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Nach dem Abi durch das Nadelöhr: Malou will Hobby und Beruf verbinden

Nach dem Abi durch das Nadelöhr: Malou will Hobby und Beruf verbinden

Nach dem Abi: Malou will Hobby und Beruf verbinden

Alena Rosenberg Praktikantin
Gravenstein/Gråsten
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Einen genauen Studienplan hat Malou noch nicht, aber sie hat einen garantierten Platz an der Architekturschule Aarhus. Foto: Alena Rosenberg

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Sie wohnt in Gravenstein, doch das ändert sich bald. Die 19-jährige Malou Engel wird nach Aarhus ziehen und dort an der Architekturschule studieren. Sie ist glücklich, den schweren Bewerbungsprozess geschafft zu haben.

In ihrer Freizeit zeichnet Malou gerne und beschäftigt sich auch kreativ mit ihrem Freundeskreis. Zum Beispiel näht sie auch gerne oder bastelt mit ihren Freundinnen und Freunden. Deshalb stand für sie fest, dass sie etwas Künstlerisches studieren möchte. 

Um später bessere Berufsmöglichkeiten zu haben, hat sich Malou an der Architekturschule Aarhus beworben – und ist aufgenommen worden. Früher wollte sie Meeresbiologin werden, doch dieser Plan ist im Sande verlaufen. „Ich habe im Laufe der Gymnasienzeit überlegt, wie ich Hobby und Beruf miteinander verknüpfen kann“, sagt sie.

Malou ist mit der deutschen und der dänischen Sprache aufgewachsen. Ihr Vater ist aus Deutschland, ihre Mutter ist Dänin. Zu der Geschichte der deutschen Minderheit hat ihre Familie aber, laut eigener Aussage, keinen Bezug. Im vergangenen Jahr hat die 19-Jährige ihr Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade (Aabenraa) gemacht. 

Wie bewirbt man sich für eine künstlerische Ausbildung?

Für künstlerische Studiengänge gibt es weniger Plätze als Studieninteressierte. Daher müssen Schulen wie die Architekturschule Aarhus auswählen. Wie Malou berichtet, haben die Bewerberinnen und Bewerber Hausaufgaben von der Bildungsstätte bekommen, die später bewertet werden. 

So musste Malou zum einen Fotos von Oberflächen machen, sie einem Thema unterordnen und ein Schema erstellen. Außerdem gab es einen Text, der die veränderte Stimmung in einem Haus beschrieb. „Man kennt das, wenn man bei Oma zu Besuch ist und es kommt einem vertraut vor, die Anordnung der Möbel und die Dekoration“, erklärt Malou. Sie hat dazu eine Bleistift- und eine Finelinerzeichnung angefertigt, um verschiedene Zeichentechniken zeigen zu können. Die letzte Aufgabe war das Designen von Modulen, aus denen eine sechsseitige Konstruktion gebaut werden musste. 

Die Aufgaben waren für den Zeitraum von einem Wochenende angelegt, für jede Aufgabe gab es einen Rahmen von einer gewissen Stundenzahl. 

Das ist Malous Konstruktion. Das Ausschneiden hat hier am längsten gedauert, verrät sie lachend. Foto: Malou Engel

Wer für die Hausaufgaben genug Punkte bekommen hatte, wurde zu den Prüfungen vor Ort in Aarhus eingeladen. Die streckten sich über zwei Tage. „Die haben richtig gute Sandwiches, große Empfehlung“, erzählt Malou lachend. 

Auch in dieser Prüfung gab es mehrere Aufgaben – eine Collage erstellen oder das Wurzelwerk eines Baumes aus dem Kopf zeichnen. Die Zeichnung musste mit Kohle angefertigt werden. Das hat Malou vor eine Herausforderung gestellt. „Das war schlimm, ich hasse Zeichenkohle. Einmal weil es sich nicht gut anfühlt, und das Geräusch beim Zeichnen ist unangenehm. Deshalb waren die drei Stunden Horror für mich.“ Aber mit Kopfhörern sei das erträglicher gewesen, verrät Malou.

Neben den Einzelarbeiten musste auch Teamwork bewiesen werden. Vor Ort waren, nach Malous Einschätzungen, fast ausschließlich Dänen, bis auf einen Norweger und einen Schweden, in ihrem Team. Ihre Gruppe habe sich auf Englisch verständigt, das sei bei der knappen Zeit am einfachsten gewesen, so Malou.

Für mich zählt nur, dass ich einen Platz bekommen habe

Malou Engel

Nach den abgeschlossenen Prüfungen erhielten die Bewerberinnen und Bewerber eine Punktzahl per Mail, die zwischen eins und zehn lag. Wer fünf Punkte oder mehr erreicht, ist angenommen. Malou hat fünf Punkte bekommen. Sie ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich weiß, dass ich mit mehr Zeit besser gewesen wäre. Die Punkte sind okay, ich weiß, dass da Baustellen waren. Für mich zählt nur, dass ich einen Platz bekommen habe“, schildert Malou. 

Ein Platz an der Architekturschule ist ihr also sicher, ein genauer Plan kommt aber erst ein paar Tagen. Malou freut sich auf das Studium, weil sie dort auch künstlerisch aktiv ist und die Kurse weniger technisch sind. Doch auch die technischen Aspekte machen ihr Spaß. In der Schule gehörten Mathe und Physik zu ihren Lieblingsfächern. 

Aktuell sucht Malou eine Wohnung in Aarhus. Sie will sich das Studium über die Statens Uddannelses støtte (SU) finanzieren. „Ich werde es versuchen, und wenn es nicht reicht, werde ich arbeiten gehen.“ Malou rechnet aber damit, dass das Studium viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Das Studieren ist kostenlos, aber Malou muss sämtliche Materialien selber kaufen.

Malou hat immer schon gerne gezeichnet oder ist anders kreativ geworden. Am liebsten arbeitet sie aber in Gesellschaft, um sich bei Bedarf Input holen zu können. Foto: Alena Rosenberg

Was erwartet Malou von ihrem Studium?

Fachliche Anforderung an das Studium hat Malou nicht, sie erwarte aber, alles zu lernen, was sie als zukünftige Architektin braucht. Viel mehr möchte Malou einen Austausch mit ihren Kommilitonen finden, sodass man voneinander lernen kann.

In welche Richtung sie ihr Studium lenken wird, lässt sich Malou noch offen. Sie würde aber später gerne mal eine Schule oder ein Krankenhaus bauen. Die organisatorischen Aspekte interessieren sie. 

Vor der Prüfung in Aarhus hat Malou bereits ein Interview in Kolding und eine digitale Prüfung in Kopenhagen überstanden. Daher war sie bei Prüfungsantritt weniger aufgeregt. Der Anblick der vielen Mitbewerberinnen und -bewerber habe sie nicht eingeschüchtert, eher angespornt. „Ich wusste, dass ich hier mein ganzes Können zeigen muss. Außerdem habe ich mir bewusst gemacht, dass ich es schon fast geschafft habe, das muss man sich immer wieder einreden.“

Bald geht es für Malou also richtig los. Eine Zukunftsvorstellung hat sie aber: irgendwann mit einer kleinen Architekturfirma selbstständig sein. Das kann sich aber während des Studiums ändern, verrät sie. 

Was ist Statens Uddannelses støtte (SU)?

SU ist eine finanzielle Stütze vom dänischen Staat, ähnlich wie das BAföG in Deutschland. Die dänische Variante ist aber unabhängig vom Einkommen der Eltern und muss nicht zurückgezahlt werden.

Die Voraussetzungen für SU sind:

  • Herkunft aus einem EU-Land
  • Ein Vollzeitstudium in Dänemark
  • Eine vertraglich festgehaltene Arbeit von über elf Stunden in der Woche
  • Keine Förderung vom Heimatstaat 

Die monatliche Summe beträgt 6.090 Kronen, also etwa 820 Euro (Stand 2023).

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