Gerichtsurteil

Lange Haftstrafen für junge Amphetamin-Produzenten

Lange Haftstrafen für junge Amphetamin-Produzenten

Lange Haftstrafen für junge Amphetamin-Produzenten

Sonderburg/Sønderborg
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Das Gericht in Sonderburg Foto: Karin Riggelsen

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Das Sonderburger Stadtgericht hat ein Urteil über zwei der drei Produzenten von Amphetamin in einem Sommerhaus auf Südalsen gefällt: Die jungen Männer wurden für 23 Jahre ins Gefängnis geschickt.

Mikkel Madsen Mehlberg hatte einen festen Job bei einem Installateur. Casper Olesen wollte Seemann werden und war auch schon in einer Fachschule aufgenommen worden. Mehlberg hatte, abgesehen von einer Hehlerei, ein sauberes Führungszeugnis. Casper Olesen war zu ein paar Bußgeldern wegen Drogen verurteilt worden.

Ihre Zukunftspläne müssen sie nun für viele Jahre ad acta legen. Der Grund: Die beiden haben auf Südalsen (Sydals) in einem Sommerhaus große Mengen von Amphetamin hergestellt. Am Montag hat das Sonderburger Stadtrgericht den 21-jährigen Sonderburger Mehlberg und den 24-jährigen Olesen aus Hadersleben (Haderslev) wegen des schweren Verstoßes gegen das Drogengesetz für schuldig befunden und zu langen Haftstrafen verurteilt.

Mehlberg und Olesen wurden nach zwei Verhandlungstagen zu jeweils 14 Jahren und zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. „Hier dreht es sich um einen sehr gefährlichen Stoff“, so die Richterin Margit Østergaard Laub bei der Urteilsverkündung. Mikkel Madsen Mehlberg war durchweg voll geständig. Bei seiner Festnahme wurde außerdem ein Kilo Kokain sichergestellt. Er gab zu, dass er auch mit dieser Droge handeln wollte. 

Casper Olesen hatte von Anfang seine Hilfe bei der Produktion von Amphetamin abgestritten. Neben neun Jahren Gefängnis muss er zudem ein Bußgeld von 10.000 Kronen zahlen. Wegen Drogen am Steuer wurde dem Haderslebener der Führerschein für drei Jahre auf Bewährung entzogen. 

Ein dritter, möglicher Mitschuldiger, der am Freitag festgenommen wurde, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Sonderburger Stadtgericht verteidigen müssen.

Kein Einbruch, aber Drogen

Die Staatsanwältin Mathilde Pi Holst ließ den Beginn der Aktion noch einmal Revue passieren. Sie erzählte, wie die Polizei am 31. März das Sommerhaus in Skovmose wegen eines Tipps des möglichen Einbruchs durchsuchen wollte.

Bei der Ankunft der Beamten flüchteten drei junge Männer. Zwei von ihnen, die beiden Verurteilten, wurden festgenommen. Der Dritte wurde erst am Freitag in Apenrade (Aabenraa) geschnappt. Im Sommerhaus fanden die Polizisten diverse Geräte für die Produktion von Amphetamin. Mikkel Madsen Mehlberg gab zu, dass mit der Produktion der Amphetamin-Präparate Geld verdient werden sollte.

Staatsanwältin: Er wusste Bescheid

Casper Olesen, der alles abstritt, hatte laut Staatsanwaltschaft Bescheid gewusst. So war er am Tag zuvor beim Erwerb von zwei Lagerkästen bei Bilka und bei der Etablierung einer großen Gefriertruhe in der Stube gesehen worden. 

Seine DNA war zwar nur an einer Zigarettenkippe in der Stube des Sommerhauses gefunden worden. „Aber er wusste, was dort passierte“, so Mathilde Pi Holst. In dem ganzen Haus lagen Hinweise auf die Produktion: Atemschutzgeräte, Wannen und Lappen. In dem Sommerhaus rauchte es bei der Produktion so kräftig, dass der Rauchmelder Alarm schlug. Im ganzen Haus roch es laut der Polizei kräftig nach Amphetamin.

Bei Beweisen hapert es

Der 24-jährige Casper Olesen stritt unter anderem die Amphetamin-Produktion auf Südalsen rigoros ab. Er war lediglich im Sommerhaus gewesen, um dort mit seinen Freunden „zu chillen“, wie sein Anwalt Klaus Ewald in seinem langen Plädoyer erklärte. Olesen hatte nicht gewusst, dass in dem Sommerhaus 40 Liter flüssiges Amphetamin zu Drogen verwandelt wurden.

Ich bereue alles, was ich getan habe. Die Strafe werde ich aber mit erhobenem Haupt empfangen.

Mikkel Madsen Mehlberg, Drogen-Produzent

„Bei den Beweisen hapert es“, stellte Ewald fest. Sein Mandant hatte auch nicht Bescheid gewusst, als ihm am Sonderburger Bahnhof eine Tasche mit zehn Kilo Amphetamin übergeben wurden. „Die Rechtssicherheit muss eingehalten werden, nicht zuletzt bei einer so jungen Person wie meinem Mandanten“, so der Rechtsanwalt.

Eine ungewöhnliche Angelegenheit

Auch der Anwalt von Mikkel Madsen Mehlberg sprach von „einer recht ungewöhnlichen Angelegenheit“.

„Er hat vorher nichts verbrochen, und er ist nur 21 Jahre alt. Was für eine Gesellschaft wünschen wir uns? Für die Strafe, die die Staatsanwaltschaft vorschlägt, würde das zu einer Rechnung von 14 Millionen Kronen führen. Er lief damals davon mit seinen Händen in Handschellen. Er hat anschließend darüber nachgedacht und ist anschließend freiwillig zum Sommerhaus zurückgekehrt und hat alles zugegeben. Ihm wäre besser mit zehn Jahren Haft gedient, davon sollte die Hälfte zur Bewährung ausgesetzt werden. Das wäre viel besser und würde ihn den Rest des Lebens straffrei halten“, so der Anwalt Ib Gorm Pedersen.

Casper Olesen wusste Bescheid

Der 21-Jährige Mikkel Madsen Mehlberg hatte vor der Urteilsverkündung nur einen Kommentar: „Ich bereue alles, was ich getan habe. Die Strafe werde ich aber mit erhobenem Haupt empfangen“, meinte er.

Das Schöffengericht war sich völlig einig gewesen: Casper Olesen hatte gewusst, was im Sommerhaus in Skovmose passiert. So hatte er sich aktiv an der Vorbereitung der Aktion beteiligt. Er hatte unter anderem Gummihandschuhe, Waschlappen und Plastikboxen erworben und auch für eine Gefriertruhe gesorgt, die in der Stube aufgestellt wurde. 

Casper Olesen ging in Berufung. Er will vom Westlichen Landesgericht in Bezug auf die Amphetamin-Fabrikation freigesprochen werden. Mikkel Madsen Mehlberg bat um Bedenkzeit.

Beide wurden nach der Gerichtsverhandlung wieder zurück in die Gefängnisse gebracht. Vorher wurden sie aber im Gericht noch von ihren Angehörigen in den Arm genommen. Einige der Familienangehörigen mussten nach der Verkündung der Urteile weinen.  

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