Sønderjyllands Symfoniorkesters

Wagner: Konzert im Alsion

Wagner: Konzert im Alsion

Wagner: Konzert im Alsion

Jens Uwe Jessen
Sonderburg/Sønderborg
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Musiker des Sinfoniorchesters in Aktion Foto: Patricio-Soto

Chefdirigent Johannes Wildner ließ mit seinem Sinfonieorchester Richard Wagners Tristan und Isolde im Alsion erklingen. Jens Uwe Jessen war für unsere Zeitung dabei.

Beim ersten Oktoberkonzert des Sønderjyllands Symfoniorkesters Ende vergangener Woche im Sonderburger Alsion entführte der neue österreichische Chefdirigent Johannes Wildner die Zuhörer fesselnd in die Tristan-Welt Richard Wagners. Mit dem Vorspiel zur Oper Tristan und Isolde schufen seine Musiker einfühlsam die leidenschaftliche Stimmung, die die Handlung bis hin zum erlösenden Liebestod Isoldes durchzieht. 

Nach dem mit Spannung erwarteten Tristan-Akkord in den ersten zögerlichen Takten stimmten die Celli ihre unendlich liebliche Melodie an, um nach einem ausgewogenen Wechsel zwischen Streichern und Bläsern in zwei Pizzicato-Zupfern zu verhallen. In der dargebotenen Konzertversion schloss sich eine nach leidenschaftlichem Aufblühen auf friedvollem Durakkord endende Variante von Isoldes Liebestod an. 

Junge Stimme aus Schweden

Tristan-Anklänge dann auch im zweiten Konzertbeitrag: Nur schwer konnten sich die Besucher vom Bann des Vortrags der Wesendonck-Lieder Richard Wagners durch die junge schwedische Sopranistin Cornelia Beskow, vierfache Preisträgerin des Lauritz Melchior International Singing Competition 2017 in Aalborg, lösen. Wagner schuf die Musik zu den fünf Gedichten Mathilde Wesendoncks ursprünglich für Singstimme und Klavier. Später orchestrierte er das Lied „Träume“; die Instrumentation der übrigen Lieder stammt von Felix Mottl. Im ersten, von unbeirrter Zuversicht getragenen Lied „Der Engel“, unterstrich Cornelia Beskow das durch drei aufsteigende Tonschritte verdeutlichte Heben des Gebets gen Himmel mit einer Aufwärtsbewegung der Arme auch gestisch. 

Beim erregten Versuch, dem brausenden Rad der Zeit im zweiten Lied „Stehe still!“ Einhalt zu gebieten, übertrug die Sopranistin ihre Unruhe unausweichlich auf den Hörer, bis die Musik bei der Vorstellung „wenn Aug´ in Auge wonnig trinken, Seele ganz in Seele versinken“ zur Ruhe kam und bei den Worten „die Lippe verstummt in staunendem Schweigen“ zunehmend verebbte. Sparsame Instrumentation mit zarten Violinen in hoher Lage kennzeichnete Teile des dritten Liedes „Im Treibhaus“. 

Harmonisch wurde hier die schmachtende Tristan-Nähe deutlich. Das von der Sängerin geschilderte furchterregende „säuselnd Weben“ nach dem Scheiden der Sonne gewann durch leises Tremolo im Orchester etwas ungemein Anschauliches. Ein wunderschönes Bratschensolo bereicherte die zurückhaltende Passage. Großartige Stimmentfaltung bewies Cornelia Beskow im nächsten Lied „Schmerzen“, wo sie, begleitet von strahlenden Blechbläsern, die neu emporgestiegene Sonne als Siegesheld besang, und bei den Schlussworten „O wie dank ich, dass gegeben solche Schmerzen mir Natur“. 

Zwischen langem Orchester-Vor- und Nachspiel ließ die Sängerin im letzten Lied mit herrlich klangvoller Stimme wunderbare Träume erblühen, die erst nach üppiger Entfaltung und Blüte „sanft an deiner Brust verglühen, und dann sinken in die Gruft“.

Wagner vertonte dieses Sinken mit kleinen Tonschritten, zwischenzeitlichem Verweilen und wiederum an Tristan erinnernden betörenden Bläserharmonien im Nachspiel. Anhaltender Applaus honorierte die ausdrucksvolle Darbietung dieser im Schaffen Wagners leicht zugänglichen Lieder.

Ein Held wird geboren

Mit einem Sprung in die Wiener Klassik spielten die Sinfoniker im zweiten Konzertteil Beethovens 3. Sinfonie, die „Eroica“. Das Heroische, basierend auf einem Dreiklangsthema in Es-Dur, bildet die zentrale Aussage des Kopfsatzes. Während Beethoven anfangs vor allem die glorreiche Erscheinung des Helden schildert, schlägt die Durchführung über weite Strecken deutlich kriegerische Töne an. Die hiermit verbundenen grellen Dissonanzen und insbesondere die 6 unbarmherzigen Orchesterschläge konnten den Hörer erschauern lassen. 

Eine Weiterentwicklung des heroischen Themas mit raffinierten fugenartigen Ansätzen brachte den Satz klanggewaltig zum Abschluss. Der sich anschließende Trauermarsch ließ im Blech abermals das Heldische aufleuchten, war aber geprägt von düsterer Klage, die im Mittelteil ein wenig Aufhellung erfuhr. Kontrapunkt, Gegenbewegung und dynamische Gegensätze kamen kunstvoll zum Einsatz. 

Ein gelungenes Detail war eine Überleitung zum Hauptthema vom zartestem Pianopianissimo der ersten Violinen zum schroffen Fortissimo der Bässe. Abgerissene Melodiefragmente bildeten wie ein Schluchzen das wehmütige Ende des Satzes. Mit bewundernswerter Leichtigkeit stimmte das Orchester das von Drängen und Rastlosigkeit beherrschte Scherzo an. Einen genussreichen Gegensatz bildeten die von Schönheit leuchtenden Hörner- und Holzbläserklänge im Trioteil. 

Der abschließende umfangreiche Vatiationssatz hielt den Hörer ständig in Atem. Kontrapunktische Feinheiten wechselten mit bald tänzerischen, bald ins Ungarische abschwenkenden Passagen. Von der Oboe träumerisch eingeleitet stürmte das Finale in jubelnder Lebensfreude seinem Ende zu. 

Stürmisch war auch der Beifall für das wandlungsfähige Spiel der Sinfoniker und die feinfühlig durchdachte musikalische Leitung Johannes Wildners, dem man anmerkte, mit der Wiener Klassik zutiefst vertraut zu sein.

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