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Verkehrswarnstreik in Hamburg - Viele Einschränkungen

Warnstreik: Alle Abflüge am Hamburger Flughafen gestrichen

Warnstreik: Alle Abflüge am Hamburger Flughafen gestrichen

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine Flagge von Verdi weht bei einem Warnstreik vor einem Hochhaus. Foto: Fabian Sommer/dpa/Symbolbild

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Wer am Montag reisen will, braucht gute Nerven. Wegen des Verkehrswarnstreiks fahren keine Züge und S-Bahnen, fliegen keine Flugzeuge. Zumindest bleibt der Elbtunnel - anders als von Verdi geplant - vom Warnstreik verschont.

Hamburgs Bürgerinnen und Bürger müssen sich am Montag wegen des ganztägigen Verkehrswarnstreiks auf weitreichende Einschränkungen einstellen. So fallen am Hamburger Flughafen alle 147 Abflüge aus. Zudem hätten die Airlines bereits 79 der 152 geplanten Landungen gestrichen, teilte der Airport am Sonntag mit. Betroffen seien auch einzelne Flüge, die am Sonntag nach Beginn des Warnstreiks um 22.00 Uhr geplant gewesen seien. Ursprünglich hatte der Airport rund 35.000 Fluggäste erwartet. Am Sonntag beendeten derweil die Beschäftigten der Stadtreinigung ihren mehrtägigen Warnstreik. Er betraf die Recyclinghöfe, die Müllabfuhr und die Straßenreinigung.

Autofahrer auf der Autobahn A7 im Hamburger Stadtgebiet können dagegen aufatmen. Der von Verdi geplante Warnstreik am Elbtunnel fällt aus. Das Landesarbeitsgericht Hamburg habe die Gewerkschaft verpflichtet, eine Notdienstvereinbarung vorzulegen, nach der ein normaler Betrieb des Tunnels möglich ist, sagte der für die Autobahn GmbH zuständige Verdi-Vertreter Domenico Perroni der Deutschen Presse-Agentur. Die vorherige Instanz - das Arbeitsgericht Hamburg - hatte das noch anders gesehen und die von der Autobahn GmbH des Bundes verlangte einstweilige Verfügung am Samstag abgelehnt.

Die A7 gehört zu den meistbefahrenen Autobahnen in Deutschland. Den Elbtunnel passieren täglich rund 120.000 Fahrzeuge. Autobahn und Elbtunnel waren wegen Bauarbeiten über das ganze Wochenende gesperrt und sollen am Montag um 5.00 Uhr wieder freigegeben werden. Verdi wollte ursprünglich drei der vier Tunnelröhren schließen.

Auf der Schiene geht dagegen am Montag wenig. Nach Angaben der Deutschen Bahn fahren weder Fern- und Regionalzüge noch die S-Bahnen und Züge der AKN-Bahn. In Hamburg stehen damit an öffentlichen Verkehrsmitteln nur die U-Bahnen, Busse und Elbfähren des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) zur Verfügung. Die Gewerkschaft will mit den Aktionen den Druck auf die Arbeitgeber vor der dritten Verhandlungsrunde von Montag bis Mittwoch in Potsdam auf die Arbeitgeber erhöhen.

Glück hatten dagegen Tausende Passagiere der Kreuzfahrtschiffe «MSC Virtuosa» und «Aidabella». Da die Lotsenversetzer ihren Warnstreik nach Angaben der Gewerkschaft Verdi von ursprünglich Sonntag, 18.00 Uhr, auf Montag, 6.00 Uhr, verschoben haben, sollten beide Schiffe am Sonntagabend planmäßig auslaufen können. Die «MSC Virtuosa» hat Platz für rund 6300, die «Aidabella» für etwa 2000 Passagiere.

Da Schiffe ab einer Länge von 90 Metern und einer Breite von 13 Metern die Elbe ohne Lotsen nicht befahren dürfen, hätte es beim frühen Streikbeginn passieren können, dass die Kreuzfahrtschiffe im Hafen festsitzen und bis zum Streikende am Dienstag, 6.00 Uhr, nicht auslaufen können. Lotsenversetzer sind dafür zuständig, die Lotsen zu den Schiffe zu bringen und wieder abzuholen.

In Hamburg fallen rund 60.000 Menschen unter den Tarifvertrag des Öffentlichen Diensts des Bundes und der Kommunen. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang 5 Prozent mehr - in zwei Schritten - sowie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein kritisierte den Warnstreik als unangemessen. «Wenn Verhandlungspartner in der Tarifrunde so wenig voneinander entfernt liegen, wie es derzeit im öffentlichen Dienst der Fall ist, müssen Gewerkschaften nicht halb Hamburg und das ganze Land lahmlegen, nur um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren.» Das sei eine verantwortungslose Überdehnung von Warnstreiks. «Der Gesetzgeber sollte darüber nachdenken, was dagegen zu tun ist.»

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