Er habe dann versucht «runterzufahren», um seiner Tochter helfen zu können und einen Notruf abgesetzt. Die Mutter war zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung der Familie im Stadtteil Wandsbek, sondern einkaufen.

Das Baby wurde mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Ob man den Eltern dort gesagt habe, wie ernst es um das Kind stehe, wollte der Vorsitzende Richter wissen. Unter Tränen berichtete der Vater: «Ich glaube, sie haben uns vorsichtig darauf vorbereiten wollen, dass es nicht mehr wird.» Im Gerichtssaal nicht weit entfernt von ihm saß weinend die Mutter. Die zierliche Frau mit roten Haaren tritt im Prozess als Nebenklägerin auf.

Am 22. Mai später starb das zwölf Wochen alte Mädchen. Nach Angaben eines Gerichtssprechers wurde ein Schütteltrauma-Syndrom festgestellt. «Der Säugling erlitt eine Schädelfraktur, schwere Hirnblutungen und Einblutungen in die Netzhäute», heißt es in der Anklage. Auch im Krankenhaus hatte der Vater einen Unfall geschildert, jedoch nichts vom Schütteln erzählt. Die Kammer wollte die Gründe wissen. «Ich hatte es nicht auf dem Schirm», sagte der Angeklagte. Es sei ihm erst später bewusst geworden, dass er das hätte sagen müssen.

Schon vor dem Tod des Kindes hatte das Institut für Rechtsmedizin Ermittlungen aufgenommen. «Das Verletzungsbild ist (...) nicht mit den gemachten Angaben zu dem angeblichen Unfallgeschehen vereinbar», hieß es im Polizeibericht Anfang Juni nach der Verhaftung des Vaters. «Vielmehr muss nach den Untersuchungen angenommen werden, dass die schweren Verletzungen vorsätzlich verursacht wurden.» Seine Festnahme sei für ihn völlig überraschend gewesen, berichtete der Vater. Er sei damals ruhig geblieben. «Ich dachte, das klärt sich schon.»

Der Prozess wird am 15. Dezember fortgesetzt.

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