Hamburg

Tödliche Attacke auf 100-Jährige: Enkel vor Gericht

Tödliche Attacke auf 100-Jährige: Enkel vor Gericht

Tödliche Attacke auf 100-Jährige: Enkel vor Gericht

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Blick auf den Eingang zum Strafjustizgebäude. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Archivbild

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Mit 100 Jahren lebt eine Hamburgerin noch immer in ihrer eigenen Wohnung - bis es im März zu einem schrecklichen Verbrechen kommt. Nun muss sich ihr Enkel vor Gericht verantworten.

Er soll seine 100 Jahre alte Großmutter mit einem Beil getötet haben: Ein 37-Jähriger muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Hamburg verantworten. «Er war mit der Pflege überfordert», sagt die Vertreterin der Staatsanwaltschaft bei Verlesung der Anklage in dem Totschlagsprozess. Sie schildert grausige Details der Bluttat und den verzweifelten Abwehr-Versuch der Seniorin, während der glatzköpfige Angeklagte mit starrer Miene zuhört.

Rückblick: Im Frühjahr 2023 lebt die 100-Jährige noch in ihrer eigenen Wohnung. Früher war ein Pflegedienst ganztägig zuständig. Doch auf Wunsch des erwerbslosen Enkels, der früher in einem Chemiebetrieb arbeitete, kommt der Pflegedienst inzwischen nur noch vormittags. Der Enkel übernimmt ab mittags. Der Mann habe so einen Teil des Pflegegeldes bekommen, berichtet ein Gerichtssprecher. Er sei zudem von der Großmutter finanziell unterstützt worden.

In der Nacht zum 6. März kommt es dann zu dem furchtbaren Verbrechen. Mit einem Beil in der Hand tritt der Enkel nach Angaben der Anklage an die demente, im Rollstuhl sitzende Frau heran. Zur Verteidigung habe die Frau noch einen Akku-Staubsauger ergriffen, der ihr jedoch zu Boden gefallen sei. Daraufhin habe der Angeklagte mit dem Beil mindestens 16-mal auf ihren Kopf- und Halsbereich geschlagen. Es sei zur Durchtrennung des Halsmarks im Bereich des zweiten und dritten Halswirbels gekommen. Das Opfer habe einen Rückenmarksschock mit Atemlähmung erlitten und sei rasch gestorben.

Der nicht vorbestrafte Mann wählt laut Polizei an dem Tatmorgen selbst den Notruf und erklärt, er habe er seine Großmutter getötet. Die Beamten finden in der Wohnung die leblose Frau. Der in Estland geborene Deutsche lässt sich am Tatort widerstandslos festnehmen. Er sitzt seither in Untersuchungshaft.

Laut Gerichtssprecher erklärte der Angeklagte später im Gespräch mit einer Sachverständigen, er habe die Tat begangen, weil er mit der Pflege seiner Großmutter überfordert gewesen sei. Aufgeklärt werden müsse nun, woher das Beil gekommen sei, sagt der Sprecher. Auch werde der Frage nachgegangen, ob der Angeklagte schon vorher den Gedanken gehabt habe, seine Großmutter zu töten. Möglicherweise habe der 37-Jährige zum Tatzeitpunkt unter Medikamenteneinfluss gestanden. Zudem müsse geklärt werden, ob er Drogen nahm. Auch eine Psychiaterin wird im Prozess gehört werden.

Das Landgericht hat insgesamt elf Termine bis zum 13. November angesetzt. Nach Angaben der Verteidigerin will der Angeklagte am kommenden Montag aussagen. Sie werde aber beantragen, dass dabei die Öffentlichkeit ausgeschlossen werde. Denn es werde um den psychischen Zustand ihres Mandanten zum Tatzeitpunkt gehen. Über diesen Antrag müssen dann die Richter entscheiden.

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