Landgericht

Tödlicher Schuss in Heide - Prozess gegen Mann begonnen

Tödlicher Schuss in Heide - Prozess gegen Mann begonnen

Tödlicher Schuss in Heide - Prozess gegen Mann begonnen

dpa
Itzehoe (dpa/lno) -
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Blick auf den Schriftzug „Landgericht Itzehoe“ an der Eingangstür. Foto: Georg Wendt/dpa/Archivbild

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Ein 13 Jahre alter Junge muss in Heide mit ansehen, wie sein Vater seine Mutter erschießt. Der 54-Jährige steht jetzt wegen Mordes vor Gericht. Auch wegen Vergewaltigung seiner Frau Monate zuvor in der gemeinsamen Wohnung in Chemnitz muss er...

Ein Mann springt im schleswig-holsteinischen Heide aus einem Auto und erschießt seine Ehefrau vor den Augen des gemeinsamen 13 Jahre alten Sohnes. Am Freitag begann der Prozess gegen den 54-Jährigen Aserbaidschaner vor dem Landgericht Itzehoe. Angeklagt ist er wegen Mordes.

Staatsanwältin Maxi Wantzen warf ihm bei der Verlesung der Anklage außerdem vor, seine Frau Monate vor der tödlichen Tat in der gemeinsamen Wohnung im sächsischen Chemnitz im März 2022 vergewaltigt zu haben. Sie habe sich letztlich aus Angst vor der körperlichen Überlegenheit ihres Mannes nur verbal gegen die Vergewaltigung gewehrt. Motiv für den tödlichen Schuss am 31. Oktober 2022 in Heide, wohin die 37 Jahre alte Frau mit ihrem Kind in ein Frauenhaus geflüchtet war, sei die Anzeige wegen der Vergewaltigung gegen ihren Mann gewesen, sagte Wantzen.

Die 37 Jahre alte Frau war mit dem Jungen auf einem Gehweg unterwegs, als neben ihr ein Fahrzeug hielt und der Angeklagte ausstieg. Er habe unvermittelt aus nächster Nähe auf die Frau geschossen. Anschließend habe sich der Schütze zur Polizei fahren lassen und dort gestellt. Die Frau starb wenig später im Krankenhaus.

Der Verteidiger des 54-Jährigen, Hermann Frank, sagte, anhand der Spurenlage und des Schusswinkels könnte es auch möglich sein, dass die Frau nach der Pistole gegriffen oder geschlagen habe und sich dadurch der Schuss löste. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass der Oberkörper der Frau vorgebeugt gewesen sei. Die Arme seien vorgestreckt gewesen. Der Schuss sei aus etwa 130 Zentimeter Höhe aus der Neun-Millimeter-Pistole abgegeben worden und habe die Frau in den geöffneten Mund getroffen.

Der Angeklagte versteht und spricht Deutsch mit Einschränkungen. Immer wieder musste die Dolmetscherin bei einer Erklärung des Mannes unterstützend eingreifen. Der Vorsitzende Richter Johann Lohmann forderte die Dolmetscherin auf, die Anklage sicherheitshalber ins Russische zu übersetzen, nachdem der Angeklagte gesagt hatte, «ich habe schon alles verstanden».

«Ich bin kein Gewalttäter, kein schlechter Mensch», beteuerte der 54-Jährige. Er sei streng zu seiner Familie gewesen, aber gerecht. So habe er zum Beispiel seinem Sohn verboten zu viele Süßigkeiten zu essen. Seine Frau habe angefangen, täglich zu viel Alkohol zu trinken. Das habe er unterbinden wollen, weil bereits ihre Mutter an den Folgen von Alkoholmissbrauch gestorben war. Er nannte seine Frau liebevoll, aber naiv.

Die vorgeworfene Vergewaltigung stritt der schlanke Mann in dunkelblauem Hemd und Sakko, mit kurzen grauen Haaren und Brille ab. «Das war keine Vergewaltigung.» Es gebe «interessierte Personen, mich im schlechten Licht zu zeigen». Sie beide hätten manchmal gestritten, er habe seine Frau nie mit der Faust geschlagen, nur geohrfeigt.

Er sei nach Heide gefahren, um seine Frau und seinen Sohn nach Hause zu holen. Die Waffe mitzunehmen, sei eine große Dummheit gewesen. Einen vermuteten Nebenbuhler hätte er auch ohne Waffe bestrafen können. «Was passiert ist, ist ein schweres Unglück», sagte der Angeklagte. «Ich habe meine Frau verloren. Ich habe einen großen Fehler gemacht.»

Inhaltliche Nachfragen des Gerichts wollte der 54-Jähriger am ersten Tag nicht beantworten. Der Prozess mit zahlreichen weiteren Terminen soll am 4. Mai mit der Beweisaufnahme fortgesetzt werden. Der Sohn, der als Nebenkläger von einem Anwalt vertreten wird, muss nicht vor Gericht auftreten. Er wurde bereits vernommen. Ein Video davon soll in die Verhandlung eingeführt werden.

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