Geschichte

A. P. Hansen erhielt ein Geschenk der besonderen Art

A. P. Hansen erhielt ein Geschenk der besonderen Art

A. P. Hansen erhielt ein Geschenk der besonderen Art

Sonderburg/Sønderborg
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Die Skulptur an der Jernbanegade Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Der frühere Bürgermeister hat seit Kurzem eine Trillerpfeife, die dem früheren stadtbekannten Original „Martin med fløjten“ gehörte. Was soll mit diesem Kleinod passieren?

Seit November 2011 steht Vibeke Fonnesbergs große Bronzekulptur „Martin med fløjten“ an der Ecke Jernbanegade und Sankt Jørgens Gade. Einer, der sich besonders für die Bewahrung dieser ganz besonderen Geschichte Sonderburgs einsetzte, war der frühere Bürgermeister A. P. Hansen. „Martin med fløjten“ war arm, aber er wurde einst als der populärste Mann in ganz Sonderburg gekürt.

„Ich bin oft von anderen Leuten gefragt worden, wo seine Trillerpfeife wohl abgeblieben war. Aber das wusste niemand“, so A. P. Hansen augenzwinkernd. Für ihn gab es deshalb vor einigen Wochen eine große Überraschung: Der Sohn des früheren Pflegeheimleiters in Ulkebüll überreichte ihm eine kleine schwarze Zugflöte mit einem königlichen Logo.

Sie war es

Die kleine Pfeife hatte in dem mit Antiquitäten gespickten zu Hause von Herbert Dethlefsen in Erteberg (Ertebjerg) gelegen, der vor einigen Monaten verstarb. Das war sie – die Pfeife von  „Martin med fløjten“. Auf der kleinen Karte hatte Dethlefsen einige Notizen niedergeschrieben.

A. P. Hansen mit der Trillerpfeife Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Das hätte ich mir ja nie träumen lassen. Ob ich mich gefreut habe? Aber ja doch“, erklärt der frühere Bürgermeister gutgelaunt.

A. P. Hansen hat „Martin med fløjten“ nicht gekannt, ihn aber öfter auf den Straßen gesehen und viel von ihm gehört.

„Er war ein Einzelgänger“, so A. P. Hansen. Er weiß, dass Martin Jørgensen in seiner ersten Zeit in Sonderburg Trompete spielte, aber das konnten die Bewohner nicht aushalten. So griff der Vagabund zur Trillerpfeife.

Das hätte ich mir ja nie träumen lassen. Ob ich mich gefreut habe? Aber ja doch.

A. P. Hansen, ehemaliger Bürgermeister Sonderburg

Was nun mit dieser Trillerpfeife passieren soll, das weiß A. P. Hansen noch nicht. „An die Skulptur kann sie ja nicht gehängt werden“, meint er lächelnd. Er bittet daher alle um einen Vorschlag, was mit der geschichtsträchtigen schwarzen Pfeife passieren sollte. Wer einen guten Vorschlag hat, darf sich gerne bei A. P. Hansen unter Tel. 2177 4123 melden.

Stadtbekannt und geschätzt

„Martin med fløjten“ (1884-1976) – sein Name war Martin Jørgensen – hatte nicht viel Geld. Aber trotzdem war der Mann mit dem Wägelchen am Alsensund in den 40er-, 50er- und 60er-Jahren ein stadtbekannter und sehr geschätzter Mann. Wenn der Mann mit der trillernden Pfeife angerollt kam, konnten die Bewohnerinnen und Bewohner in Sonderburg ihr altes Eisen abliefern. Das Metall verkaufte er weiter und verdiente so sein Geld.

Die Kindheit des Lumpensammlers in Silkeborg war nicht einfach. Die Mutter starb mit 42 Jahren im Armenhaus und ihre drei Kinder blieben dort, weil der Vater Silkeborg verließ. Als junger Mann, mit 18 Jahren, wurde Martin Jørgensen zum Landstreicher, der sich mit Bettelei, in Armenhäusern oder auf Arbeitsanstalten durchschlug. 40 Jahre lang führte er ein instabiles Leben.

Die Skulptur „Martin med fløjten“ Foto: Ilse Marie Jacobsen

Arbeitsanstalt in Ulkebüll

1937 tauchte der Landstreicher in Apenrade (Aabenraa) auf. Er war betrunken und wurde sofort festgenommen. Die Sozialbehörde schickte ihn anschließend in eine Arbeitsanstalt in Ulkebüll (Ulkebøl). 1944 erhielt er seine eigene Unterkunft im Kriegshafen von Ulkebüll. Dort begann er mit seinem mobilen Eisenhandel.

Alle kannten und schätzten ihn. 1949 wurde „Martin med Fløjten“ zur populärsten Person in Sonderburg gewählt. Er erhielt 1.152 Stimmen, während der damalige Bürgermeister, Anders Andersen, mit 125 Stimmen Nummer zwei wurde.

Martin Jørgensen hatte im Alter eine Sehschwäche, 1962 zog er zu Midde und Verner Pedersen nach Fünenshaff (Fynshav), mit ihnen nach Brunsnis (Brunsnæs) und dann wieder nach Sonderburg. „Martin med Fløjten“ wurde 91 Jahre alt.

Die Trillerpfeife von „Martin med fløjten" Foto: Ilse Marie Jacobsen
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