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Wilson und Serebrennikow am Hamburger Thalia Theater

Wilson und Serebrennikow am Hamburger Thalia Theater

Wilson und Serebrennikow am Hamburger Thalia Theater

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow. Foto: Marcus Brandt/dpa/Archivbild

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In der kommenden Saison kehren zwei weltbekannte Regisseure ans Thalia Theater zurück. Aber das ist nicht die einzige Attraktion, um die Menschen wieder für das Theater zu begeistern.

In der kommenden Spielzeit kehren der amerikanische Regisseur Robert Wilson und der russische Regisseur Kirill Serebrennikow zurück ans Hamburger Thalia Theater. «Robert Wilson kommt nach über 20 Jahren zurück ans Thalia, und Kirill Serebrennikow ist mit zwei Inszenierungen sogar «artist in residence»», sagte Intendant Joachim Lux am Freitag in Hamburg. Wilson, der in den 1990er Jahren mit Arbeiten wie «The Black Rider» und «Alice» Erfolge feierte, zeigt zur Eröffnung der Spielzeit die Uraufführung «H - 100 seconds to midnight». Darin beschäftigt sich der 80-Jährige, inspiriert von Stephen Hawking und Etel Adnan, mit der Gattung Mensch und seiner Rolle im Universum.

Mit der Uraufführung von «Der Wij» beschäftigt sich Kirill Serebrennikow im Dezember unter dem Eindruck der gegenwärtigen Situation mit einer von Nikolaj Gogol aufgeschriebenen ukrainischen Volkssage, in der das Böse gebannt werden soll. Im Mai folgt eine Neuinterpretation von «Barocco. Ein musikalisches Manifest». Die Inszenierung, 2018 am Moskauer Gogolcenter per Fernregie aus dem Hausarrest entstanden, ist laut Thalia Theater «ein multimedialer Aufschrei gegen die Unterdrückung der Freiheit und vereint politischen Widerstand mit barocker Festkultur».

Serebrennikow war 2017 verhaftet und unter Hausarrest gesetzt worden. Bei einem umstrittenen Prozess wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern 2020 verurteilte ihn die russische Justiz zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe. Im Januar durfte der 52-Jährige überraschend für Proben nach Hamburg reisen. Wann er nach Russland zurückkehren kann, weiß er noch nicht. «Im Moment arbeite ich hier in Europa, weil es in Moskau aufgrund des Krieges nicht möglich ist», sagte Serebrennikow via Live-Schalte aus Amsterdam. «Aber ich würde niemals für immer sagen. Ich bin sicher, eines Tages werde ich nach Russland zurückkehren», sagte der 52-Jährige.

Die Lage an seinem Theater bezeichnete Lux im Moment als «fragil». «Wir sind akzeptabel durch die Corona-Zeit gekommen», sagte der Intendant. Aber im Moment mache die Zurückhaltung der Besucher der renommierten Bühne zu schaffen. Seit dem 24. Februar, dem Beginn des Ukraine-Krieges, sei der Kartenverkauf nahezu zum Stillstand gekommen. «Die Leute haben Angst und Sorge, halten ihr Geld zusammen, wissen nicht, wie es weiter geht.» Das sei sehr klar als gesellschaftliches Phänomen zu spüren. «Es darf keine sozialen Gründe geben, die Menschen vom Theater ausschließen», sagte Lux. Deshalb gäbe es am Thalia bereits Karten ab 11 Euro für ein junges Publikum. Außerdem habe man bis zum Ende der Spielzeit ein «9-Euro-Ticket» fürs Theater ins Leben gerufen.

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