Femizid

Wegen versuchten Mordes an Ehefrau: Acht Jahre Haft

Wegen versuchten Mordes an Ehefrau: Acht Jahre Haft

Wegen versuchten Mordes an Ehefrau: Acht Jahre Haft

dpa
Flensburg (dpa/lno) -
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Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

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Ein Paar ist 21 Jahre lang verheiratet. Dann trennt sich die Frau von ihrem Mann - mit fast tödlichen Folgen für sie. Nun muss der Mann wegen versuchten Mordes ins Gefängnis.

Wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung an seiner langjährigen Ehefrau ist ein 62 Jahre alter Mann vom Landgericht Flensburg zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt worden. Er habe die 52-Jährige am 2. Dezember 2022 in der gemeinsamen Wohnung in Flensburg heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen zunächst mit einem dünnen Nylonseil und dann mit der Hand gewürgt, um sie zu töten, sagte der Vorsitzende Richter der I. Großen Strafkammer am Freitag. Der Angeklagte habe die Frau umbringen wollen, weil er sich durch die Trennung herabgewürdigt und gedemütigt gefühlt habe.

Die Frau habe mit einem derartigen Angriff nicht rechnen können, sagte der Vorsitzende Richter weiter. Es habe keinen Streit gegeben, die Stimmung sei allenfalls gedämpft gewesen. Erst nach heftiger Gegenwehr sei der Frau die Flucht gelungen. Gewalt habe es zuvor in der Ehe nicht gegeben. Gegen das Urteil kann Revision eingelegt werden.

Die Frau hatte sich Mitte Oktober 2022 nach 21 Jahren Ehe von dem Deutschen getrennt und den Umzug in eine neue Wohnung vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt habe das Paar schon mehr nebeneinander hergelebt, sagte der Vorsitzende Richter. Frühere Trennungsgedanken setzten die Eheleute jedoch nie in die Tat um. Die Ehe war in den Jahren zunehmend durch die diversen Krankheiten des Mannes belastet worden, der 2004 frühverrentet wurde. «Ich hatte immer Kraft für uns beide, aber die war irgendwann aufgebraucht», hatte die 52-Jährige, die Nebenklägerin in dem Prozess war, zu Verhandlungsbeginn als Zeugin ausgesagt. Die Frau sei glücklich mit der nun vollzogenen Trennung gewesen, der Mann habe damit gehadert, sagte der Vorsitzende Richter.

Am 2. Dezember hatte die Frau die Schlüssel zu ihrer neuen Wohnung bekommen, wie der Vorsitzende Richter schilderte. Sie ging den Angaben nach mit einer Bekannten auf den Weihnachtsmarkt. Wieder zurück in der noch gemeinsamen Wohnung mit ihrem Ehemann hatte sich die Frau an den Esstisch gesetzt und ein Brot gegessen. Sie dachte, ihr Mann holt ihr eine Zeitschrift. Stattdessen legte er ihr laut Richter das Nylonseil um den Hals. Sie habe noch ihren Schal getragen - «ein Umstand, der ihr möglicherweise das Leben rettete», sagte der Kammervorsitzende. Ihr gelang es - «offenbar, weil sie gerade von dem Brot abbeißen wollte» - mit der Hand Schal und Seil abzustreifen.

Es kam zu einem Kampf, bei dem der Mann immer wieder sagte, er werde sie umbringen. Die Frau wehrte sich den Angaben zufolge heftig. Spätestens als ihr Mann ihr mit der Hand die Luft abschnürte, habe sie Todesangst verspürt, sagte der Vorsitzende Richter. Als der 62-Jährige kurz innegehalten habe, sei es der zehn Jahre jüngeren Frau gelungen, ihn zurückzustoßen und zu einer Nachbarin zu flüchten.

Die Staatsanwaltschaft hat ebenfalls eine Haftstrafe von acht Jahren wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung gefordert, ebenso die Nebenklage. Die Verteidigung forderte eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung und bat um Verhängung einer bewährungsfähigen Strafe gebeten. Sie geht davon aus, dass der Angeklagte keinen Tötungsvorsatz gehabt hat.

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