Lokale Wirtschaft

Neues Geschäft: regional, biodynamisch und ohne Verpackung

Neues Geschäft: lokal, biodynamisch und ohne Verpackung

Neues Geschäft: lokal, biodynamisch und ohne Verpackung

Sonderburg/Sønderborg
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Maud Martin und Veronique Delhalle in ihrem Laden Kolibri Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Zwei Geschäftsfrauen aus Belgien und Frankreich haben den Unverpackt-Laden „Kolibri“ an der Perlegade 12B eröffnet. Dort werden die losen Waren abgewogen.

Ob frisches knackiges Gemüse, Linsen, Humus, Kräuter, Pesto, Reis, Pasta, Nüsse oder Obst. Oder auch dekorative Getränkebehälter und Stoffprodukte sowie Wollknäuel. In dem neuen Unverpackt-Laden neben dem Restaurant NUS gibt es seit Kurzem eine breite Auswahl an diversen biodynamischen Zutaten.

„Kolibri“ steht für ein bewusstes Einkaufen, wie auch auf der Homepage hervorgehoben wird. Die beiden Gründerinnen sind die Belgierin Veronique Delhalle und Maud Martin aus Paris. Sie sind vor einigen Jahren nach Dänemark gezogen und in ihrer Heimat mit ganz anderen Einkaufsmöglichkeiten aufgewachsen.

Kolibri von außen Foto: Ilse Marie Jacobsen

Zu viel Abfall

„Wo wir herkommen, da gab es Märkte, und alles konnte immer lose gekauft werden. Hier ist alles eingepackt, man muss immer eine gewisse Menge abnehmen. Das Resultat sind große Mengen von Lebensmittel- und nicht zuletzt auch viel Plastikabfall“, stellt Veronique Delhalle fest.

Wo wir herkommen, da gab es Märkte, und alles konnte immer lose gekauft werden. Hier ist alles eingepackt, man muss immer eine gewisse Menge abnehmen. Das Resultat sind große Mengen von Lebensmittel- und nicht zuletzt auch viel Plastikabfall.

Veronique Delhalle, Kolibri Sonderburg

Maud Martin pflichtet ihr bei: „Das ist nicht logisch. Selbst wenn man Bio-Produkte kauft, sind die in Plastik eingepackt. Man kann an den Sachen weder riechen noch sie befühlen“, so die Pariserin.

Unverpackt oder auf dem Markt

Die beiden Frauen lieben das Kochen und sind zum Einkaufen schon öfter nach Flensburg gefahren, um sich dort mit frischen Produkten direkt vom Markt zu versorgen. Unter anderem in Norddeutschland gibt es auch schon diverse Unverpackt-Läden. „Dort sind sie offenbar ein wenig weiter mit solchen Dingen, als wir hier“, meint Delhalle und lächelt.

Um sich auf den etwas anders gestalteten Laden gut vorbereiten zu können, schauten die beiden Freundinnen sich in Flensburg, Harrislee, Aarhus und Ry um.

Bei Kolibri bestimmen die Kunden die Mengen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Seit März liefen die Vorbereitungen für „Kolibri“, dem relativ kleinen Geschäft, wo der Preis nach dem Gewicht eines Produkts geht. Dort können die Kunden sich eine Tüte oder ein Glas kaufen, das Glas wiegen und anschließend mit der gewünschten Ware füllen. Und erneut wiegen. Ist es leer, kann ein Glas wieder aufgefüllt und wieder nach Gewicht bezahlt werden. Wer möchte, kann auch ein Gefäß von zu Hause mitbringen.

Fantastische Lage

Das neue Geschäft in der Perlegade 12B hat erst Anfang vergangener Woche aufgemacht. „Hier liegen wir genau richtig. Fantastisch gut“, stellt Veronique Delhalle fest. Im Innern duftet es nach Kräutern, frischem Gemüse und Früchten. Ein Willkommensschild auf dem Bürgersteig vor dem Laden lockt immer wieder Kundschaft an. Die große Eingangstür bleibt bei den behaglichen Sommertemperaturen tagsüber von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Veronique Delhalle (l.) und Maud Martin Foto: Ilse Marie Jacobsen

 „Kolibri“ setzt auf frische Waren der nahe gelegenen Höfe, um das Klima so wenig wie möglich zu belasten. „Bei uns wird es im Winter daher keine Tomaten geben“, verspricht Veronique Delhalle.

Das lokale Geschäft unterstützen

Eine Kundin geht gezielt zu den großen Kästen mit frischem Gemüse. Das Gemüse, die Kartoffeln, Zwiebeln und Zucchini kommen hauptsächlich aus Nordschleswig. „Ich war schon mal hier – und ehrlich gesagt: Je weniger Plastik, desto besser! Das Geschäft ist eine sehr gute Alternative, und ich werde wieder herkommen. Ich war schon mal beim Markt in Flensburg. Aber ich will doch lieber etwas Lokales unterstützen“, meint die Frau, die mir nur ihren Vornamen Birgitte nennen wollte.

Maud Martin ist vor fünf Jahren mit ihrer Familie von Paris nach Sonderburg gezogen. Die Kinder sind heute sechs und elf Jahre alt. „Ich wollte einfach mehr Zeit mit ihnen verbringen, und das Großstadtleben ist stressig. Hier gibt es einfach mehr ,hygge’ und Lifestyle. Hier haben wir alles, die Gesellschaft und die Natur - heute bin ich näher an meinen Werten“, sagt sie.

Viele schauen sich das neue Geschäft in der Perlegade an. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Veronique Delhalle kam 1998 als Austauschstudentin der Süddänischen Universität nach Sonderburg. Sie wünscht sich übergeordnet einen Verbrauch mit mehr Sinn. Lebensmittelentsorgung ist eine schlimme Sache: „Ich bin für bessere Qualität. Man soll einfach ein besseres Verständnis erhalten.“ Veronique Delhalle hat zwei Töchter.

Salate Foto: Ilse Marie Jacobsen
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Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
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