Kriegsgräberpflege

Einst bittere Gegner, heute Kameraden mit einer Mission

Einst bittere Gegner, heute Kameraden mit einer Mission

Einst bittere Gegner, heute Kameraden mit einer Mission

Sonderburg/Sønderborg
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Oberleutnant zur See, Harald Wagner, bei einem der vielen Denkmäler, die wieder hergerichtet wurden. Foto: Eggert Mumberg

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Der 15. Trinationale Kriegsgräbereinsatz in Nordschleswig wurde am Grab von zwei tapferen dänischen Soldaten abgeschlossen. Ein schöneres Zeichen für Völkerverständigung kann es nicht geben, so Harald Wagner in der Abschlussrede.

14 fleißige Männer aus Dänemark, Österreich und Deutschland durften in den vergangenen zwei Wochen hauptsächlich in der Sonderburger Gegend schuften. Sie haben Grabsteine und Kreuze gereinigt und mit gespitzten Pinseln wieder beschriftet, Büsche und Bäume beschnitten und Gitter gestrichen. Unter den Fahnen des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, des österreichischen Schwarzen Kreuzes und Forsvarsministeriets Krigergravtilsyn haben sie ein wichtiges Stück Kriegsgeschichte wieder hergerichtet.

Die teils von weither angereisten Männer waren bei ihrem Einsatz in Nordschleswig in der Kaserne Seegaard (Søgaard) untergebracht. Jeden Morgen standen sie vor der Garage 27 und warteten auf den Transport zu den verschiedenen Aktivitäten. 33 Grabstätten wurden an diversen Tagen mit konzentrierten Arbeitseinsätzen restauriert.

Alte Hasen im Geschäft

„Sie sind alle alte Hasen in dem Geschäft. Sie haben eine sehr ruhige Hand, damit sie selbst die feinsten Linien nachzeichnen können. Einige haben ihren Pinsel sogar mit einer Schere gespitzt“, berichtet der Sonderburger Eggert Mumberg, der Beauftragte des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Er war überall dabei, konnte selbst aber wegen gesundheitlicher Herausforderungen nicht tatkräftig mit dabei sein.

Ein Kriegerdenkmal auf dem Friedhof von Nübel Foto: Eggert Mumberg

Der 83-Jährige war zum ersten Mal bei einem trinationalen Kriegsgräbereinsatz dabei. Er freute sich: „Wir haben hier ja viele Gräber und Gedenksteine, die einer Pflege bedürfen. Das wurde nun gemacht.“ Nicht nur Mumberg freute sich. „Die Leute waren unglaublich hilfsbereit, wenn wir Werkzeug benötigten“, sagt er. In Nübel (Nybøl) hat ein Maurer den Reservisten einen Lift geliehen, damit auch der oberste Teil eines Obelisken bemalt werden konnte.

Ein volles Programm

Auf dem Programm der Truppe standen unter anderem auch ein Rundgang im Deutschen Museum Nordschleswig, ein Gespräch mit dem Sonderburger Bürgermeister Erik Lauritzen und Besuche des Fregattenkapitäns und Militärattachés der deutschen Botschaft, Michael Sichler, sowie des Chefs der Kriegsgräberstätteninspektion. Sichler überreichte der Truppe einige Flaschen Paulaner-Bier aus München.

Dass meine Kameraden aus Dänemark und Österreich heute mit uns Deutschen hier an derselben Stelle stehen, an der zwei tapfere Dänen am 9. April 1940 ihr Leben bei der Verteidigung ihrer Freiheit verloren, bedeutet mir sehr viel. Ein schöneres Zeichen für die Völkerverständigung kann es kaum geben.

Harald Wagner, Oberleutnant zur See

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge beaufsichtigt im Auftrag der deutschen Botschaft in Kopenhagen 142 Grab- und Gedenkstätten. Im südlichen Dänemark hat das dänische Pendant „Forsvarets Krigergravtilsyn“ ungefähr 500 Grab- und Gedenkstätten zu betreuen.

In der Schanze 2, auf den Friedhöfen in Ulkebüll (Ulkebøl), Marienkirche, Düppel (Dybbøl) und Westersatrup (V. Sottrup) liegen Soldaten, die auf Düppel für ihr Land kämpften und dies mit ihrem Leben bezahlten. Nun haben Männer aus genau diesen sich damals bekriegenden Ländern eine Mission: Sie wollen, dass die Gefallenen nie in Vergessenheit geraten.

Kranzniederlegung in Hockerup

„Heute stehen wir hier, Kameraden aus allen drei Ländern, und pflegen die Gräber unserer Vorfahren, die sich hier bekämpften“, so Oberleutnant zur See, Harald Wagner, in seiner Ansprache beim Abschluss der Aktion.

Kriegerdenkmal in Nübel. Die Renovierung des Kreuzes kostete 14.375 Kronen oder 1.930 Euro. Foto: Eggert Mumberg

Auf Eggert Mumbergs Vorschlag hin wurde der 15. Trinationale Krieggräbereinsatz an den Gräbern zweier dänischer Soldaten auf dem Friedhof bei Hockerup (Hokkerup) mit einer Kranzniederlegung abgeschlossen.

„Dass meine Kameraden aus Dänemark und Österreich heute mit uns Deutschen hier an derselben Stelle stehen, an der zwei tapfere Dänen am 9. April 1940 ihr Leben bei der Verteidigung ihrer Freiheit verloren, bedeutet mir sehr viel. Ein schöneres Zeichen für die Völkerverständigung kann es kaum geben. Ich habe nichts als Respekt und tief empfundene Anerkennung für diese Geste und danke euch von Herzen“, so Harald Wagner in seiner Ansprache. Er nannte den Angriff auf die dänischen Nachbarn 1940 „einen Fehler“.

Ein würdiger Abschluss

Eggert Mumberg freut sich über diese Geste: „Es war ein sehr würdiger Abschluss“, stellt er dankbar fest. Über die Hilfe aus dem Ausland freute er sich. Nun ist unter anderem das Klinke-Denkmal in der Schanze 2 stabilisiert und alle Steine neu bemalt. Jetzt fehlt nur noch die stark verrostete Pforte, die bei einem Schmied in Auenbüll wieder hergerichtet wird.

In zwei Jahren wird der 16. Trinationale Krieggräbereinsatz die fleißigen Helfer nach Österreich bringen.

In Ausgangsuniformen wurde in Hockerup die Aktion in Nordschleswig abgeschlossen. Foto: A. Hjarnaa
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